Internes Schreiben an Signa-Mitarbeiter : „Liebe Kolleginnen und ...

25 Nov 2023
Signa

Bisher hat sich Signa nicht offiziell zu Berichten über den Insolvenzantrag der deutschen Tochtergesellschaft Signa Real Estate Management geäußert. In einem Schreiben an die Mitarbeiter werden nun Details genannt.

Am Freitag wurde bekannt, dass mit der Signa Real Estate Management Germany (Signa REM Germany) eine zentrale deutsche Immobiliengesellschaft aus dem Reich der österreichischen Signa-Gruppe Insolvenz angemeldet hat. Bislang hat sich Signa dazu nicht geäußert. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat die Geschäftsführung der Signa Real Estate Management Germany inzwischen aber die Mitarbeiter über die Lage informiert. 

In dem internen Schreiben von Freitagabend heißt es: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, es tut uns aufrichtig leid, dass ihr die Neuigkeiten womöglich bereits aus der Presse erfahren musstet.“ Und weiter: „Wir haben heute Nachmittag beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens – zunächst nur für die Signa Real Estate Management Germany GmbH – gestellt.“ Ein vorläufiger Insolvenzverwalter werde „voraussichtlich sehr kurzfristig vom Amtsgericht bestellt“.

Nach Angaben aus dem Bundesanzeiger gehört das Unternehmen zum Signa Prime Selection Konzern und damit zur wichtigsten Immobiliensparte innerhalb der Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko. Die deutsche Gesellschaft ist demnach „zentraler Dienstleister für Immobilienentwicklung, Asset Management, Vermietung und Research für die Signa-Immobiliengesellschaften in Deutschland“.

Mit unverminderter Kraft

Die aktuelle „wirtschaftliche Situation der Signa REM Germany GmbH und die Tatsache, dass es trotz allergrößter Anstrengungen nicht gelungen ist, unsere finanzielle Situation und die erforderliche Liquidität kurzfristig zu verbessern, haben uns bedauerlicherweise keine andere Möglichkeit gelassen, als diesen Weg zu gehen“, schreiben die drei Geschäftsführer Timo Herzberg, Tobias Sauerbier und Georg Christian Reuter an ihre Mitarbeiter. 

Laut der Mitarbeiterinformation wird trotz des Insolvenzantrags in Deutschland weiter versucht, die österreichische Handels- und Immobiliengruppe zu retten: „Die Bemühungen um eine ganzheitliche Refinanzierung der Signa Gruppe gehen dennoch mit unverminderter Kraft weiter; die Signa Prime Selection AG und die Signa Development Selection AG haben bisher keinen Antrag gestellt“, heißt es in dem Schreiben. Die Gehälter der Mitarbeiter seien nun für bis zu drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. „Die nächsten Schritte werden wir mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter abstimmen und euch schnellstmöglich informieren.“

In den vergangenen Wochen hatte sich die Krise der gesamten Signa-Gruppe rasant zugespitzt. Signa kämpft wie viele Immobilienunternehmen mit hohen Baukosten und gestiegenen Zinsen. Die Signa Sports United hatte im Oktober Antrag auf Insolvenz stellen müssen. Signa hatte ihr zuvor eine Kapitalspritze verweigert. Unternehmensgründer René Benko hatte in der Folge seinen Rückzug aus der Führung der Gruppe angekündigt. 

Druck der Investoren

Auf Druck von Investoren war der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz zum Vorsitzenden des Gesellschafter-Komitees der Holding berufen worden. Die Familie Benko Privatstiftung blieb allerdings weiterhin größter Gesellschafter bei Signa. Er sei „sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann“, hatte Benko damals versichert. Weniger rosig sah indes die US-Ratingagentur Fitch die Zukunft - sie stufte kürzlich eine Signa-Tochter auf „hochriskant“ herab und warnte vor Ansteckungsrisiken für weitere Teile der Gruppe. Bei großen Bauprojekten, wie etwa dem Elbtower in Hamburg, liegen derzeit die Bauarbeiten auf Eis.

Kredite hat die Signa unter anderem von österreichischen Banken erhalten. Das Gesamt-Exposure der Finanzinstitute habe sich auf rund 2,2 Milliarden Euro belaufen, hatte eine Person mit Kenntnis der Situation zur Nachrichtenagentur „Reuters“ gesagt und sich dabei auf Daten von Mitte des Jahres bezogen. Die größten Kreditgeber seien die Raiffeisen Bank International (RBI), die ihr Engagement bei Signa in den vergangenen Jahren deutlich reduziert habe, und die zur italienischen UniCredit gehörende Bank Austria. Auf diese beiden Geldhäuser entfielen den Daten zufolge beinahe zwei Drittel des Kreditvolumens, so der Insider.

Nach Gesprächen mit den EZB-Aufsichtsbehörden, die über die Aussichten der Signa Gruppe besorgt sind, hätten sich die Banken entschlossen, ihr Engagement bei der Immobilien-Gruppe zu reduzieren, sagte ein weiterer Insider laut Reuters. 

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