Riesenzecke kann Krim-Kongo-Fieber nach Salzburg bringen

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Veröffentlicht: 29. April 2024 14:54  Uhr

Wegen des Klimawandels wurde die exotische Riesenzecke mittlerweile auch in Österreich mehrmals gefunden. Sie kann neue Krankheiten wie das Krim-Kongo-Fieber zu uns bringen. Muss man sich in Salzburg nun Sorgen machen? Wir haben mit zwei Ärzten gesprochen.

Riesenzecken - Figure 1
Foto SALZBURG24

Die Sonne strahlt, es wird warm und der ein oder andere Feiertag steht bevor. Viele Salzburgerinnen und Salzburger zieht es da sofort nach draußen in die Natur. Doch besondere Vorsicht gilt beim Spazieren durchs hohe Gras: Denn künftig können dort nicht nur heimische, sondern auch exotische Riesenzecken (Hyalomma marginatum) lauern. Wie gefährlich die "neuen" Tiere trotz bestehender Zeckenschutzimpfung sind und woher sie kommen, haben wir am Montag beim Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), Reinhold Kerbl, nachgefragt.

„Zu uns kommt die Riesenzecke mit den Zugvögeln. Wenn die Spinnentiere vollgesogen sind, lassen sie sich bei uns fallen“, schildert der Kinderarzt. Hier suchen sie sich im hohen Gras dann meist Wildtiere, Schafe oder Kühe zum Andocken.

APA/VETMEDUNI VIENNA/GEORG DUSCHER Die exotische Zeckenart Hyalomma marginatum wurde bereits in Braunau gefunden. (undatiertes Archivbild).

Die Verbreitung der neuen Riesenzecke in Österreich sei noch sehr gering. „Bisher wurden um die 15 Tiere bei uns gefunden, aber eines der Tiere konnte nachweislich in Österreich überwintern“, so der Mediziner. Entdeckt wurde das Tier in einem Haushalt in Braunau am Inn (Oberösterreich) bereits im Jahr 2019. Wie viele Zecken dieser Art heuer gefunden wurden, ist nicht bekannt. Kerbl rechne aber mit einem Anstieg in den kommenden Jahren, weil es immer wärmer werde.

Riesenzecke überträgt Virus für Krim-Kongo-Fieber

Aber was macht die Riesenzecke so gefährlich? „Diese neue Zeckenart kann Krankheiten importieren, die es bislang in Österreich noch nicht gegeben hat. Die Riesenzecke überträgt am häufigsten das Virus des hämorrhagischen Krim-Kongo-Fiebers“, erläutert der ÖGKJ-Generalsekretär. Die Krankheit tritt üblicherweise, wie der Name schon verrät, im Kongo auf. Aber auch im Nahen Osten, im Balkan und vor Kurzem in Spanien und Frankreich konnten die auslösenden Bunyaviren bei Zecken nachgewiesen werden, heißt es von der ÖGKJ in einer Aussendung.

Das Virus könne zu fieberhaften Erkrankungen führen. Gliederschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Hautblutungen seien weitere mögliche Symptome. Die Sterblichkeitsrate liege Kerbl zufolge zwischen fünf und 20 Prozent. „Da ist sich die Literatur nicht einig. Ich gehe aber eher von fünf Prozent aus, weil viele Bisse unerkannt bleiben“, so der Primar. Für die Krankheit gebe es bislang keine Therapie, es können nur die Symptome mit zum Beispiel Schmerzmitteln behandelt werden.

Riesenzecken - Figure 2
Foto SALZBURG24
Zeckenimpfung bietet keinen Schutz

Die Riesenzecke ist eine eigene Art und trägt auch andere Viren in sich als die herkömmliche Zecke bei uns. Deshalb hilft auch die Zeckenimpfung nicht gegen die Bisse der Riesenzecke. Keine Impfung, keine Therapie – wie schützt man sich vor der Riesenzecke? Wie auch bei den herkömmlichen Zecken gelten laut Kerbl folgende Schutzmaßnahmen bei den exotischen Tieren.

So schützt ihr euch vor Zecken

Körperstellen bedecken, z. B. Socken über die lange Hose ziehen Insektenspray nutzen Körper umgehend nach Ausflügen nach Zecken absuchen

Sollte man von einer Riesenzecke gebissen worden sein, sollte sie rasch entfernt werden. „Wichtig ist dabei, dass man das Tier nicht quetscht. So kommt nämlich mehr Speichel in die Wunde und darin liegen die Viren“, erklärt der Kinderarzt. Mit einer erhöhten Viruslast steigt demnach die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Erkrankung.

So erkennt ihr die Riesenzecke

Den Unterschied zwischen den hier verbreiteten „normalen Zecken“ (offizieller Name: Gemeiner Holzbock) und den exotischen Riesenzecken erkenne man laut Kerbel auch als Laie. „Anders als unsere Zecke hat die Riesenzecke Augen, haarige Beine und ist viel größer. Die ist im nicht vollgesogenen Zustand bereits 6 Millimeter groß“ beschreibt der Mediziner. Außerdem gehe das exotische Spinnentier aktiv auf ihre Wirte zu. Bis zu 100 Meter würde sie diese verfolgen und sei dabei recht schnell: Einige Meter pro Minute schaffe das Tier.

Unterschiede im Überblick

"Normale Zecke" Riesenzecke blind hat Augen ca. 3 Millimeter groß (nicht aufgesogen) ca. 6 Millimeter groß (nicht aufgesogen) sehr langsam Geschwindigkeit wie Spinne eher glatte Beine haarige Beine lässt sich nur fallen geht aktiv auf Wirte zu Aktuell keine Gefahr in Salzburg

„Mit dem wandelnden Klima muss man im Hinterkopf behalten, dass vielleicht nicht unbedingt mehr, aber andere Virus-Erkrankungen in Zukunft bei uns vorkommen können“, gibt der Mediziner zu Bedenken und meint weiter: „Grund zur Panik vor der exotischen Riesenzecke muss man aber bisher nicht haben. Keines der Tiere, die in Österreich bisher gefunden wurde, hatte den Virus in sich.“

Auch der Leiter der Salzburger Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Daniel Weghuber, sieht keine aktuelle Gefahr des neuen Virus. „Wir sind zwar aus medizinischer Sicht aufmerksam, viel häufiger sehen wir aber immer noch schlimme Fälle der Gehirnhautentzündungen nach Bissen des Gemeinen Holzbocks. Stationär müssen wir jedes Jahr etwa fünf Kinder behandeln“, schildert der Salzburger Arzt und appelliert an die Bevölkerung, sich gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) impfen zu lassen.

(Quelle: SALZBURG24)

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