Tod von Tyre Nichols: Videos zeigen Tritte und Schläge von US ...

28 Jan 2023

Dieser Fall bewegt ganz Amerika.

Der ehemalige FedEx-Fahrer Tyre Nichols (29) gerät in Memphis, USA, in eine Verkehrskontrolle, wird von Polizisten brutal angegriffen. Fünf Beamte, die wie ihr Opfer Afroamerikaner sind, besprühen ihn mit Pfefferspray, treten und schlagen auf ihn ein. Drei Tage später stirbt Nichols.

Nun sind Bodycam-Aufnahmen veröffentlicht worden, die den grausamen Übergriff dokumentieren.

Tyre Nichols starb im Alter von 29 Jahren

Tyre Nichols starb im Alter von 29 Jahren

Das Video zeigt schockierende Szenen: Unmittelbar nachdem Nichols angehalten worden ist, schreien die Polizisten auf ihn ein, rufen Drohungen und befehlen ihm, aus dem Auto auszusteigen.

„Ich habe nichts getan“, hört man Nichols verzweifelt flehen. Während er seine Unschuld beteuert, zwingen ihn die Beamten auf den Boden.

Tyre Nichols ruft nach seiner Mutter

Impulsiv versucht Nichols, sich loszureißen und zu befreien, während die Polizisten versuchen, ihn mit Pfefferspray und Teasern zu stoppen. Schnell wird er eingeholt, erneut zu Boden gebracht und von zwei Beamten festgehalten.

Dann beginnt ein dritter Polizist, auf Nichols‘ Kopf einzutreten. Nichols ruft wiederholt nach seiner Mutter, bittet um Hilfe – doch bekommt er nicht. Ein weiterer Polizist zieht einen Schlagstock und prügelt wahllos auf den jungen Vater ein. Nun schlagen auch andere Kollegen zu, immer und immer wieder.

Nichols leistet keinen Widerstand. Als er sich kaum noch bewegt, bringen ihn die Beamten zu einem Polizeiauto, lehnen ihn gegen die Fahrzeugtür.

Regungslos und gefesselt lehnt Tyre Nicols an der Fahrzeugtür eines Polizeiwagens

Regungslos und gefesselt lehnt Tyre Nichols an der Fahrzeugtür eines Polizeiwagens

Die Tat soll sich am 7. Januar ereignet haben. Laut US-Medienberichten soll das schwer verletzte Opfer zunächst keine medizinische Hilfe erhalten haben.

In den Medien kursieren bereits Vergleiche mit dem Horror-Prügel-Video von Rodney King im Jahr 1991. Ein späterer Freispruch der Polizisten hatte zu einer der schlimmsten Rassenunruhen der US-Geschichte geführt. Bezirke in Los Angeles brannten tagelang.

Auch in Memphis gehen Hunderte Menschen auf die Straße, um für Gerechtigkeit für Tyre Nichols zu sorgen.

„Justice for Tyre“ steht auf den Plakaten der Demonstranten – sie wollen Gerechtigkeit für den jungen Mann

„Justice for Tyre“ steht auf den Plakaten der Demonstranten – sie wollen Gerechtigkeit für den jungen Mann

Außer der Stadt Memphis bereitet sich auch der Rest der USA auf potenziell gewalttätige Demonstration vor. Dass alle fünf der involvierten Polizeibeamten ebenfalls schwarz sind, dürfte die Protestwelle kaum bremsen, wird befürchtet.

Polizisten müssen sich wegen Mordes verantworten

Alle fünf Polizisten sind verhaftet und angeklagt worden.

Demetrius Haley, Tadarrius Bean, Desmond Mills, Jr., Emmitt Martin III und Justin Smith müssen sich wegen Mordes zweiten Grades, schwerer Körperverletzung, Entführung, Amtsmissbrauch und Amtsunterdrückung verantworten. Die Polizisten blieben vorerst in U-Haft, die Kaution wurde auf 350 000 Dollar festgelegt.

Diese fünf Polizeibeamten müssen sich nun wegen des Todes des jungen Mannes vor Gericht verantworten

Diese fünf Polizeibeamten müssen sich wegen des Todes des jungen Mannes vor Gericht verantworten

Der Fall Tyre Nichols bewegt die USA

Laut den Anwälten der Familie von Nichols ist mehr als drei Minuten lang auf den Flüchtenden eingedroschen worden. Nach der Festnahme wurde das Opfer fotografiert, sein Gesicht war völlig verschwollen, er hatte einen Beatmungsschlauch im Mund. Drei Tage später erlag er seinen schweren Verletzungen.

Laut Autopsie starb Nichols durch „starke Blutungen, verursacht durch schwere Schläge“, urteilten die Gerichtsmediziner. Er hätte dazu einen Herzstillstand erlitten, die Leber versagte.

Der Chef-Ermittler des US-Staates Tennessee, David Rausch, gibt sich geschockt: „Was hier passierte, ist absolut entsetzlich. Das hat nichts mit angemessener Polizeiarbeit zu tun. Das war kriminell!“

Auch Familienmitglieder wollen mit ihren Protesten auf die Folgen der Polizeigewalt in den USA aufmerksam machen

Auch Familienmitglieder wollen mit ihren Protesten auf die Folgen der Polizeigewalt in den USA aufmerksam machen

Der ehemalige Anwalt der Angehörigen von Polizei-Opfer George Floyd (†46), Ben Crump (53), der nun auch die Familie von Nichols vertritt, sagt: „Diese Tragödie entspricht der absoluten Definition eines sinnlosen und unnötigen Todes!“

Die Familie hat am Dienstag bei einer Trauerfeier Abschied von Nichols genommen. Vor seiner verhängnisvollen Festnahme fotografierte er in einem nahen Park den Sonnenuntergang – es war eines seiner Hobbys.

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