Fisker Austria ist insolvent

11 Tage vor
Fisker Austria ist insolvent : Fisker ist insolvent: Produktion in Graz vor dem endgültigen Aus

07.05.2024

Fisker - Figure 1
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Lesezeit: ca. 3 Minuten

Die österreichische Tochtergesellschaft des US-Elektroautoherstellers hat einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Sie hat die Lohnfertigung bei Magna in Graz abgewickelt - es ist davon auszugehen, dass die Produktion in Graz damit endgültig zum Erliegen kommt.

Fisker: Österreichische Tochter meldet Insolvenz an, die Produktion in Graz steht vor dem endgültigen Aus.

- © Roman Tiraspolsky - stock.adobe.com

Fisker Austria hat freiwillig ein Sanierungs- und Eigenverwaltungsverfahren beantragt. Mit diesem Schritt soll sichergestellt werden, dass Fisker Austria den Geschäftsbetrieb unter gerichtlichem Schutz fortführen und in weiterer Folge die Mitarbeiter bezahlen und weiterhin Fahrzeuge ausliefern kann, so das Unternehmen in einer Aussendung. "Fisker Austria beabsichtigt, während des Sanierungsverfahrens so weit wie möglich weiterhin Fahrzeuge an Kunden auszuliefern, Serviceleistungen zu erbringen und Over-the-Air-Softwareupdates bereitzustellen. Das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung ermöglicht es Fisker Austria, den Betrieb des Unternehmens in Eigenregie fortzuführen."

Unter Aufsicht eines Gerichts und eines gerichtlich bestellten Sanierungsverwalters soll das Unternehmen weiterhin seine Mitarbeiter bezahlen sowie Fahrzeuge verkaufen und warten, teilt das Unternehmen gegenüber der Kleinen Zeitung mit. Betont wird, dass die Fisker-Gesellschaften außerhalb Österreichs nicht in das Sanierungsverfahren involviert seien. Rund 50 Mitarbeiter der österreichischen Tochtergesellschaft sollen weiter beschäftigt werden.

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Gewaltige Kosten für Magna in Graz

Wie Magna vor wenigen Tagen mitteilte, wurde die Produktion des Fisker-Elektroautos eingestellt und alle damit verbundenen Vermögenswerte vollständig abgeschrieben. Von den 40.000 Autos, die man pro Jahr in Graz produzieren wollte, hat man vor dem Produktinsstopp lediglich 10.000 gebaut. Im März war das US-amerikanische Start-up-Unternehmen für Elektroautos bei der Suche nach einem Partner gescheitert. Zukunft des Unternehmens bleibt offen. Die Insolvenz der Österrreich-Tochter verheißt jedenfalls nichts Gutes. Fisker hatte das Scheitern einer geplanten Kooperation mit einem nicht genannten Autokonzern im März bekannt gegeben. Magna musste Restrukturierungskosten und Abschreibungen in Höhe von 316 Millionen Dollar verkraften, weil Fisker scheiterte.

Magna hat in Graz infolge der Entwicklung den Abbau von 500 Jobs angekündigt. Bereits im Dezember 2023 war bei einer Fertigungslinie von einem Zweischicht- auf einen Einschichtbetrieb umgestellt worden. Damals ging man noch davon aus, dass das nur temporär der Fall sein würde, doch nun droht das endgültige Aus für die Fisker-Produktion in Graz.

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Steht Fisker erneut vor dem Ende?

Anfang dieses Monats hatte Fisker die Gefahr einer Insolvenz, den Abbau von Arbeitsplätzen und eine Pause bei den Investitionen in zukünftige Projekte angekündigt. Die Zukunft des Unternehmens ist nach wie vor offen. Laut Insiderberichten informierte das Unternehmen seine Mitarbeiter vergangene Woche über drohende Entlassungen und mögliche Standortschließungen, falls es seine finanzielle Situation nicht stabilisieren könne.

Im Leben von Henrik Fisker wäre eine Insolvenz bereits die zweite Firmenpleite. Das erste Unternehmen des ehemaligen Autodesigners, Fisker Automotive, fiel der Finanzkrise im Jahr 2008 zum Opfer und ging im Jahr 2013 in Konkurs. Drei Jahre später gründete der Däne sein zweites Unternehmen, Fisker Inc., das nun wieder an der Kippe steht. Bei der Aktionärsversammlung am 23. April kündigte die Unternehmensleitung von Fisker an, dass man innerhalb von 30 Tagen Konkurs anmelden werden muss, wenn nicht genügend liquide Mittel aufgetrieben werden. Der Countdown läuft.

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Henry Fisker ist Gründer und CEO von Fisker Inc.
Rückblick: Die Kooperation von Magna in Graz und Fisker

Am 17. November 2022 startete die Fertigung des Elektro-Geländewagens Fisker Ocean bei Magna Steyr in Graz. Die Probleme, die andere Automobil-Startups wie Lucid, Rivian oder auch Tesla beim Aufbau von Produktions-Know-how in Fabriken hatten, versucht das Elektro-Startup durch Auftragsfertigung zu umgehen. Gleichzeitig ist der österreichisch-kanadische Konzern Magna mit 6 Prozent an dem jungen Unternehmen beteiligt. Strategisches Ziel ist der Durchbruch in die erste Liga des Automobilbaus im Zuge der zunehmenden Umstellung auf Elektroantriebe.

Die Vereinbarung zwischen dem kalifornischen Unternehmen Fisker und dem österreichisch-kanadischen Unternehmen Magna wurde im Jahr 2020 unterzeichnet. Das Besondere an der Vereinbarung: Magna wird laut Fisker an jedem verkauften Ocean mit einem einstelligen Prozentsatz des Verkaufspreises beteiligt. Fisker beschreibt die Zusammenarbeit mit Magna Steyr als eine Kombination aus der eigenen Start-up-Denke und der „organisierten, prozessorientierten“ Herangehensweise der Ingenieure in Graz, die sich durch die Zusammenarbeit mit Magna Steyr als Auftragsfertiger auszeichnet.

Beide Konzerne setzen große Hoffnungen auf den "Ocean". Ein Elektroauto mit der Silhouette eines SUV, aber mit einer sportlicheren und aerodynamischeren Form - mit einem Panoramadach aus Solarzellen und recycelten Materialien. Auch mit der Verwendung von recyceltem Carbon oder recycelten PET-Flaschen sah man sich in Sachen Nachhaltigkeit im Vorteil. Nach Angaben des Herstellers schafft der Ocean mit dem Hyper-Range-Akkupaket 630 Kilometer.

Henrik Fisker bei Magna Steyr in Graz. - © Magna

Erstveröffentlichung

07.05.2024

Letzte Aktualisierung

08.05.2024

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