Nike neuer DFB-Ausrüster, die Aktie bricht ein: Ist der Deal Schuld?

Ab 2027 tragen die Spielerinnen und Spieler der deutschen Nationalteams Nike statt Adidas

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© Harry Koerber / IMAGO

Kurz vor Beginn der Heim-EM verkündet der DFB, dass Nike Adidas als Ausstatter ablösen wird. Die Aktie des US-Konzerns geht danach auf Talfahrt – doch nicht nur deswegen

Gerade erst hielt Fußballbundestrainer Julian Nagelsmann das neue pink-in-lila-verlaufende Adidas-Trikot für seine Nationalmannschaft in die Kameras. Da platzt nun völlig überraschend diese Nachricht herein: Die jahrzehntelange Partnerschaft mit Adidas wird enden und ab 2027 der US-Konkurrent Nike die DFB-Teams übernehmen. 

Den Anlegern an der Börse scheint das auf den ersten Blick nicht zu gefallen. Der Aktienkurs des US-Sportartikelherstellers stürzte am Freitagmorgen um knapp sieben Prozent ab und zog bis zum Mittag nicht wieder an. Aber schockiert der Deal mit dem Deutsche Fußballbund (DFB) die Anleger wirklich so sehr?

Nike-Aktie knapp sieben Prozent im Minus

Der DFB verkündete die neue Partnerschaft am Donnerstag mit der Begründung, Nike habe „das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben“. Wie das „Handelsblatt“ aus Branchenkreisen berichtet, soll der Konzern dem DFB mehr als 100 Mio. Euro pro Jahr zahlen. Das wäre nicht nur mehr als doppelt so viel wie Adidas dem DFB bisher zahlte, sondern auf die geplante Vertragslaufzeit von acht Jahren gerechnet, ein Investment von fast 1 Mrd. Euro in den deutschen Fußball. 

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Das werden Anleger vielleicht hinterfragen. Immerhin lief es weder für die Nationalmannschaft der Männer noch der Frauen zuletzt wirklich gut, die Popularität in der Bevölkerung war schon mal größer. Perspektivisch höhere Kosten und die Frage, ob sich ein Investment für das Unternehmen rechnet, können Aktienkurse durchaus beeinflussen. Normalerweise schaut ein Großteil der Aktionäre dabei aber nur auf die nächsten 12 bis 18 Monate. 

Die Kritik am DFB-Ausrüsterdeal mit Nike ist unbegründet, weil er alternativlos ist. Für Adidas ist das hingegen ein weiterer Warnschuss 

Dass die Aktie eingebrochen ist, dürfte daher nur sehr wenig mit dem DFB-Deal zu tun haben und mehr mit den Quartalszahlen, die Nike am Donnerstag vorgelegt hat. Die Umsatzentwicklung war zwar besser als erwartet, aber das Unternehmen stimmt seine Investoren schon länger auf schwächere Umsätze in der Zukunft ein. Nach US-Börsenschluss kündigte Finanzchef Matthew Friend an, dass die Umsätze im ersten Halbjahr des neuen Geschäftsjahres um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz schrumpfen dürften. 

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Die neue Direktvertriebsstrategie von Nike treibt das Wachstum nicht wie erwartet voran und um Kosten zu sparen, will der Konzern sein Franchisegeschäft künftig reduzieren. Insgesamt verdiente Nike im dritten Geschäftsquartal 1,17 Mrd. US-Dollar und damit fünf Prozent weniger als vor einem Jahr. Diese Aussagen – besseres Geschäft als erwartet, aber gedämpfte Erwartungen für die Zukunft – sind aktuell häufiger zu hören. Das führt aber in der Regel zu negativen Kursreaktionen.

Adidas und Puma am Freitagmorgen größte Verlierer in Frankfurt

Die trüben Erwartungen des US-Giganten wirkten sich auch auf die deutschen Sportartikelhersteller aus. Die Adidas-Aktie rutschte am Freitagmorgen um etwa 1,5 Prozent ab und war damit der größte Verlierer im Dax. Natürlich könnte auch der Wechsel des DFB zu Nike damit zu tun haben, aber die Puma-Aktie, die davon theoretisch unbeeinflusst sein sollte, verlor phasenweise sogar drei Prozent. Wahrscheinlicher ist, dass Investoren von Nikes Problemen auf andere schließen, und damit Adidas und Puma abwerten.

Wie der Nike-DFB-Deal die Aktienkurse tatsächlich beeinflusst, wird sich erst später zeigen. Immerhin war Adidas mehr als 70 Jahre lang an der Seite des DFB, die allermeisten deutschen WM- und EM-Siegerinnen und -Sieger steckten in Trikots des deutschen Herstellers. Adidas äußerte sich zur Entscheidung des DFB nur knapp, sie seien auch erst kurzfristig vom DFB über den neuen Ausrüster informiert worden.

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Adidas fährt einen millionenschweren Verlust ein, will 2024 die Wende aber endgültig schaffen. CEO Bjørn Gulden gibt sich siegessicher, auch bei der Mitarbeitergewinnung

Interessanterweise hat auch Nike bisher nicht groß dazu kommuniziert, eher im Gegenteil. Eine offizielle Pressemitteilung gibt es bis Freitagmittag nicht, nur ein kurzes Statement des Konzernchefs John Donahoe aus einer Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage der Quartalszahlen. Er feierte den Deal als Zeichen der Stärke und stichelte gegen den Rivalen Adidas. Es sei „ein großartiger Beweis dafür, dass wenn wir unser Bestes bringen, uns niemand schlagen kann“. 

Trotz der jüngst schlechten Leistungen sei der DFB laut Nike „eine legendäre globale Kraft im Fußball, die unsere Leidenschaft für den Sport teilt“. Der Konzern sieht demnach vor allem im Frauenfußball und im Lifestyle-Geschäft Potenzial für neue Produkte.

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