Kopenhagen: Verheerender Brand in historischer Börse

14 Tage vor

Kopenhagen

Die historische Börse in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ist am Dienstag in Flammen gestanden. Erst am frühen Nachmittag konnte das Feuer unter Kontrolle gebracht werden. Die Turmspitze des Gebäudes stürzte aufgrund des Brandes ein. Fernsehaufnahmen zeigten am Dienstag, wie Menschen unter anderem historische Gemälde wegtrugen. Die alte Börse beherbergt eine große Kunstsammlung, darunter das Werk „Von der Kopenhagener Börse“ von P. S. Kroyer, das während des Brandes von mehreren Personen davongetragen werden musste.

Historische Börse Kopenhagen - Figure 1
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Online seit heute, 10.34 Uhr (Update: 17.06 Uhr)

Der Brand habe etwa die Hälfte des Gebäudes erfasst, wie der Einsatzleiter der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau Dienstagmittag sagte. Teile des Dachs seien eingestürzt. Dabei wurden auch tragende Strukturen beschädigt. Die Feuerwehr bestätigte, dass das Gebäude zu einem Teil stark verbrannt sei. Der Brand sei zwar unter Kontrolle, doch die Nachlöscharbeiten noch in Gange, so die Feuerwehr.

Der Teil des Gebäudes, der näher zum Parlament liegt, sei besonders von intensivem Feuer betroffen gewesen. Die Einsatzkräfte kämpften intensiv gegen die Flammen, konnten aber ein Übergreifen auf den anderen Teil verhindern.

Die Turmspitze der historischen Börse steht in Flammen

Der Einsatzleiter sagte der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau, Teile des Dachs seien eingestürzt. Etwa 120 Feuerwehrleute und etwa 60 Helfer der Streitkräfte seien im Einsatz.

Historische Börse Kopenhagen - Figure 2
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Das Feuer brach nach Angaben der Einsatzkräfte gegen 7.30 Uhr unter dem Kupferdach des roten Backsteingebäudes aus. „Es ist ein Kupferdach, und es ist einfach unmöglich, unter dieses Dach zu gelangen, daher hat das Feuer genügend Zeit, sich zu entfalten“, sagte der Chef der Einsatzkräfte, Jakob Vedsted Andersen, der Nachrichtenagentur Ritzau. Das Feuer habe sich vom Dach nach unten in das Gebäude ausgebreitet.

Polizei: Gebiet längere Zeit gesperrt

Das Gebäude an der östlichen Spitze der Insel Slotsholmen liegt am Holmens-Kanal gegenüber der Dänischen Nationalbank und ist eine Touristenattraktion. Der Turm, der vier ineinander verschlungene Drachenschwänze darstellt, gilt als ein Wahrzeichen der Stadt.

Mehrere Straßen und die Umgebung um das Gebäude sind abgesperrt, wie die Polizei auf X mitteilte. Starke Rauchentwicklung und hohe Flammen aus dem Gebäude waren zu sehen. Die Kopenhagener Polizei geht davon aus, dass das Gebiet längere Zeit abgesperrt bleiben wird. Wegen erheblicher Verkehrsprobleme wird empfohlen, das Stadtzentrum nur zu verlassen, wenn es nötig ist. Die Ursache für das Feuer ist unklar.

Historische Börse Kopenhagen - Figure 3
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Die brennende Turmspitze bricht ein

Das Gebäude wurde 1625 mit einem Kirchturm fertiggestellt und ist eines der ältesten Gebäude Kopenhagens. Es wird derzeit restauriert und ist daher eingerüstet. Die Restaurierung sollte eine unsachgemäße Renovierung des Gebäudes im 19. Jahrhundert korrigieren und der Fassade ihr ursprüngliches Aussehen wiedergeben. Das Gerüst habe den Einsatzkräften den Zugang zum Brandherd erschwert, während das Kupferdach die Hitze festgehalten habe, erklärte die Kopenhagener Feuerwehr

Das Gebäude ohne Gerüst

Das Bauwerk in der Nähe des dänischen Parlamentssitzes Christiansborg diente bis in die 1970er Jahre als Börse, mittlerweile ist es der Sitz der dänischen Handelskammer.

Minister zieht Vergleich mit Notre-Dame

Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb auf X (Twitter): „Schreckliche Bilder aus der Börse. So traurig. Ein ikonisches Gebäude, das uns allen viel bedeutet. Unser eigener Notre-Dame-Moment.“ Der Minister verglich den Brand mit einem verheerenden Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Dort war vor fast genau fünf Jahren – am 15. April 2019 – ein Brand ausgebrochen. Das Dach wurde fast vollständig zerstört. Bilder des Brands waren um die Welt gegangen.

Historische Börse Kopenhagen - Figure 4
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Feuerwehrleute am Eingang der Börse „Stadt der Türme“

Kulturminister Jakob Engel-Schmidt sagte, ein 400 Jahre altes dänisches Kulturerbe stehe in Flammen. Auch König Frederik X. (55) reagierte auf den Brand: „Heute Früh bot sich uns ein trauriger Anblick“, hieß es in einer Mitteilung, die das Königshaus am Dienstag in sozialen Netzwerken veröffentlichte. „Ein wichtiger Teil unseres architektonischen Kulturerbes stand und steht immer noch in Flammen.“ Die markante Drachenspitze, die nun eingestürzt ist, habe das Stadtbild mit geprägt und dazu beigetragen, Kopenhagen als „Stadt der Türme“ zu definieren.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen zeigte sich ebenso bestürzt über den Brand: „Schreckliche Bilder, die wir gerade sehen. Ein Stück dänische Geschichte in Flammen“, schrieb Frederiksen auf Instagram. „Die Börse ist eines der ikonischsten Gebäude Kopenhagens. Ein Symbol für 400 Jahre Geschäftsgeschichte in Dänemark. Unersetzliches kulturelles Erbe. Es tut weh, das zu sehen.“ Gleichzeitig dankte die Politikerin Feuerwehr, Polizei und allen, „die mutig gegen das Feuer kämpfen“.

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Starke Rauchentwicklung durch den Brand in der eingerüsteten historischen Börse Bürgermeister für Wiederaufbau

Die sieben Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von Kopenhagen sicherten ihre Unterstützung zum Wiederaufbau der historischen Börse zu. Man werde alles tun, was möglich ist, um diesen zu unterstützen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. „Das Gebäude ist einfach lebenswichtig für Kopenhagen und die gesamte Kulturgeschichte Dänemarks.“

Die Börse sei nicht nur ein wichtiger Teil der gesamten Kulturgeschichte Dänemarks. „Das Gebäude repräsentiert so viel mehr, nicht zuletzt handwerkliche Qualität und Traditionen. Das alles steht jetzt in Flammen.“ Für Kopenhagen und ganz Dänemark sei es wichtig, dass das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert wieder aufgebaut werde.

Flügel in Schloss evakuiert

Wegen des Feuers wurde auch ein Flügel des Schlosses Christiansborg evakuiert. Darin haben mehrere Abgeordnete und Journalisten und Journalistinnen ihr Büro. Das Provianthuset liegt zwischen dem Schloss Christiansborg und der Königlichen Bibliothek.

Historische Börse Kopenhagen - Figure 6
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Die Sitzungen im Plenarsaal und die Ausschusssitzungen fanden am Dienstag wie geplant in Christiansborg statt. Die Kopenhagener Polizei kündigte außerdem auf X an, dass sie die Gebäude vom Finanzministerium in Richtung Wasser evakuieren werde.

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