Pro & Contra: Sind klimaneutrale E-Fuels die Rettung der Verbrenner?

29 Mär 2023

© APA/AFP/JOHN MACDOUGALL

E-Fuels dürfen in Zukunft sein. Aber sind sie auch die Rettung der Verbrenner? Ein Pro & Contra der KURIER Redakteure Sandra Baierl und Bernhard Gaul.

PRO

Ja, für manche schon. Wohl nicht für die Mehrheit der aktuell auf der Welt fahrenden 1,3 Milliarden Fahrzeuge, aber für einen Teilbereich sind E-Fuels durchaus sinnvoll. Für Flugzeuge, Schiffe und eben auch für Verbrenner-Autos, die klimaneutral unterwegs sein wollen. Denn man kann sie ja einfach einfüllen, in den Tank eines Verbrenners, und damit losfahren.  

Zugegeben: E-Fuels sind – Stand heute – nicht besonders effizient und ihre Herstellung ist auch nur dort sinnvoll, wo man Ökostrom in großen Mengen ernten kann. Überall also, wo der Wind stark bläst oder die Sonne jeden Tag scheint.  Dieses unbegrenzte Potenzial an Sonnen- und Windenergie muss man nützen, die zudem notwendige  Logistik-  und Tankinfrastruktur ist bereits vorhanden und kann mit E-Fuels wirtschaftlich effizient weiter betrieben werden.  Und wenn die industrielle Produktion erst einmal angelaufen ist, es Skaleneffekte gibt, wird sich das auch auf den Preis von E-Fuels positiv auswirken. Branchenkenner wie VW-Chef Oliver Blume sprechen von ähnlichen Preisen wie heute beim Benzin, also 1,5 bis zwei  Euro pro Liter

Es ist gut, dass E-Fuels eine von mehreren möglichen Technologien der Mobilität der Zukunft sind. Diese Technologieoffenheit  wird zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Auf dem Weg  dorthin muss man neue  Wege zulassen, darf  nichts von vornherein ausschließen; Entwicklungen, Verbesserungen und Innovationen müssen möglich sein und werden kommen. Den Rest entscheidet dann am Ende ohnehin der Markt.  

Sandra Baierl ist Mobilität-Ressortleiterin im KURIER und verantwortet auch motor.at

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CONTRA

Es hätte so schön sein können: Wir tauschen in den kommenden 15 Jahren fossilen Sprit durch klimaneutrale E-Fuels aus und können fast die gesamte fossile Infrastruktur samt Tankstellen übernehmen.

Hätte, hätte, Fahrradkette: Tatsächlich wird es das nicht spielen. Denn die E-Fuel-Produktion existiert aktuell nur am Papier und in winzigen Laboren.  Niemand, auch nicht die Grünen,  zweifeln die Sinnhaftigkeit einer demnächst gigantischen E-Fuelproduktion an. Im KURIER meinte Klimaministerin Gewessler vor wenigen Tagen: „Wir werden E-Fuels brauchen, dringend und in großen Mengen. Sie können dort eingesetzt werden, wo wir keine Alternative haben, etwa im Flug- und Schiffverkehr.“ Auch die chemische Industrie wird viele Kiloliter E-Fuels benötigen. 

Warum aber nicht auch für unsere Pkw? Derzeit verbrauchen nur die EU-27 mehr als 15 Tonnen Erdöl pro Sekunde! Dem gegenüber hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung alle Projekte zur E-Fuelproduktion analysiert: „Bis 2035 sind derzeit etwa 60 neue E-Fuel-Projekte angekündigt“, nur die wenigsten hätten eine Finanzierungszusage. „Alle Projekte entsprechen zusammen nur etwa 10 Prozent des unverzichtbaren E-Fuel Bedarfs Deutschlands (Flugverkehr, Schiffsverkehr und Chemie).“

Anders gesagt: Wir Österreicher könnten 2035 nur mehr E-Fuels verwenden – wenn wir die Weltproduktion aufkaufen. Und was, wenn alle auf E-Fuels hoffen, diese dann aber 5 oder mehr Euro pro Liter kosten? Dann wären wir in dem System gefangen und müssten subventionieren. 

Bernhard Gaul ist KURIER Innenpolitik-Redakteur und für den Klima-Kanal auf kurier.at verantwortlich.

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