Sherlocks aus der Schattenwelt – Bei Netflix ermitteln jetzt die „Dead ...

11 Tage vor

Comic-Sidekicks mit eigener Serie

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Dead Boy Detectives - Figure 1
Foto RND

Gehen Geistern auf den Grund: Die toten Detektive Edwin (von links George Rexstrew) und Charles (Jayden Revri) und die von einem Dämon ihres Gedächtnisses beraubte Crystal (Kassius Nelson). Szene aus der Serie „Dead Boy Detectives“.

Quelle: Ed Araquel/Netflix © 2023

Zwei tote Teenager und eine Seherin ermitteln in Mordangelegenheiten in einem Ostküstenstädtchen. Dort wimmelt es vor Geistern mit „Fällen“. Die „Dead Boy Detectives“ stammen aus dem Phantastika-Panoptikum von „Sandman“-Schöpfer Neil Gaiman.

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Die Dead Boy Detectives Charles Rowland und Edwin Payne sind – der Name deutet es an – tot und trotzdem aktiv. Beide wurden zum Ende ihrer kurzen Lebzeiten Mobbingopfer in einem englischen Internat. Den einen, Edwin, verschlug es 1916 infolge eines schief gelaufenen Satanistenrituals in die Hölle („Technisch gesehen bist du eine Opfergabe“, sprach der seine Seele einkassierende Teufel bei der Abholung). Der andere, Charles, zur Hälfte indischer Abstammung, wurde 1989 von rassistischen Mitschülern in einem See gesteinigt.

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Dies geschah vermutlich nicht zufällig, als es in der Hölle gerade zu einem Massenausbruch kam – so traf der flüchtige Edwin (George Rexstrew) auf den seines Todes noch nicht bewussten Charles (Jayden Revri). Gemeinsam machten sie in London ein Detektivbüro auf, um ihren Klienten, armen, umherwandernden Seelen durch Lösen ihrer Fälle zur Erlösung zu verhelfen. Twilight-Zone-Sherlocks.

Dead Boy Detectives - Figure 2
Foto RND

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Comiclegende und Bestsellerautor Neil Gaiman gehört zu den „Vätern“ des Duos, sie wurden im „Sandman“-Heft Nummer 25 „geboren“. In der Comicserie „Doom Patrol“ (2019-2023), an der Showrunner Steven Jockey mitschrieb, hatten sie schon einen kleinen Auftritt, jetzt bekommen sie ihre eigene Show. Dritte im Bunde wird Crystal Palace (Kassius Nelson), ein Medium, das durch Berührung in die Gedanken von Menschen vordringen kann. Anders als die meisten kann sie Edwin und Charles sehen, die sie sogleich von einem Dämon befreien. Der raubt allerdings noch rasch ihre Erinnerungen.

Eine Hexe verfüttert Kinder an eine Riesenschlange

Schwupps – und schon sind sie auf der Suche nach einem verschwundenen Mädchen auf der anderen Seite des Ozeans. Wo sie in dem Ostküstenstädtchen Port Townsend auf die Spur einer Hexe kommen, die Kinder gegen ewige Schönheit an ihre Riesenschlange verfüttert. Der erste von vielen Fällen, denn der Flecken scheint ein Magnet für Ruhelose zu sein.

Sie lernen eine junge, von Löwenzahnwichten besessene Japanerin kennen, eine Goth-Metzgerin, ein Seemonster und einen Mann, der sagt, er sei einmal ein mächtiges Walross gewesen. Sie müssen ein Geisterhaus aufräumen, der rachsüchtigen Hexe Paroli bieten und immer wieder einer Bürokratin aus dem Jenseitsfundbüro ausweichen, die Charles und Edwin „nach Hause“ holen will.

Dead Boy Detectives - Figure 3
Foto RND
Fick dich!

Eine unwillige und ungehobelte, von Charles und Edwin befragte Straßenkatze

All das klingt banane und ist doch eine temperamentvolle, witzige, blutige und damit für ein allzu junges Publikum eher ungeeignete Horror-Private-Eye-Comedy mit einer Tricktechnik, die – wiewohl unterhalb des „state of the art“ – charmant geraten ist. Fast vergessen: Mit Katzen können die Geisterdetektive auch reden. Und was sagen Katzen, von denen man sich Erkenntnisse erhofft, so? „Fick dich!“, sagen sie. Geschöpfe der Straße eben. Was hat man erwartet?

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Sherlockiaden gibt es in der Film- und Seriengeschichte zuhauf. Das Team der (Un-)Toten nun tickt ähnlich wie und zugleich anders als die Originale. Bei der Detektivarbeit setzen sie weniger auf Deduktion als auf Recherche, dazu auf das, was im magischen Rucksack von Charles zu finden ist, dessen Innenleben der Tasche von Newt Scamander („Phantastische Tierwesen“-) ähnelt – äußerlich klein, innen eine Welt. Der georgianisch gekleidete Edwin ist kühl und blasiert wie Sherlock, der Postpunk-Elizabethianer Charles ist umgänglich wie Watson. Doch in beider Seele gärt es.

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Denn das Trauma ihrer Ermordung haben sie nie überwunden. Und nie traf ein Kuss ihre Lippen. Charles und Edwin sind in einer Welt, in der alle automatisch sexuell erwachen, die Not-Coming-of-Age-Wesen, für immer jung. Und ihre Versuche, diesen Status zu überwinden, führen zu Frust, Selbstzweifeln, und Wut. Hinter einem unterhaltsamen Episode-der-Woche-Geisterkrimi steckt eine tiefere dunklere Schicht von Einsamkeit, Selbstfindung und Liebessuche.

Das macht diese Toten so lebendig.

„Dead Boy Detectives“, erste Staffel, acht Folgen, von Steve Yockey, mit George Rexstrew, Jayden Revri, Kassius Nelson, Yuyu Kitamura, Briana Cuoco, Jenn Lyon, Ruth Connell, Lukas Gage, Joshua Colley, Michael Beach (ab 25. April bei Netflix)

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