«Pablo Escobar» darf in der EU nicht als Marke eingetragen werden

13 Tage vor

«Pablo Escobar» als Marke? Mit Klagen und zweifelhaften Produkten versucht Roberto Escobar, mit dem Namen seines Bruders Geld zu machen

Pablo Escobar - Figure 1
Foto NZZ.at

Roberto Escobar will den Namen seines Bruders Pablo, des berüchtigten Drogenbosses aus Kolumbien, in der EU als Marke schützen lassen – mit kuriosen Argumenten. Ein EU-Gericht erteilt dem Anliegen eine Absage.

Ein Magnet als Souvenir aus Medellín. In der Heimatstadt von Pablo Escobar können Touristen auf den Spuren des Drogenbosses wandeln.

Luis Eduardo Noriega Arboleda / EPA

Mit dem Namen Pablo Escobar lässt sich auch Jahrzehnte nach seinem Tod trefflich Geld verdienen. Das denken sich nicht zuletzt die Erben des berüchtigten Drogenbosses aus Kolumbien. Die Firma Escobar Inc., die von seinem Bruder Roberto Escobar gegründet wurde, versucht seit Jahren, den Namen Pablo Escobar für Produkte in der Europäischen Union zu schützen. Weder Parfums noch Schusswaffen oder Restaurantketten sollen den Namen ohne Erlaubnis tragen dürfen. Nun kassierte die Firma vor einem EU-Gericht in Luxemburg eine Niederlage.

Das Gericht bestätigte am Mittwoch einen Entscheid des Amts für geistiges Eigentum der EU (EUIPO) von 2022, wonach der Name Pablo Escobars nicht schützenswert sei. Das Amt führte dafür vor allem moralische Gründe an. Der Name des Drogenbosses und das Bild, das die europäische Öffentlichkeit von ihm habe, stünden in krassem Gegensatz zu den Werten und Normen der EU. Das Gesetz verbiete es, eine solche Marke eintragen zu lassen.

Wilde Argumente der Escobar-Firma

Die in Puerto Rico registrierte Escobar-Firma hingegen hatte argumentiert, dass Pablo Escobar schon lange nicht mehr nur für seine kriminellen Aktivitäten bekannt sei. Wer in Europa an ihn denke, habe vielmehr den von ihm gegründeten Zoo (der Kolumbien eine Flusspferd-Plage beschert hat) im Kopf. In manchen Gegenden Kolumbiens werde Escobar gar als «Robin Hood» bezeichnet, weil er Schulen und Spitäler gestiftet habe.

Für Pablo Escobar, der laut offiziellen Angaben 1993 auf der Flucht von einer Spezialeinheit erschossen wurde, gelte zudem die Unschuldsvermutung. Für die Morde, die ihm zugeschrieben würden, sei er nie verurteilt worden. Die Beschuldigungen würden auf Verdächtigungen beruhen.

Ein Polizeifoto von Pablo Escobar aus dem Jahr 1977. Es diente als Vorbild für das Souvenir aus Medellín oben im Bild.

Cinema Legacy Collection / The Hollywood Archive / Imago

Das Gericht erkennt zwar an, dass Pablo Escobar nie strafrechtlich verurteilt wurde. Dennoch werde er als ein Symbol des organisierten Verbrechens wahrgenommen. Deswegen verstosse es auch nicht gegen die Unschuldsvermutung, wenn die Marke nicht eingetragen werde. Gegen das Urteil kann vor dem höchsten europäischen Gericht, dem EuGH, vorgegangen werden.

Klage gegen Netflix wegen «Narcos»

Es ist anzunehmen, dass die Escobar-Firma diese Möglichkeit nutzen wird. Aufsehenerregende Klagen und Gerichtsprozesse gehören zum Kerngeschäft. Gegründet 1984, nutzte das Kartell die Firma in den Anfangsjahren zur Geldwäsche. 2014 gründete Roberto Escobar die Firma neu. Das Interesse am Erbe von Pablo Escobar nahm zu diesem Zeitpunkt stark zu. In dessen Heimat Medellín gab es plötzlich Escobar-Führungen für Touristen. Und sein Leben wurde zur Vorlage für Filme und Serien.

Davon wollte auch Roberto Escobar profitieren. 2016 ging er mit der Firma gegen Netflix vor, das die Jagd der Amerikaner auf Pablo Escobar in der Serie «Narcos» verfilmt hatte. Die Escobar-Firma beanspruchte die Rechte an der Geschichte für sich – und wollte eine Milliarde Dollar dafür.

In der Netflix-Serie «Narcos» wurde Pablo Escobar vom Schauspieler Wagner Moura dargestellt.

Daniel Daza

Begleitet wurde die Klage von Aussagen Roberto Escobars in Interviews, wonach Dreharbeiten ohne Genehmigungen sehr gefährlich seien. Netflix solle seinen Leuten besser Auftragskiller als Sicherheitsleute zur Seite stellen. Die Aussagen machte Escobar kurz nach der Ermordung eines Netflix-Mitarbeiters, der Drehorte für «Narcos» auskundschaften sollte. Später wurde die Klage ohne genaue Erklärung zurückgezogen.

Escobar-Flammenwerfer und goldene Smartphones

Es ist nicht die einzige Aktion, die für viel Aufmerksamkeit sorgt. Anfang 2019 startete die Escobar-Firma eine Crowdfunding-Kampagne, um ein Amtsenthebungsverfahren gegen den damaligen US-Präsidenten Donald Trump zu finanzieren. Die Kampagne wurde kurz darauf von «GoFundMe», der Spendenplattform, gestoppt.

2018 drohte die Escobar-Firma Elon Musk mit einer Klage, weil dieser die Idee für eine Art Flammenwerfer von Roberto Escobar geklaut habe. Als Entschädigung wurden 100 Millionen Dollar oder Anteile an Tesla gefordert. Anders als das Produkt von Musk, das man tatsächlich kaufen konnte, wurde die Escobar-Variante nie ausgeliefert.

2019 wurden unter dem Namen «Escobar Fold» goldene Falt-Smartphones angeboten. Personen, die ein Gerät bestellt hatten, warten bis heute auf die Lieferung des Produkts. Verschickte Testgeräte für Medienschaffende entpuppten sich als Samsung-Geräte, über die eine goldene Folie geklebt worden war.

Zurzeit werden auf der Website der Firma «Escobar Cash» angeboten, die «weltweit erste physische Kryptowährung». Es ist davon auszugehen, dass es sich auch hier nicht um ein seriöses Angebot handelt.

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