Adidas nicht mehr Ausrüster der National-Elf - Söder wettert gegen ...

22 Mär 2024
DFB
Update vom 22.03.2024, 15 Uhr: "Kommerz ist nicht alles" - Söder wettert gegen DFB wegen Adidas-Entscheidung

Der Wechsel von Adidas zu Nike beim Deutschen Fußball-Bund ruft viel Kritik aus der Politik hervor. Nun hat sich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu der DFB-Entscheidung geäußert - und mit großem Unverständnis reagiert.

"Die Erfolgsgeschichte begann 1954 mit dem unvergessenen WM-Sieg, der unserem Land wieder Selbstbewusstsein gegeben hat. Deshalb ist es falsch, schade und auch unverständlich, dass diese Geschichte jetzt enden soll", schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Freitag auf X (früher Twitter). Das Nationalteam "spielt in drei Streifen - das war so klar, wie dass der Ball rund ist und ein Spiel 90 Minuten dauert", meinte der CSU-Politiker.

"Deutscher Fußball ist Heimat pur - und kein Spielball internationaler Konzernkämpfe. Kommerz ist nicht alles. Mehr Geradlinigkeit hätte dem DFB trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen gut zu Gesicht gestanden", erklärte der 57-jährige Söder. Der deutsche Fußball sei immer auch "ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte" gewesen. Adidas hat seinen Sitz in Herzogenaurach im Freistaat Bayern. Seinen Post versah Söder mit einem Foto der Siegerehrung nach dem WM-Triumph 2014. Bastian Schweinsteiger, wie seine Kollegen mit dem bekannten Trikot gekleidet, hält auf dem Bild den WM-Pokal in die Höhe. 

"Kommerz ist nicht alles" - Bayerische Politiker reagieren mit Unverständnis auf Adidas-Entscheidung

"Diese Entscheidung ist völlig unverständlich und geschichtsvergessen. Vom DFB würde ich schon ein Mindestmaß an Patriotismus erwarten. Die vielen Erfolge unserer Fußballer, beginnend beim Wunder von Bern über zahlreiche großartige „Schlachten“ bei Europa- und Weltmeisterschaften, sind untrennbar mit den drei Streifen verbunden", erklärte Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU), der in Erlangen aufgewachsen ist. 

"Es ist ein Armutszeugnis, dass sich der DFB von dieser Tradition, von einem einheimischen fränkischen Unternehmen verabschiedet, um wegen ein paar Dollar mehr einem amerikanischen Sportausrüster den Vorzug zu geben. Bei allem Verständnis, dass Fußball heutzutage ein Milliarden-Geschäft ist, muss nicht überall die Tradition dem Geld weichen", meinte Herrmann. Auch weitere fränkische Politiker äußerten sich zu der umstrittenen Entscheidung des DFB.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bedauert das Ende der Ausrüster-Ära. "Aber wer schon mit dem Begriff 'National' haderte und sich lieber 'Mannschaft' nannte, geht auch hier den Weg konsequent und greift dort zu, wo das meiste Geld winkt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Fans weiterhin patriotisch genug sind und weiterhin für die National-Mannschaft Eintritt bezahlen", sagte er dem "Fränkischen Tag".

Laut einem Bericht des "Handelsblatts" unter Berufung auf Branchenkreise soll sich Nike das Engagement beim DFB mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Die Bild berichtete zuvor von Söders Kritik wegen des Ausrüsterwechsels. Nach dem angekündigten Wechsel von Adidas zu Nike kritisierten mehrere deutsche Spitzenpolitiker den Schritt, wie etwa Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne).

Ursprungsmeldung: So viel Geld bekommt der DFB von Nike: Lauterbach und Habeck kritisieren Ausrüsterwechsel scharf

Der Deutsche Fußball-Bund lässt den Vertrag mit Dauerpartner Adidas auslaufen und wird ab 2027 von Rivale Nike ausgestattet.

Nach Vizekanzler Robert Habeck hat auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Ausrüsterwechsel beim DFB kritisiert. Weitere Politiker melden sich zu Wort.

Habeck kritisiert Ausrüsterwechsel: "Mehr Standortpatriotismus gewünscht"

 "Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht", sagte Habeck.

Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Entscheidung des DFB kritisiert. "Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein? Stattdessen ein US-Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet…", schrieb der SPD-Politiker auf X, dem früheren Twitter. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär bezeichnete es ebenfalls auf X als "eine gnadenlose Fehlentscheidung".

Für Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ist der Ausrüsterwechsel "seltsam". Wenn Adidas oder Puma ein Markenzeichen für deutsche Qualität seien, dann würde er sich freuen, wenn das die Nationalmannschaft auch mit deutscher Qualität nach außen werbend zeige, sagte der Linke-Politiker bei RTL/ntv. "Diese Reduzierung ausschließlich auf Geld und Dollarzeichen geht mir echt auf die Nerven", erklärte Ramelow.

DFB rechtfertigt Ausrüsterwechsel: "Lässt uns nicht kalt"

"Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht. Das lässt uns nicht kalt", schrieb der DFB auf X, vormals Twitter.

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Der DFB sei aber "zuallererst dem deutschen Fußball und dessen Entwicklung verpflichtet", hieß es weiter und begründete die Entscheidung mit wirtschaftlichen Gesichtspunkten: "Der DFB hat ein Alleinstellungsmerkmal: Er ist ein Sport-Fachverband, der seine Mitgliedsverbände und die Basis im Amateurbereich finanziert und nicht von ihnen finanziert wird. Er steckt das Geld in den Fußball. Damit Fußball ein Volkssport bleibt."

Der US-Sportartikelhersteller Nike soll sich den neuen Ausrüster-Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund nach Informationen des "Handelsblatts" ab 2027 mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Das soll aus Branchenkreisen bekannt geworden sein, wie das Blatt berichtet. Damit würde Nike die bisherige Vertragssumme des aktuellen Ausrüsters Adidas bei Weitem übertreffen. Der langjährige Partner Adidas, der noch bis Ende 2026 alle Nationalmannschaften ausrüstet, soll rund 50 Millionen Euro jährlich an den DFB überweisen. Der Verband hatte den neuen Deal am Donnerstag bekannt gegeben, die Vertragssumme aber nicht genannt. Es hieß lediglich, dass Nike "das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben" habe.

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Vorschaubild: © Fabian Strauch/dpa | Peter Kneffel/dpa

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