FC Bayern Trainer Thomas Tuchel überzeugte Uli Hoeneß im Käfers

30 Mär 2023
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Erstellt: 30.03.2023, 19:30 Uhr

Von: Philipp Kessler

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Bayerns neuer Trainer Thomas Tuchel

Bayerns neuer Trainer Thomas Tuchel. © Sven Hoppe/dpa

Michael Reschke ist im Fußball bestens vernetzt. Er organisierte auf Wunsch von Uli Hoeneß schon vor Jahren ein Treffen zwischen dem Bayern-Patron und Thomas Tuchel.

München - Diese Blumen überraschten. Bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des FC Bayern bedankte sich Thomas Tuchel (49) bei Präsident Herbert Hainer (68), Vorstandsboss Oliver Kahn (53), Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) - und ganz explizit auch bei Ehrenpräsident sowie Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß (71). 

Was nur wenige wissen: Der Bayern-Patron und Tuchel schätzen sich sehr. Überzeugt hat der Trainer Hoeneß, der damals als Präsident noch im Tagesgeschäft aktiv war, bereits 2015. Der ehemalige Technische Direktor des Rekordmeisters, Michael Reschke (65/2014-2017), brachte die Fußballfachmänner vor Tuchels Dortmund-Zeit an einen Tisch. Das verrät der langjährige Bundesliga-Manager im Gespräch mit der tz.

Fußballmanager Michael Reschke FC Bayern Fussball

Cool am Telefon, damals beim FC-Bayern (Archivfoto 2018): Michael Reschke ist im Spitzenfußball bestens vernetzt © imagoHoeneß wollte Tuchel mithilfe Reschkes kennenlernen

„Pep Guardiola war damals Bayern-Trainer. Thomas Tuchel hatte sich nach seiner intensiven Zeit bei Mainz 05 eine Auszeit genommen und wohnte in München. Pep, Thomas und ich haben uns einige Male zum Essen getroffen”, erinnert sich Reschke, der aktuelle Head of European Football der mächtigen Berater-Agentur CAA Stellar. „Uli Hoeneß wusste von Pep und mir, dass wir eine sehr hohe Meinung von Thomas hatten und war sehr daran interessiert ihn kennen zu lernen, um ein Gespür für diesen jungen Trainer und Menschen zu bekommen. Deshalb habe ich ein Treffen mit Uli, Thomas und mir organisiert.“

Reschke stellt klar: „Eine Trainer-Verpflichtung war seinerzeit kein Thema für den FC Bayern, allerdings schon eine mögliche Option für die Zukunft.“

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern München. © Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Den Münchner Entscheidern war klar, dass Guardiola, dessen Vertrag 2016 endete, nicht ewig bleiben würde. Tuchel und Jürgen Klopp (55) waren damals die besten deutschen Trainer und somit natürlich auf dem Radar des Rekordmeisters. Bei Klopp war dies offenkundig. Tuchel war noch in seinen Anfängen auf dem Bundesliga-Parkett, hatte aber mit Mainz schon für Aufsehen gesorgt und auch gegen die großen Bayern stets auf Sieg gespielt - was bei Hoeneß & Co. Eindruck hinterlassen hatte.

„Unser Treffen im Käfers hat ungefähr zwei Stunden gedauert und das Gespräch ist total entspannt geflossen. Es war ja auch kein Verkaufsgespräch, denn ein Bayern-Engagement stand zu diesem Zeitpunkt halt nicht auf der Agenda“, erklärt Reschke. „Uli Hoeneß sucht gerne den Austausch mit spannenden, interessanten Menschen und hat ein besonderes Gespür für informative, gehaltvolle Gespräche. Und dieser junge Trainer hat ihn einfach gereizt. Man könnte sagen, dass die Hoeneß’sche Neugierde auf Tuchels Respekt und Kennenlern-Interesse stieß.“

Hoeneß war von Tuchel begeistert

Beide waren voneinander begeistert. „Am nächsten Tag kam Uli dann zu mir ins Büro und sagte: ‚Du hast Recht. Thomas Tuchel ist ein interessanter Typ, mit ganz klaren Aussagen und einer genauen Vorstellung von seinem Job als Profitrainer.‘ Das Gespräch hat ihm echt Freude bereitet“, so Reschke. „Tuchel war verständlicherweise ebenfalls beeindruckt und hat sich gefreut, eine Legende wie Uli Hoeneß kennengelernt zu haben.“

Was damals noch ein Vorgespräch war, wurde 2018 konkreter. Ein Tuchel-Engagement scheiterte aber. Unter anderem, weil Hoeneß bis zum Schluss hoffte, seinen Freund und Trainer-Legende Jupp Henyckes (77) zum Weitermachen überreden zu können. Zeitgleich hatte Tuchel ein Jahr nach seinem Dortmund-Aus ein konkretes Angebot von Paris Saint-Germain vorliegen. Am Ende sagte Tuchel den Franzosen zu („Ich konnte in der Situation nicht warten“) und Heynckes Hoeneß ab. Niko Kovac (51) wurde Bayern-Trainer. Nun kam zusammen, was sich schon seit Jahren angebahnt hatte.

„Zur Mainzer Zeit war Tuchel ein außergewöhnliches Trainer-Talent und hatte das Glück, dass Christian Heidel dies erkannte und ihm in einer schwierigen Situation für die Mainzer extrem viel Vertrauen schenkte. Und Thomas hat ja zurück gezahlt und Mainz sogar auf die internationale Ebene geführt. Der heutige Thomas Tuchel spielt allerdings in einer anderen Liga. Er ist mittlerweile ein international renommierter Top-Trainer“, sagt Reschke und führt aus: „Nach seinem erfolgreichen Engagement bei Borussia Dortmund stand er zweimal in Folge, trotz komplizierter Ausgangssituationen, im Champions-League-Finale. Dass ihm das mit Paris Saint-Germain gelungen ist, kann man nicht hoch genug bewerten. Natürlich ist PSG mit Topstars besetzt, aber wie schwer diese extrem komplizierte Mannschaft mit ihren total ausgeprägten Egos zu führten ist, haben ja die letzten Jahre gezeigt. Kein PSG-Nachfolger von Thomas hatte dort annähernd seine Erfolge. Und was Thomas dann mit Chelsea gelungen ist, war fantastisch. Ein Team, das im Januar strauchelte und ohne sinnvolles System agierte, hat er innerhalb kurzer Zeit zum Champions League-Gewinn geführt. Tuchel hat eindrucksvoll bewiesen, dass er selbst Teams mit schwierigen Charakteren, unterschiedlichen Sprachen und Mentalitäten erfolgreich führen kann. Das Bayern-Team hat diese Probleme ja nicht ansatzweise wie PSG. Ich habe keine Zweifel, dass Tuchel und der FC Bayern zusammen auf Top-Niveau funktionieren.“ (Philipp Kessler)

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