Prigoschin droht Putin Abzug der Wagner-Söldner an - „Dann fällt ...

6 Mär 2023
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Erstellt: 06.03.2023, 17:39 Uhr

Von: Jens Kiffmeier

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Es wäre der Zusammenbruch der Front: Wagner-Boss Prigoschin hat Putin den Abzug seiner Söldner in Bachmut angedroht. Der Machtkampf eskaliert offenbar.

Moskau – Zu wenig Munition, kaum noch Rekruten und ein verhängter Maulkorb: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin fühlt sich vom Kreml im Ukraine-Krieg gegängelt – und droht jetzt mit ernsthaften Konsequenzen. So schloss Putins Koch einen Abzug seiner Söldner aus den Kämpfen rund um Bachmut nicht aus. Für den Kreml wäre das ein fataler Schritt.

Ukraine-Krieg: Prigoschin droht Putin den Abzug der Wagner-Gruppe in Bachmut an

 „Wenn sich Wagner jetzt aus Bachmut zurückzieht, dann bricht die gesamte Front zusammen“, stellte Prigoschin in einem bei Telegram veröffentlichten Video klar. Dann werde es sehr unangenehm für alle Einheiten, die Russland verteidigen wollten. Denn aufgrund eines „Sprungfeder-Effekts“ könne die Ukraine dann bis zur russischen Grenze durchbrechen und vielleicht sogar darüber hinaus, drohte der Wagner-Boss. „Dann kollabiert die Front. Dann fällt die Krim“, prophezeite er dem Kreml im Falle eines Wagner-Abzugs eine vernichtende Niederlage.

Droht Putin mit dem Abzug der Wagner-Söldner in Bachmut: Jewgeni Prigoschin.

Droht Putin mit dem Abzug der Wagner-Söldner in Bachmut: Jewgeni Prigoschin. © Itar Tass/ImagoPrigoschin beklagt hohe Verluste und fehlende Unterstützung im Ukraine-Krieg

Die Drohung kommt nicht von ungefähr. Es ist ein weiteres Kapitel im Machtkampf von Prigoschin und Wladimir Putin. Einst von Russlands Präsidenten protegiert, baute der Söldner-Boss seine Wagner-Gruppe auf und kämpft derzeit im Ukraine-Krieg in der Region um Bachmut an vorderster Front. Die Verluste für die Privatarmee sind jedoch enorm, zuletzt beschwerten sich die Söldner darüber, dass sie ohne Schutz ins Feuer geschickt werden würden. Doch obwohl die Wagner-Gruppe die Stellung hält und Geländegewinne verzeichnet, fühlt sie sich von Moskau teilweise im Stich gelassen.

Die hohen Verluste hatte Prigoschin mit der Rekrutierung von Häftlingen ausgeglichen. Doch vor wenigen Wochen schob der Kreml dem Treiben einen Riegel vor. Nun darf nur noch das Verteidigungsministerium für die russische Armee in den Gefängnissen Soldaten anwerben. Lautstark beschwerte sich Prigoschin daraufhin über Putin und seine Machtelite, die ihn angeblich auch bei der Versorgung mit Waffen und Munition hängenließ. Die Reaktion aus Moskau folgte prompt: Putin ließ die Strafen für offene Kritik am russischen Feldzug in der Ukraine drastisch erhöhen.

Doch davon lässt sich Prigoschin nun offenbar nicht abschrecken. Denn seine aktuelle Drohung richtet er an einen eindeutigen Adressaten. Ein Abzug geschehe nicht freiwillig, sondern nur dann, wenn man sich nicht mit dem Verteidigungsministerium und Finanzministerium einigen könne, stellt Prigoschin in seinem Telegram-Video klar. Täglich würde er von seinen Kämpfern gefragt: „Was, wenn sie uns hereinlegen wollen, um zu zeigen, dass wir die Lumpen sind und uns deshalb keine Ausrüstung, keine Waffen geben und es uns nicht erlauben, unsere Reihen mit neuen Häftlingen aufzufüllen?“

Bei Sturz von Putin: Der Chef der Wagner-Söldner Prigoschin lauert schon auf den Präsidenten-Posten

Prigoschin gilt als ambitioniert. Seit der Einnahme von Soledar und mit dem Vorrücken in Bachmut rühmt er sich in seinen Video-Botschaften als der eigentlich wahre Militärführer Russlands. Immer wieder tauchen Spekulationen auf, wonach im Fall eines Sturzes von Putin sein früherer Weggefährte auf den Präsidentenstuhl lauern könnte. Unabhängig überprüfen lassen sich die Gerüchte im Ukraine-Krieg nicht. Aber dass er sich bereit für höhere Aufgaben sieht – daran hat Prigoschin zuletzt nie ein Geheimnis gemacht. Dem Kreml wird die Wagner-Gruppe nun zu gefährlich. (jkf)

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