Kampf gegen Inflation: US-Notenbank lässt Leitzins unverändert

WashingtonDie amerikanische Notenbank hält die Leitzinsen auf dem Niveau von 5,25 bis 5,5 Prozent. Das hat die Federal Reserve am Mittwoch nach der zweittägigen Sitzung der Offen-Markt-Ausschusses bekannt gegeben, der die Geldpolitik bestimmt. Mit dem Stillhalten reagiert die Fed auf eine zwiespältige Datenlage.

Das Wirtschaftswachstum erwies sich als stärker als die Zentralbanker erwartet und vorhergesagt hatten. Das gilt auch für die Kerninflation, die nach dem von der Fed bevorzugten Indikator im Juli 4,2 Prozent betrug und  im gesamten Jahr bisher knapp 4 Prozent, während die  geldpolitische Zielmarke bei 2 Prozent Inflation liegt. Fed-Chef Jerome Powell sagte: „Der Weg, die Inflation runter auf 2 Prozent zu bringen, ist noch lang.“

Leitzinsen seit März 2022 elfmal angehoben

Gleichzeitig nimmt die Fed zur Kenntnis, dass zuletzt weniger neue Arbeitsplätze geschaffen wurden als zuvor. Überdies wird es nach Darstellung der Fed für Haushalte und Unternehmen schwieriger einen Kredit  für Häuser, Autos oder Investitionen zu bekommen. Wie stark damit die Konjunktur gedämpft wird, wissen die Zentralbanker nach eigenen Angaben nicht so genau. Ganz klar ist ihnen auch nicht, wann und mit welcher zeitlichen Verzögerung die Geldpolitik ihre volle Wirkung entfaltet.

Die Fed hat die Leitzinsen seit März 2022 elfmal angehoben und damals zudem die Politik der quantitativen Straffung eingeleitet, die auch aktuell weiter fortgesetzt wird. Powell stellte klar, dass das Festhalten am alten Leitzinsniveau nicht bedeutet, dass der Höhepunkt erreicht sei. Er verwies auf seine Projektionen und die seiner 18 Kollegen im Offen-Markt-Ausschuss, von denen 12 eine Leitzinsanhebung in einer der beiden verbleibenden Fed-Sitzungen in diesem Jahr für angemessen halten. 

Aus den jetzt veröffentlichten Projektionen geht auch hervor, dass die Notenbanker im Mittel einen Leitzins von 5 Prozent Ende nächsten Jahres erwarten. Das würde bedeuten, dass sie mit zwei Leitzinssenkungen im nächsten Jahr kalkulieren, weil sie für dieses Jahr noch eine Anhebung für wahrscheinlich halten. Die Erwartung, dass die Geldpolitik vergleichsweise straff bleiben muss, wird aus der Erkenntnis gespeist, dass die US-Konjunktur stärker als kalkuliert zeigt.   

Der Fed-Chef hält eine weiche  Landung der amerikanischen Konjunktur für plausibel und auch für erstrebenswert. Gleich mehrere aktuelle  Entwicklungen drohen, die amerikanische Konjunktur zu drücken: Dazu gehört der Streik in der amerikanischen Autoindustrie, ein drohender Shutdown der Bundesregierung und das Ende des Moratorium für Studienkredite. Powell sagte, dass die Effekte dieser Entwicklungen höchst  unsicher sein. Regierungs-Shutdowns hätten allerdings früher eher geringen makroökonomische Auswirkungen gehabt.

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