Früherer US-Präsident: Plötzlich liegt Trump gegen DeSantis vorne

25 Mär 2023

Sein Team wiegelte ab. Für den ersten Wahlkampfauftritt von Donald Trump sei Waco nur deshalb als Ort gewählt worden, weil es so verkehrsgünstig liege, hieß es. Mitten in Texas, nicht weit von Houston, Dallas, Austin und San Antonio, den Städten tief im Herzland der Wähler der Republikaner.

Mit dem 30. Jahrestag des Massakers von Waco habe die Ortswahl nichts zu tun. Doch viele Trump-Anhänger werden das anders sehen, wenn ihr Idol am Samstag um 17 Uhr Ortszeit auftritt. Waco gilt in einigen Kreisen als Beweis dafür, dass der „tiefe Staat“ Andersdenkende und Andersgläubige unterdrücke.

Am 19. April 1993 versuchten FBI und Polizeikräfte dort, die Ranch der Endzeit-Sekte „Branch Davidians“ zu stürmen. 51 Tage hatten die Sicherheitskräfte das Anwesen belagert, am Ende kam es zu einem Großbrand. Vier Polizisten und 84 Sektenmitglieder starben, darunter 25 Kinder.

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A ball of fire erupts from the Branch Davidian compound in Waco, Texas, on April 19, 1993. Eighty-one Davidians, including leader David Koresh, perished as federal agents tried to drive them out of the compound. A few weeks earlier four agents from the Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms were slain in a shootout at the site. (Jerry W. Hoefer/Fort Worth Star-Telegram/MCT) Photo via Newscom picture alliance |

Obwohl der Brand mutmaßlich von Mitgliedern der Sekte gelegt wurde, verbreiten Extremisten bis heute die Behauptung, der Staat habe die Sekte ausgelöscht. Verschwörungen sind auch Teil der Strategie, mit der Ex-Präsident Trump zurück ins Weiße Haus will. Auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“ ergießt er, meist in Großbuchstaben, Schimpf und Schande über die US-Justiz. Eine „Hexenjagd“ sei es, dass die Behörden in vier voneinander unabhängigen Fällen gegen ihn ermitteln.

Bereits in der kommenden Woche könnte eine New Yorker Jury entscheiden, dass Trump wegen der Zahlung von Schweigegeld an einen Porno-Star vor Gericht muss. Auch in drei weiteren Ermittlungen rückt eine Anklage näher.

Trump liegt bei den Republikanern vorn

Die entscheidende Frage ist, ob Trump aus der Dauerkonfrontation mit der Justiz bei der republikanischen Basis punkten kann. Oder ob die Wähler genug haben von einem Kandidaten, der mit Gerichtsterminen mehr Schlagzeilen macht als mit Politik. Eine aktuelle Umfrage der als unabhängig geltenden Meinungsforscher von Morning Consult sieht Trump für die Anfang des kommenden Jahres beginnenden parteiinternen Vorwahlen (Primaries) bei 54 Prozent. Sein schärfster Konkurrent Ron DeSantis kam nur auf 26 Prozent. Vor wenigen Wochen war es noch umgekehrt. Trumps ehemaligen Vize-Präsident Mike Pence würden lediglich drei Prozent wählen.

Um seinen Vorsprung zu halten, schlägt Trump besonders hart auf seinen Rivalen DeSantis ein. Der Gouverneur von Florida, mehr als 30 Jahre jünger als der Ex-Präsident, gilt im rechten Flügel der Partei als annehmbare Alternative zu Trump. Sein Ansatz sei „Politik ohne das tägliche Drama, Konzentration auf die großen Linien und Ergebnisse vorzuweisen“, sagte DeSantis dem Sender Fox News und fügte als Seitenhieb gegen Trump hinzu: „Man muss einfach anerkennen, dass es eine gewisse Realität gibt.“

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Mögliche Trump-Verhaftung

Das Gespräch, am Donnerstag ausgestrahlt, fand mit dem britischen Journalisten Piers Morgan statt, Vertrauter des Medienmoguls Rupert Murdoch. Ihm gehört Fox News, der Sender war einst eine verlässliche Bühne für Trump. Nun bekommt DeSantis die besten Sendeplätze. Auch die britische „Times“, die ebenfalls Murdoch gehört, brachte jüngst ein großes Porträt über DeSantis.

Trump hingegen ist kaum noch auf Fox News zu sehen, Murdoch ist auf Abstand gegangen. Als Trump Mitte November erklärte, dass er in das Rennen um die Kandidatur bei den Republikanern geht, titelte Murdochs „New York Post“ in spöttischen Worten: „Mann aus Florida macht eine Ankündigung“.

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DeSantis sucht derweil noch seinen politischen Weg. In der vergangenen Woche schreckte der 44-Jährige Europa auf, als er Russlands Angriff auf die Ukraine als „territorialen Disput“ abtat, der nicht im strategischen Interesse Amerikas liege. Die Reaktionen aus seiner Partei waren so harsch, dass er später in dem Interview auf Fox News zurückruderte. Er habe sich auf die Kämpfe im Osten und auf die Krim bezogen, „wo viele ethnische Russen“ leben. „Was nicht heißen sollte, dass Russland ein Recht hätte zu tun, was es tut.“

Als vergangenes Wochenende klar wurde, dass Trump sehr wahrscheinlich in New York angeklagt wird, reihte sich DeSantis brav ein in die Reihe der Spitzenrepublikaner, die das Gericht und seinen Staatsanwalt als „politische Mafia“ verurteilten, die sich lieber um „echte Straftaten“ als um zurückliegende Episoden eines Ex-Präsidenten kümmern sollten.

Anklage wegen Schweigegeld an Porno-Darstellerin?

Trump verfolgt jeden Auftritt und jede Aussage seines Rivalen mit Argusaugen. „Florida war lange vor DeSantis erfolgreich. Seine Ergebnisse in Sachen Covid, Kriminalität und Bildung sind weniger als Durchschnitt“, sagte Trump über den Mann, den er einst als politischen Ziehsohn betrachtete.

Dabei hat der Ex-Präsident eigentlich anderes zu tun. US-Medien sind sich einig, dass in der kommenden Woche Anklage erhoben werden könnte. Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen hatte der Porno-Darstellerin Stormy Daniels kurz vor der Wahl 2016 ein Schweigegeld in Höhe von 130.000 Dollar gezahlt. Den Betrag zahlte Trump in Tranchen als Anwaltshonorare getarnt zurück. Womöglich hat er damit gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen.

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Mit welchen Bandagen Trump sich wehrt, bekommt der zuständige Staatsanwalt Alvin Bragg zu spüren. Der lehnte am Donnerstag entrüstet die Forderung führender US-Republikaner als gesetzeswidrig ab, Dokumente und Aufzeichnungen aus dem Ermittlungsverfahren herauszugeben. Trump zeterte auf seinem Social-Media-Account, der Staatsanwalt mache die Arbeit von „Anarchisten und des Teufels, die unser Land scheitern lassen wollen“.

Auch der „radikale durchgedrehte Bombenwerfer Jack Smith muss sofort weg“, fügte Trump hinzu. Smith ist der Sonderermittler, der die Rolle des Ex-Staatschefs beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 untersucht. Smith will den ehemaligen Vize-Präsidenten Pence vorladen – der war an jenem Tag in engem Kontakt mit Trump – und könnte belastende Details preisgeben.

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