Neues Schwarzes Loch in unserer Milchstraße entdeckt

13 Tage vor

Forschende haben ein 2.000 Lichtjahre entferntes Schwarzes Loch aufgespürt. Sie staunen über die ungewöhnliche Masse von "Black Hole 3 (BH3)" inmitten der Milchstraße. David Beck aus der SWR Wissenschaftsredaktion beantwortet die wichtigsten Fragen zu dieser Entdeckung.

Schwarzes Loch Milchstraße - Figure 1
Foto SWR

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Das neu entdeckte Schwarze Loch wird häufig als „riesig“ oder „gewaltig“ bezeichnet. Was heißt das genau?

Im All muss man sich bei solchen Adjektiven eigentlich immer fragen: Im Vergleich zu was? Die Sonne ist groß im Vergleich zur Erde, aber winzig im Vergleich zu den größten Sternen, die es gibt. Und so ist es hier auch: Es ist ein recht großes stellares Schwarzes Loch bei uns in der Milchstraße, im Vergleich zu den anderen, die wir kennen.

Aber da steckt es schon drin: Es ist ein stellares Schwarzes Loch. Das ist die kleinste Kategorie von Schwarzen Löchern, von denen wir wissen, dass es sie gibt – es könnte kleinere geben, aber die konnten bisher noch nicht beobachtet werden

Im Vergleich zu den supermassereichen Schwarzen Löchern sind die Stellaren echt winzig. Ganz konkret: Das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße hat mehr als vier Millionen Sonnenmassen und hat einen Durchmesser von fast 25 Millionen Kilometern. Das jetzt entdeckte stellare Schwarze Loch hat dagegen gerade mal 33 Sonnenmassen und einen Durchmesser von vielleicht 100 Kilometern.

Überraschend an der Entdeckung ist vor allem, dass es wie gesagt das größte Stellare Schwarze Loch in der Milchstraße ist und dabei praktisch direkt in unserer Nachbarschaft. Es ist „nur“ ungefähr 2.000 Lichtjahre entfernt. Das ist ein bisschen so, als hättest du jahrelang das zehnstöckige Hochhaus in deiner Nachbarschaft von sonst zwei- oder dreistöckigen Häusern übersehen. Das würde dich zwar überraschen, aber gleichzeitig weißt du, dass es noch viel größere Hochhäuser gibt.

BH3 ist das massereichste stellare Schwarze Loch, das bisher in der Milchstraße identifiziert wurde. IMAGO IMAGO/Cover-Images Was heißt das, dass das so nah ist? Müssen wir uns Sorgen machen?

Auch da hilft es wieder zu vergleichen: Die Milchstraße hat einen Durchmesser von ungefähr 100.000 Lichtjahren, da sind 2.000 Lichtjahre schon relativ nah – aber das ist natürlich für uns eine unglaublich weite Entfernung.

Selbst wenn wir und das Schwarze Loch sich direkt aufeinander zubewegen würden, wären wir immer noch so im Bereich von einer Million Jahren, bis wir aufeinandertreffen würden. Und das wird – zumindest bei diesem Schwarzen Loch – sicher nicht passieren, weil es sich auf einer recht ungewöhnlichen Umlaufbahn um das Zentrum der Milchstraße befindet und wir uns da auf absehbare Zeit – sogar in galaktischen Maßstäben – nicht in die Quere kommen werden.

Wie hat man das Schwarze Loch entdeckt?

Entdeckt wurde das Schwarze Loch von dem Weltraumteleskop Gaia von der Europäischen Weltraumagentur. Das Teleskop hat 2015 schon in der Nähe des schwarzen Lochs einen Stern gefunden – etwas kleiner als unsere Sonne – und hat den jetzt die letzten neun Jahre beobachtet.

Dabei ist aufgefallen, dass der Stern auf einer Umlaufbahn um etwas Unsichtbares ist – und das kann nur ein Schwarzes Loch sein. Und durch Beobachtungen des Sterns – wie schwer er ist, wie schnell er sich auf seiner Umlaufbahn bewegt – kann dann auch berechnet werden, wie schwer das Schwarze Loch sein muss.

Das Schwarze Loch liegt in einem Bereich, den Gaia sowieso beobachten sollte. Aber dass da ein Schwarzes Loch sein würde, konnte man davor nicht wissen.

Benannt ist das Schwarze Loch nach dem Teleskop, dass es entdeckt hat, also Gaia. Dann gibt es noch den Zusatz BH3, das steht für: Black Hole 3, also das dritte Schwarze Loch, das Gaia entdeckt hat.

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