Fed-Zinsentscheid: US-Notenbank Fed hebt Leitzins um weitere 0,25 Prozent an

1 Feb 2023

Washington Nach einer Serie kräftiger Leitzinserhöhungen lässt es die US-Notenbank Fed nochmals behutsamer angehen. Sie erhöhte den Schlüsselsatz am Mittwoch lediglich um einen Viertel-Prozentpunkt – auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Das ist das höchste Zinsniveau seit November 2007.

Die achte Anhebung in Folge ist zugleich der kleinste Schritt seit vergangenem März. Zuletzt hatte die Fed mehrfach den Leitzins um beachtliche 0,75 Prozentpunkte angehoben, Ende des vergangenen Jahres das Tempo aber mit einem Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten verlangsamt.

Die Fed war in den vergangenen Monaten besonders aggressiv gegen die hohe Teuerungsrate vorgegangen und hatte die Zinsen in rasantem Tempo erhöht. Die drastischen Maßnahmen sind die Folge einer Preissteigerung, die zeitweise so hoch war wie seit Jahrzehnten nicht.

Zuletzt war die Inflationsrate in den USA aber zunehmend zurückgegangen – ein Anzeichen für erste Erfolge der strengen Geldpolitik. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent. Im November hatte die Rate bei 7,1 Prozent gelegen. Es war der sechste Rückgang der Inflationsrate in Folge – hoch ist sie allerdings immer noch.

Die Fed bekräftigte am Mittwoch zudem, fortlaufende Zinsanhebungen seien angemessen, um die Inflation zur Zielmarke von zwei Prozent zurückzubewegen. „Die Inflation hat sich etwas abgeschwächt, bleibt aber erhöht,“ erklärte die Notenbank.

Experten erwarten Zinsgipfel im Frühjahr

Im Dezember hatte Fed-Chef Jerome Powell deutlich gemacht: „Wir werden den Kurs beibehalten, bis die Aufgabe erledigt ist.“ Ebenfalls im Dezember sagte die Fed voraus, dass sie die Zinsen in diesem Jahr auf etwas mehr als 5 Prozent anheben will. Nach Ansicht mancher Experten könnte der Zinsgipfel schon im kommenden Frühjahr erreicht sein.

Wir werden den Kurs beibehalten, bis die Aufgabe erledigt ist. Fed-Chef Jerome Powell im Dezember 2022

Das langsamere Tempo der geldpolitischen Straffung heize die Debatte an, wie weit der US-Leitzinsgipfel noch entfernt sei, kommentierte etwa LBBW-Analyst Elmar Völker den Fed-Beschluss. Die US-Inflation befinde sich seit Sommer 2022 auf dem Rückzug. Und die Chancen stünden gut, dass der Trend zu nachlassender Teuerung in den kommenden Monaten weitergehe.

Aus Sicht von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sollte die „kleine“ Zinsanhebung um 25 Basispunkte nicht als Signal für das bevorstehende Ende des Zinsanhebungszyklus verstanden werden. „Die Fed sieht noch immer die Notwendigkeit für weitere Leitzinsanhebungen“, so Gitzel.

Fed-Vizechefin Lael Brainard betonte jüngst, die Inflation habe sich zuletzt zwar abgeschwächt, bleibe aber noch hoch. Daher müsse die Geldpolitik noch einige Zeit ausreichend straff ausgerichtet bleiben, damit das Fed-Ziel einer Inflationsrate von 2,0 Prozent nachhaltig erreicht werden könne.

„Die Inflation hat sich etwas abgeschwächt, bleibt aber erhöht.“ Quelle: Reuters

Federal Reserve Bank in Washington

Vor diesem Zinsentscheid hatte auch der Internationale Währungsfonds IWF in seiner Konjunkturprognose betont, dass die Zentralbanken trotz erster Erfolge in ihrem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise nicht nachlassen dürften. Die Schlacht sei noch nicht gewonnen.

>> Lesen Sie hier: IWF erwartet wieder bessere Zeiten für die Weltwirtschaft

Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Mittelfristig strebt die Fed eine durchschnittliche Inflationsrate von rund zwei Prozent an. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr Geld für Kredite ausgeben – oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben, und idealerweise sinkt die Inflationsrate.

Mit einer solch straffen Geldpolitik wächst der Lehre nach aber auch das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft so stark ausbremst, dass die Konjunktur abgewürgt wird. Allerdings war die US-Wirtschaft Ende vergangenen Jahres überraschend stark gewachsen, was Sorgen vor einer möglichen Rezession gemindert hat.

US-Unternehmen schaffen weniger Jobs als erwartet

Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich zum Jahresbeginn eher etwas schwächer als erwartet. So haben die US-Unternehmen zu Jahresbeginn einer Umfrage zufolge weit weniger Jobs geschaffen als erwartet. Unter dem Strich entstanden nach einer Firmenumfrage des Personaldienstleisters ADP im Januar nur 106.000 Arbeitsplätze.

Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Stellenzuwachs im Privatsektor von 178.000 gerechnet, nach revidiert 253.000 im Dezember. Der noch wichtigere Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, der auch Jobs im öffentlichen Dienst erfasst, steht am Freitag an.

Bereits einen Tag zuvor steht die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer weiteren Zinsanhebung. Es wird erwartet, dass der EZB-Rat bei seiner Sitzung an diesem Donnerstag den Leitzins im Euroraum erneut anheben wird.

Mehr: Inflation im Euro-Raum sinkt überraschend stark – Was der Blick auf die Kerninflation verrät

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