Amina al-Hasoni, 7, hatte keinen Platz, um sich zu verstecken. In der kleinen Beduinensiedlung bei al-Fur’ah in der Negev-Wüste gibt es keine schützenden Bunker. Als die Bombensirenen ertönten, wusste die Familie nicht wohin. Wie die „New York Times“ berichtet, durchschlugen wohl Teile einer Rakete das dünne Metalldach. Das Mädchen wurde schwer verletzt und von seinem Onkel mit dem Auto in ein Spital gebracht. Amina, das kleine Beduinen-Mädchen, war das einzige Opfer des massiven Luftangriffs des Iran auf Israel in der Nacht vom 13. auf den 14. April.

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Das Datum bedeutet eine Zäsur wie der 7. Oktober 2023, an dem die Terrororganisation Hamas vom Gazastreifen aus Israel überfiel und 1300 Menschen barbarisch niedermetzelte. Der 14. April wird als der Tag in die Geschichte des Nahen Ostens eingehen, an dem die Islamische Republik Iran erstmals von eigenem Territorium aus ihren Erzfeind Israel direkt angriff. 

Freitagfrüh kam es zu Explosionen in der Region Isfahan im Zentraliran, wo sich eine Urananreicherungsanlage des iranischen Nuklearprogramms befindet. Der Nachrichtensender CNN berichtete mit Bezug auf einen US-Regierungsvertreter, Israel habe einen begrenzten Luftschlag ausgeführt. Und nun fragt man sich in den Staatskanzleien des Nahen Ostens und der EU, in Washington, Peking und Moskau: War es das schon? Oder holt Israel nur aus für einen massiven Gegenschlag?

Der Angriff des Iran vom 13. auf 14. April war jedenfalls massiver ausgefallen. Er begann um etwa 22 Uhr israelischer Zeit. Das Arsenal: 170 Drohnen, 30 Marschflugkörper, 120 ballistische Raketen. Doch eine geballte Macht wehrte die Luftangriffe ab, zuvorderst Israel selbst mit seinen Luftverteidigungssystemen „Iron Dome“ und „Arrows 3“. Der Effekt des iranischen Angriffs ging gegen null. Nur eine israelische Militärbasis wurde leicht beschädigt. Dafür sind die Kosten immens. Zur Abwehr setzte Israel Raketen und Geschoße im Wert von einer Milliarde US-Dollar ein.

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US-amerikanische Streitkräfte schossen rund 80 Flugkörper ab. Zum Einsatz kamen Kampfjets und Raketen, die von den im Mittelmeer kreuzenden Zerstörern „USS Carney“ und „USS Arleigh Burke“ abgeschossen wurden. Auch in Jordanien stationierte französische Kampfflugzeuge und britische Eurofighter schossen iranische Drohnen ab. Die jordanischen Luftstreitkräfte zerstörten Flugkörper, die in den Luftraum des Landes eingedrungen waren.

© AFP/APA/AFP/ATTA KENARE

Propagandaplakat in Teheran

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.