Fußball: Aushilfskraft lässt DFB-Team durchatmen

13 Sep 2023

Fußball

Die Spieler der deutschen Nationalmannschaft sind am Dienstag nach langer Durststrecke wieder mit Applaus von den Fans verabschiedet worden. Der 2:1-Erfolg über Vizeweltmeister Frankreich im ersten Spiel nach der Trennung von Trainer Hansi Flick war Balsam auf die geschundenen Seelen. Großen Anteil daran hatte Aushilfskraft Rudi Völler, der aber unmittelbar nach Schlusspfiff eine Verlängerung seiner Interimstätigkeit ausschloss.

DFB - Figure 1
Foto ORF

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Nur drei Tage nach der 1:4-Blamage gegen Japan in Wolfsburg und Buhrufen beim Abgang wurde die deutsche Mannschaft am Dienstag aus dem Dortmunder Westfalen-Stadion mit Beifall verabschiedet. Thomas Müller schenkte sich und den Fans einen Tag vor seinem Geburtstag mit seinem 45. Länderspieltor einen Traumstart. Leroy Sane gelang kurz vor Schluss die Entscheidung (87.), der Anschlusstreffer der Franzosen durch Antoine Griezmann vom Elfmeterpunkt (89.) kam zu spät.

Müller, der erleichtert in seinen 34. Geburtstag hineinfeiern konnte, sprach von „einem kleinen emotionalen Befreiungsschlag“ nach zuvor fünf sieglosen Spielen, massig Frust und Selbstzweifeln. „Das war für uns auch nicht einfach, diese Negativserie zu ertragen, die wir selbst verursacht haben“, sagte der Routinier, „wir haben schon einen schweren Klotz mit uns rumgeschleppt.“

Deutschland besiegt Frankreich

Im ersten Länderspiel nach der Entlassung von Hansi Flick als Teamchef hatte Deutschland in einem Freundschaftsspiel Vizeweltmeister Frankreich zu Gast. Rudi Völler führte die DFB-Elf dabei zum ersten Sieg gegen Frankreich seit dem WM-Viertelfinale 2014.

Unter Völlers Anleitung seien allerdings ein paar Sachen geändert worden, so Torwart Marc-Andre ter Stegen: „Wir wollten eine Struktur haben, die relativ einfach ist.“ Klares System, klare Aufgabenverteilung, Gemeinschaftsarbeit – und vor allem energisch verteidigen. Das taten nicht nur die neu in die Startelf gerückten Jonathan Tah und Benjamin Henrichs. „Es tut einfach gut“, sagte daher auch der als Teamchef eingesprungene Sportdirektor Völler, als der Sieg gegen „Les Bleus“ Realität war.

„Es war stressig“

Eines war für den 63-Jährigen, der Deutschland als Teamchef u. a. bei der WM 2002 ins Finale geführt hatte, aber klar: Sein Comeback auf der Trainerbank war eine einmalige Sache. „Es ändert ja auch nichts, das Ergebnis. Für mich ist das ganz klar“, sagte Völler und führte dafür die persönlichen Gründe aus: „Es war sehr anstrengend. Ich bin ehrlich, es war stressig die Tage“, sagte er mit Blick auf wahrhaft turbulente Stunden mit der Flick-Freistellung und einer Hauruckvorbereitung auf die Franzosen. Völler stellte auch demonstrativ klar, dass Flicks Arbeit nicht umsonst gewesen sei: „Wir hatten kurz vor dem Spiel noch Kontakt, ich werde ihn auch morgen anrufen“, sagte der Weltmeister von 1990.

Völler (r.) impfte Müller und Co. im Eiltempo wieder Spielfreude ein

„Es geht nicht nur um das eine Spiel, das ist kein Problem, das kriege ich schon hin“, sagte Völler beinahe werbend um Verständnis: „Das Gesamtpaket ist sehr anstrengend gewesen.“ Das Votum der über 60.000 glücklichen Zuschauer auf den Tribünen wäre am Dienstagabend aber wohl ziemlich deutlich ausgefallen, wenn sie über den Trainer entscheiden dürften, der die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zur Heim-EM führen sollte. Tatkräftig unterstützt von Nachwuchssportdirektor und U20-Auswahlcoach Hannes Wolf sowie Ex-Nationalspieler Sandro Wagner gelang es Völler jedenfalls, den Negativlauf zu durchbrechen.

Teamchefsuche läuft auf Hochtouren

Wie es nun in Deutschland weitergeht, ist zumindest für Völler kein Geheimnis. Der Sportdirektor will am Plan festhalten, gemeinsam mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und dem Aufsichtsratschef der Deutschen Fußballliga (DFL), Joachim Watzke, einen Flick-Nachfolger zu finden. „Mein Wunsch wäre es, wenn wir bis zur nächsten Länderspielperiode den neuen Bundestrainer vorstellen könnten. Das wäre natürlich der Idealfall“, sagte Völler. Am 9. Oktober reist die deutsche Nationalmannschaft für zwei Partien gegen die USA und Mexiko an die US-Ostküste, am 21. November steht das Duell mit der ÖFB-Auswahl in Wien auf dem Programm.

Zu den gehandelten Kandidaten um den vermeintlichen Favoriten Julian Nagelsmann auf die Flick-Nachfolge mochte sich Völler weiterhin nicht äußern. Ein Kriterium benannte er aber doch, angesprochen darauf, ob auch ein Ausländer wie Louis van Gaal Bundestrainer werden könne. „Wichtig ist, dass es ein Deutsch sprechender Nationaltrainer ist. Und natürlich muss es auch ein Topmann sein. Das ist der wichtigste Trainerjob in unserem Land.“ Auch Oliver Glasner war bereits als Kandidat ins Spiel gebracht worden.

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