Suizidgedanken und Putin-Brief: Brittney Griner spricht über ...

15 Tage vor
Brittney Griner

Brittney Griner erzählt von der Tortur ihrer russischer Gefangenschaft, die zum Politikum wurde und erst mit einem spektakulären Austausch endete. Mehr als einmal habe sie darüber nachgedacht sich das Leben zu nehmen.

Phoenix/Wien. Zehn Monate lang hatte Brittney Griner in russischen Gefängnissen und Strafkolonien eingesessen, ehe sie in einem aufsehenerregenden Gefangenenaustausch wieder freikam und versuchte, ihre große Basketballkarriere fortzusetzten. Nun hat die 33-Jährige in bemerkenswerten Interviews mit dem US-Sender ABC und der „New York Times“ erstmals öffentlich über die Zeit in Gefangenschaft und das schwierige Comeback in ihr Leben als Profisportlerin gesprochen.

Griners Festnahme am Moskauer Flughafen im Februar 2022 wegen 0,7 Gramm Cannabisöl in ihrem Gepäck, verschrieben von ihrem Arzt in Arizona wegen chronischer Schmerzen, aber in Russland verboten, war nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zum Politikum geworden. Die zweifache Olympiasiegerin, die bereits zum achten Mal während der US-Saisonpause in Jekaterinburg spielen hätte sollen, wurde wegen illegalen Drogenbesitzes und -schmuggels zu neun Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt, eine Berufung wurde abgelehnt. Nach Verhandlungen zwischen US-Regierung und Russland wurde die Athletin am 8. Dezember 2022 auf Anweisung von US-Präsident Joe Biden in den Vereinigten Arabischen Emiraten gegen den in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler Wiktor But ausgetauscht.

„Ich wollte mir mehr als einmal mein Leben nehmen in den ersten Wochen“, sagt Griner nun im Interview. Sie habe sich dagegen entschieden, weil sie befürchtet habe, dass die russischen Behörden ihren Leichnam nicht herausgeben würden. Im Gefängnis und im Arbeitslager im berüchtigten Mordwinien („Ein Arbeitslager, da gibt es keine Pause“) hat sie stark zu rauchen begonnen und sich der Bibel zugewendet, Demütigungen auch ob ihrer Erscheinung (2,06 Meter Körpergröße) und ihrer Homosexualität – Griner war die erste lesbische Athletin mit Nike-Sponsorenvertrag – seien an der Tagesordnung gewesen.

Brief an Putin

Vor ihrer Entlassung habe sie auch einen Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin schreiben müssen. „Sie haben mich gezwungen, diesen Brief zu schreiben. Er war in Russisch“, erzählt sie. „Ich musste um Vergebung bitten und mich bei ihren sogenannten großen Anführer bedanken. Ich wollte das nicht machen, aber gleichzeitig wollte ich nach Hause.“ Dass nur sie und nicht auch der seit Dezember 2018 in Russland wegen Spionage-Vorwürfen inhaftierte US-Soldat Paul Whelan freigelassen wurde, habe sie bitter enttäuscht.

Griner gab vor einem Jahr ihr Comeback in der US-Basketballliga WNBA. Sie spielte weiterhin für ihren Stammklub Phoenix Mercury, konnte aber nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen. Nach mehreren Verletzungen nahm sie eine Auszeit, Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung machten sich bemerkbar. Rechtzeitig zum Start der neuen WNBA-Saison am 14. Mai wähnt sie sich wieder annähernd in alter Stärke. Ihr Buch „Coming Home“ soll am 7. Mai erscheinen, im Sommer will sie mit dem US-Team bei Olympia in Paris den Titel verteidigen. Ansonsten verzichtet sie auf Auslandsreisen.

Hilfsangebote

Es gibt eine Reihe von Hilfseinrichtungen und Anlaufstellen für Menschen in akuten Krisensituationen. Unter www.suizid-praevention.gv.at findet man Notrufnummern und Erste Hilfe bei Suizidgedanken.

Telefonische Hilfe gibt es auch bei:

Kriseninterventionszentrum (Mo-Fr 8-17 Uhr): 01/406 95 95, kriseninterventionszentrum.at

Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810/97 71 55

Psychiatrische Soforthilfe (0-24 Uhr): 01/313 30

Sozialpsychiatrischer Notdienst 01/310 87 79

Telefonseelsorge (0-24 Uhr, kostenlos): 142

Rat auf Draht (0-24 Uhr, für Kinder & Jugendliche): 147

Gesprächs- und Verhaltenstipps: bittelebe.at

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