„Berechenbar“: Wladimir Putin zieht Sieg Joe Bidens vor

15 Feb 2024

Der russische Präsident spricht in einem Interview über die US-Präsidentschaftswahl. Reuters / Sputnik

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Foto DiePresse.com

Der Kremlchef kritisiert zwar die Haltung Biden-Regierung als „falsch“, doch verteidigt den amtierenden US-Präsident - auch im Hinblick auf sein Alter. 2016 hatte Russland versucht, die US-Wahl zugunsten Donald Trumps zu beeinflussen.

Für Russland wäre nach Worten von Kremlchef Wladimir Putin ein Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentenwahl der beste mögliche Ausgang. In einem Interview für das russische Fernsehen, das der Kreml am Mittwoch im Voraus auszugsweise veröffentlichte, kritisierte Putin die US-Regierung: „Ich denke, dass die Haltung der jetzigen Administration in höchstem Maße schädlich und falsch“ sei. Trotzdem sei ein Sieg Bidens vorzuziehen, sagte Putin.

„Er ist der Erfahrenere, er ist berechenbar, er ist ein Politiker alter Schule.“ Allerdings werde Russland mit jedem Präsidenten arbeiten, den das Volk der Vereinigten Staaten wähle.

Doch der 71-Jährige Putin äußerte sich dann zu Bidens geistiger Fitness. „Als ich mich mit Biden in der Schweiz traf - das ist allerdings schon einige Jahre her, drei Jahre -, hieß es bereits, er sei nicht mehr in der Lage, sein Amt auszuüben. Ich habe nichts dergleichen gesehen“, sagte Putin. Während er Biden zu verteidigen schien, erinnerte er gleichzeitig an einen für den US-Präsidenten peinlichen Zwischenfall. Biden hatte sich im Juni beim Aussteigen aus einem Hubschrauber den Kopf gestoßen.„Nun, wer von uns hat sich nicht schon einmal den Kopf gestoßen?“, sagte Putin.

„Sie wollen, dass die USA sie weiter umsonst beschützen“

Die Äußerungen Putins passen nicht recht zur Politik Russlands in den vergangenen Jahren, die auf den Republikaner Donald Trump gesetzt hat. Trump rühmt sich seines angeblich guten Drahtes zu Putin. In dem Interview ging der Kremlchef auf Trumps viel kritisierte Äußerung ein, dass er NATO-Bündnispartnern mit geringen Verteidigungsausgaben im Fall eines russischen Angriffs keine amerikanische Unterstützung gewähren würde. Trump habe seine eigene Sicht darauf, wie sich das Verhältnis der USA und ihrer Verbündeten entwickeln sollte, sagte Putin. Unlogisch daran sei nur die Haltung der Europäer: „Sie wollen, dass die USA sie weiter umsonst beschützen“.

2020 hatte ein Bericht des Geheimdienstausschusses des US-Senats festgestellt, dass Russland versucht hatte, die Präsidentschaftswahlen 2016 in den USA zu Gunsten Donald Trumps zu beeinflussen.

Putin kritisiert deutsche Außenministerin Baerbock

Putin kritisierte zudem die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. Die Grünen-Politikerin sei nicht nur feindselig gegen Russland eingestellt. „Sie verhält sich auch feindselig gegen das eigene Land“, sagte er und bezog dies auf die Energiepolitik der Grünen. Die Grünen schürten die Furcht der Menschen vor dem Klimawandel. Seien sie aber dank dieser Angst an die Macht gekommen, verfolgten sie eine ganz andere Politik: In Deutschland werde jetzt mehr Energie aus Kohle erzeugt, sagte Putin.

Zu Baerbocks behaupteter Feindschaft gegen das eigene Land sagte der Kremlchef: „Es ist schwer sich vorzustellen, dass eine Politikerin dieses Ranges sich so geringschätzig zu den wirtschaftlichen Interessen ihres Landes, ihres Volkes verhält.“ Er führte dies nicht näher aus. Als Hintergrund lässt sich die Politik der Ampel-Regierung vermuten, Deutschland wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine unabhängig von russischem Gas zu machen. Baerbock macht aus ihrer Kritik an Russland keinen Hehl und tritt für eine starke europäische Unterstützung der Ukraine ein. (APA/dpa)

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