Ryan Gosling ist „The Fall Guy“ – Reden ist Silber, Kämpfen ist Colt

17 Tage vor

Actionfilm nach 80er-Jahre-Kultserie

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The Fall Guy - Figure 1
Foto RND

Passionierter Stuntman: Colt Seavers (Ryan Gosling) hängt an seinem Job. Szene aus dem Film „The Fall Guy“, der auf der 80er-Jahre-Serie „Ein Colt für alle Fälle“ basiert.

Quelle: Eric Laciste/Universal Pictures Universal

Eigentlich will und kann Colt Seavers keine Stuntszenen mehr drehen, dann aber bringt ihn eine alte, verlorene Romanze dazu, doch wieder Kopf und Kragen zu riskieren. David Leitchs Action-Screwball-Comedy „The Fall Guy“ (Kinostart am 2. Mai) basiert auf einer Kultserie und ist eine Verneigung vor den Stuntleuten des Kinos

Martin Schwickert

30.04.2024, 09:07 Uhr

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Bei der diesjährigen Oscarverleihung wurde mit einer Präsentation zum ersten Mal einem Gewerk Tribut gezollt, das stets in den Hintergrund gedrängt wird, obwohl es entscheidend zur Vitalität des Kinos beiträgt. Stuntmänner und ‑frauen riskieren in ihrem beruflichen Alltag am Set Gesundheit und Leben, um für das Publikum unvergessliche Filmmomente zu schaffen. Dabei halten sie den Kopf hin für so manchen Star, der danach in Interviews vorgibt, die gefährlichen Stunts selbst gemacht zu haben – was in den meisten Fällen (mit Ausnahme von Jackie Chan) eine unverhohlene Übertreibung zu PR‑Zwecken ist.

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Auch wenn Stunts schon seit Charlie Chaplin und Buster Keaton zur Ursuppe des Mediums gehören, fehlt bis heute eine Oscarkategorie, die diesen Berufsstand ehrt. Daran könnte David Leitchs „The Fall Guy“, der im feinsten Popcornformat eine Ode an dieses Handwerk formuliert, etwas ändern. Sehr lose basiert der Film auf der TV‑Serie „Ein Colt für alle Fälle“, die in den Achtzigerjahren auch in Deutschland über die Bildröhren­geräte flimmerte. Aber mit Remake-Nostalgie hält sich Leitch erfreulicherweise nicht lange auf, sondern verankert seine actiongeladene Story fest im Filmbusiness der Gegenwart.

Star-Stuntman Colt Seavers stürzt buchstäblich in einen Abgrund

Ryan Gosling spielt den Stuntman Colt Seavers, der in den ersten Filmminuten vom Höhepunkt seiner Karriere in den Abgrund stürzt. Als Double für den Hollywood-Megastar Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson) springt er einen Fahrstuhlschacht hinunter und bricht sich dabei die Wirbelsäule. Achtzehn Monate später hat Colt seine Stunt-Karriere aufgegeben und arbeitet als überqualifizierter Einparker in einem mexikanischen Restaurant.

The Fall Guy - Figure 2
Foto RND

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Als die Produzentin Gail (Hannah Waddingham) ihn für Dreharbeiten in Australien engagieren will, wimmelt Colt sie zunächst ab, bis er hört, dass Jody Moreno (Emily Blunt) bei dem millionenschweren Space-Cowboy-Film ihr Regiedebüt gibt. Vor dem Unfall hatten die beiden auf dem Set eine vielversprechende Affäre, aber nach dem Absturz hat sich Colt aus der Beziehung zurückgezogen. Nun hofft er, ihr Herz neu entflammen zu können.

Happy End für den Cowboy und die Außerirdische?

Aber wie sich herausstellt, wusste Jodie nichts von Gales Plänen und hat dem Ex, der ohne Erklärung aus ihrem Leben verschwunden ist, längst nicht verziehen. Gleich fünf Mal lässt sie eine Szene drehen, in der Colt während eines fiktionalen Kampfgetümmels in Flammen aufgeht und mit ganzer Wucht gegen einen Felsen geschleudert wird.

Das epische Science-Fiction-Werk „Metal Storm“, das hier aufwendig gedreht wird, handelt von der unmöglichen Liebe zwischen einem Cowboy und einer Außerirdischen. Am letzten Akt des Drehbuches wird noch gearbeitet. Ob es ein Happy End gibt, ist noch ungewiss. Und so öffnet sich der Raum für süffisante Dialoge, in denen Jody und Colt über das Skript diskutieren und dabei eigentlich ihre eigene Beziehung verhandeln.

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„The Fall Guy“ ist Actionkino unter Screwball-Einfluss

Im besten Screwball-Comedy-Format wird hier an der Wiederbelebung der romantischen Beziehung gearbeitet. Pingpong-Wortgefechte und amouröse Blickachsen bilden hier den wichtigsten Treibstoff. Wenn es einmal kitschig wird, dann richtig – etwa mit einer herzzerreißenden Karaoke-Version von Phil Collins’ „Take a Look at Me Now (Against All Odds)“. Emily Blunt und Ryan Gosling bilden ein romantisches Optimalpaar, das sich eher am klassischen Hollywoodkino der 40er‑Jahre orientiert als an aktuellen RomCom-Standards.

Regisseur Leitch hat selbst als Stuntdouble gearbeitet

Dabei zeigt Gosling, der gerade in „Barbie“ als Ken sein komödiantisches Talent unter Beweis stellte, erneut, dass die Fähigkeit zur Selbstironie das eigentliche Geheimnis männlichen Sex-Appeals ist. Mit dem gleichen augenzwinkernden Charme, mit dem „The Fall Guy“ seine geradlinige Lovestory erzählt, setzt er auch seine Liebeserklärung an das Actionkino in Szene.

Über zwanzig Jahre hat David Leitch selbst als Stuntdouble unter anderem für Brad Pitt und Matt Damon gearbeitet, bevor er mit Filmen wie „Atomic Blonde“ (2017), „Deadpool 2″ (2018) und „Bullet Train“ (2022) in den Regiestuhl wechselte. Mit profundem Insiderwissen wird hier die komplexe Produktion der Actionszenen für ein Science-Fiction-Spektakel vorgeführt und gleichzeitig noch ein Krimiplot in die Handlung eingeflochten.

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Das Publikum lernt Wertschätzung des Actionkinos

Denn die Produzentin hat Colt nicht nur als Stuntman engagiert, sondern auch als Ermittler, der das Verschwinden des arroganten Hauptdarstellers Tom Ryder aufklären soll. Die überschaubare Thriller-Handlung bietet einen gelungenen Vorwand für Kampfchoreografien und Verfolgungssequenzen: Auf einer Metallplatte surft der Held funkensprühend einem Laster hinterher. Ein Boot rast in eine Tankstelle und sorgt für eine Explosion von poetischer Schönheit.

Solche Szenen hat man öfter gesehen. Aber durch die Film-im-Film-Handlung entwickelt man eine andere Wertschätzung für den Herstellungsprozess dieser spektakulären Bilder, die sich mit einer sanft ironischen Lovestory zu einem runden Popcornkinovergnügen vereinigen.

„The Fall Guy“, Regie: David Leitch, mit Ryan Gosling, Emily Blunt, Hannah Waddingham, 126 Minuten, FSK 12

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