Nach schweren Verlusten: Putin baut Schwarzmeer-Stützpunkte um

13 Tage vor
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Stand: 19.04.2024, 16:07 Uhr

Von: Tadhg Nagel

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Die russische Schwarzmeerflotte ankert in einem neuen Hafen. Dort soll sie besser vor Angriffen geschützt sein – gut für den ukrainischen Seehandel.

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Foto Frankfurter Rundschau

Noworossijsk – Russland hat die Verteidigungsanlagen seines Marinestützpunktes der Schwarzmeerflotte in Noworossijsk verstärkt, wie das britische Verteidigungsministerium mitteilte. „Die Infrastruktur für Wartung, Logistik und Waffenhandhabung in Noworossijsk wurde höchstwahrscheinlich verbessert“, so das Ministerium in einem Post auf dem Kurznachrichtendienst X vom Donnerstag (18. April).

Es berief sich dabei auf ein Satellitenfoto, das es erhalten hat. Schiffe und U-Boote der Schwarzmeerflotte seien inzwischen „weitgehend von Sewastopol weiter nach Osten nach Noworossijsk abgezogen“ worden, hieß es weiter. Dies sei für Russland die „beste Methode, um einen ukrainischen Angriff von See aus zu verhindern“.

Ein Viertel der russischen Schiffe im Schwarzen Meer versenkt: Putin ersetzt Kommandeur

Russlands Seestreitkräfte haben seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 erhebliche Verluste erlitten. Im Februar schätzte der Chef der britischen Streitkräfte, Admiral Sir Tony Radakin, dass 25% der russischen Schiffe im Schwarzen Meer versenkt oder beschädigt worden sind. Das berichtete Business Insider. Die Erfolge der Ukraine in der Seekriegsführung führten auch dazu, dass der russische Präsident Wladimir Putin den bisherigen Kommandeur der Schwarzmeerflotte, Admiral Viktor Sokolow, im Februar durch Vizeadmiral Sergej Pintschuk ersetze.

Der russische Präsident Wladimir Putin scheint um seine Schiffe im Schwarzen Meer besorgt zu sein. © IMAGO/Vladimir Smirnov

Die russische Schwarzmeerflotte sei „die am wenigsten aktive Flotte seit Beginn des Krieges“ gewesen, erklärte das britische Verteidigungsministerium weiter. Gleichzeitig wies es darauf hin, dass die vorgenommene Verlegung nach der Absetzung Sokolows im März stattgefunden habe.

Russland befestigt den Hafen - um „die Überlebenschancen russischer Schiffe zu verbessern“

Im vergangenen Monat teilte das britische Verteidigungsministerium mit, es habe „vier Lastkähne identifiziert, die an der Einfahrt zur Schwarzmeerflotten-Anlage des Seehafens Noworossijsk positioniert sind“. Pintschuk habe „wahrscheinlich versucht, die Überlebenschancen russischer Schiffe zu verbessern, indem er weitere Präventiv- und Verteidigungsmaßnahmen ergriffen hat, darunter die Verengung der Einfahrt zu den Hafenanlagen“, so das Verteidigungsministerium am 31. März auf X.

Eine Fokussierung auf das Schwarze Meer, sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite, unterstreicht die Bedeutung des maritimen Handelsweges, urteilte Business Insider. Für die Ukraine ist der Zugang zum Schwarzen Meer für den Export von Getreide und Lebensmitteln des Landes entscheidend. Vor dem Krieg handelte die Ukraine mehr Getreide als die gesamte Europäische Union und lieferte die Hälfte des weltweit gehandelten Sonnenblumenöls sowie Eisenerz und Düngemittel, wie Bloomberg berichtet.

Ukraine hatte 80 Prozent der Schiffe verloren - Trotzdem wurde Russland in die Flucht geschlagen

Erfolge im Schwarzen Meer - ob militärisch oder im Handel - sind aber noch aus einem anderen Grund von großer Wichtigkeit für die Ukraine: Sie halten die Moral aufrecht. Die Wiederherstellung des Schwarzmeerhandels ist ein großer Durchbruch für die Ukraine, der in krassem Gegensatz zu den Verlusten steht, die das Land im letzten Jahr an der östlichen Front erlitten hat. Im Schwarzmeerraum hat die Ukraine zudem die russische Marine zurückgeschlagen, obwohl sie so gut wie keine eigenen Seestreitkräfte hat - schließlich hatte sie nach der russischen Besetzung der Krim im Jahr 2014 rund 80 Prozent ihrer Schiffe verloren.

Doch mit einer Kombination aus Raketensystemen und unbemannten Drohnen, die von modernem GPS und Kameras gesteuert werden, konnte sie einen Teil der russischen Schwarzmeerflotte lahmlegen. Außerdem wurden die russischen Nachschublinien unterbrochen, die Tausende von Truppen in den besetzten Gebieten im Süden der Ukraine versorgen. „Russland wollte das Schwarze Meer in einen großen russischen See verwandeln. Aber die Ukraine hat das verhindert“, so Volodymyr Dubovyk, Direktor des Zentrums für Internationale Studien an der Nationalen Universität Odesa Mechnikov gegenüber dem US-Magazin Foreign Policy. Heute würden sich Russische Schiffe „nicht mehr in den Nordwesten des Schwarzen Meere“ wagen. (tpn)

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