Gründonnerstag: Mehr als nur Grüne Soße

Gründonnerstag

Am Gründonnerstag, dem Donnerstag vor Ostern, erinnert die Kirche an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) erklärt, seinen Namen verdanke der Tag nicht der Farbe, sondern dem althochdeutschen Wort „grunen“ oder „greinen“ für „weinen“: Gründonnerstag als Tag der „Greinenden“, der Weinenden, der Büßer.

Doch Sprachwissenschaftler widersprechen: Auf der Internetseite der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) heißt es, diese Herleitung sei „in keinem ernst zu nehmenden deutschen Wörterbuch zu finden“. Stattdessen habe das Wort grün im kirchlichen Sprachgebrauch zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert als Synonym für „frisch“, „erneuert“ oder „sündlos“ Verwendung gefunden. Dies erscheint der GfdS „als die einleuchtendste Erklärung“ für die Namensherkunft. Doch abschließend geklärt ist die Diskussion um den Namen Gründonnerstag nicht.

Welche Bedeutung hat der Gründonnerstag?

Beim letzten Abendmahl am Gründonnerstag teilte Jesus laut der Bibel mit seinen Jüngern Brot und Wein und begründete damit die Feier der Eucharistie, die in jeder katholischen Messe durchgeführt wird. Auch in der evangelischen Kirche ist das Abendmahl ein Sakrament. In manchen katholischen Gottesdiensten gibt es zudem das Ritual der Fußwaschung. Der Ritus erinnert an die Demutsgeste Jesu, der den biblischen Berichten zufolge seinen Jüngern am Gründonnerstag vor dem Abendmahl die Füße wusch. Papst Franziskus war schon mehrfach am Gründonnerstag in Gefängnissen und wusch dort Häftlingen die Füße. In diesem Jahr plant er, ein Frauengefängnis in Rom zu besuchen. Zudem steht am Gründonnerstag im Petersdom die sogenannte Chrisammesse an, bei der Öle für die Firmung und Kranksalbung geweiht werden.

Gegessen wird nur grün

Der Volksbrauch will, dass am Gründonnerstag „grüne Speisen“ wie Spinat oder Brunnenkresse auf dem Tisch stehen. Oder, ganz südhessisch: Grüne Soße (frankfurterisch: Grie Soß). Das Frankfurter Lokalgericht wird in der Stadt selbst und ihrer Umgebung am Gründonnerstag traditionell zum ersten Mal serviert, der Feiertag gilt als „Startschuss“ der Grüne-Soße-Saison. Andere klassische Gründonnerstagsrezepte mit weniger ausgeprägtem Lokalbezug sind Bärlauchklöße, Grünkohlauflauf oder Spinatsalat. In Österreich gilt Spinat als Klassiker für den Feiertag. Hauptsache: grün. Gründonnerstag fällt übrigens in die kirchliche Fastenzeit, Christen essen an diesem Tag gewöhnlich kein Fleisch.

Während überregional die religiösen Feierlichkeiten und grünen Speisen das Brauchtum am Gründonnerstag bestimmen, gibt es auf regionaler Ebene weitere interessante Bräuche. In der Oberlausitz ziehen Kinder beim Gründonnerstags-Singen um die Häuser und sagen Verse im Tausch für Eier oder Süßigkeiten auf. In Mühlhausen ist es Brauch, am Gründonnerstag süße Brezeln zu verspeisen. Jedem, der das nicht tut, sollen Legenden zufolge Eselsohren wachsen. In Coburg kommt am Gründonnerstag sogar schon ein Hase und versteckt Eier. Doch nicht etwa der Osterhase, nein, der „Grüühous“ beschenkt die Coburger.

Und ist der Gründonnerstag nun ein Feiertag?

Da der Ostersonntag nicht auf ein bestimmtes Datum festgelegt ist und Gründonnerstag immer der Donnerstag vor Ostern ist, unterscheidet sich der Termin je nach Jahr. Nach dem kirchlichen Kalender ist der Frühlingsanfang am 21. März, der erste Vollmond danach wird kirchlicher Frühlingsvollmond genannt. Ostern ist dann am ersten Sonntag nach dem kirchlichen Frühlingsvollmond, also am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem 21. März. Ist der kirchliche Frühlingsvollmond allerdings selbst ein Sonntag, wird das Osterfest auf den Sonntag danach gelegt. Nach dieser Berechnung fällt der Ostersonntag im Jahr 2024 auf den 31. März und der Gründonnerstag demnach auf den 28. März.

Ein gesetzlicher Feiertag ist der Gründonnerstag in Deutschland, im Gegensatz zu Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag, zwar nicht. Doch in einigen Bundesländern gilt er als „stiller Feiertag“, an dem ein Tanzverbot herrscht. In Bayern beginnt das Tanzverbot um 2 Uhr nachts, in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland jeweils im Laufe des Tages.

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