Zverev hört auf seinen Vater: „Niemand will dich um 3 Uhr morgens ...

Alexander Zverev wurde am Samstag mal wieder daran erinnert, was ihm bald bevorstehen könnte. Am Ende der Tennis-Anlage in Melbourne ist auf Court 11, wo der Deutsche sich auf sein Drittrunden-Match bei den Australian Open vorbereite, ein riesiges Bild angebracht. Zu sehen: Carlos Alcaraz, die Faust ballend beim Jubelschrei. Und weil der junge Spanier die Nummer zwei der Welt ist und Zverev die Nummer sechs, könnten beide, wenn für sie alles nach Plan läuft, schon im Viertelfinale des Turniers aufeinandertreffen.

Aber zu weit vorausdenken, das wollte Zverev ja gar nicht. Zumindest hatte er das so vor dem Turnier gesagt und dann mit zwei nicht wirklich souveränen Auftritten in Runde eins und zwei gleich mal einen Beweis dafür geliefert, warum es immer besser ist, sich erstmal auf den nächsten Gegner zu konzentrieren. So ein Grand-Slam-Turnier kann schließlich schnell vorbei sein.

Für Zverev geht es weiter. Zwei Tage nach dem mühsamen Fünf-Satz-Sieg gegen den Qualifikanten Lukas Klein besiegte der Hamburger den 19 Jahre alten US-Amerikaner Alex Michelsen nach knapp zwei Stunden 6:2, 7:6 (7:4), 6:2 und zeigte erstmals, warum vor dem Turnier viele ein Duell gegen Alcaraz fest eingeplant hatten. Die Nummer sechs der Weltrangliste trat mutiger auf als zuletzt und ließ Michelsen kaum Chancen, ins Spiel zu kommen.

Alexander Zverev überholt Tommy Haas

Wie diese Leistungssteigerung möglich war? Der taktische Talk vor dem Spiel mit seinem Vater, der auch sein Trainer ist, sei sehr gut gewesen, sagte Zverev hinterher im Interview auf dem Court. „Er hat gesagt, ich soll mehr Winner schlagen und weniger Fehler machen. Das ist ja ganz einfach“, erklärte Zverev lachend. Und eine weitere wichtige Botschaft habe sein Vater auch noch parat gehabt: „Er hat mir die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: Niemand will dich um 3 Uhr morgens Tennis spielen sehen.“ Fertig war Zverev dann schon kurz nach Mitternacht. Und damit zirka dreieinhalb Stunden früher als der Russe Daniil Medwedew, der zwei Tage zuvor bis um kurz nach halb vier auf dem Platz gestanden hatte.

Zverev gelang im ersten Satz beim Stand von 1:1 ein frühes Break. Danach profitierte er auch davon, dass sein Gegner seine Angriffe zwar ab und an gut vorbereitete, dann aber viel zu überhastet und ungenau abschloss. Der Olympiasieger wackelte nur einmal kurz, als er im zweiten Durchgang schon mit einem Break vorn lag und Michelsen ihm noch mal den Aufschlag abnahm. Im Tie-Break war der Deutsche dann aber wieder der aktivere und bessere Spieler.

Zverev steht damit zum 17. Mal in seiner Karriere in der vierten Runde eines Grand-Slam-Turniers und hat nun Tommy Haas überholt, der es bisher auf 16 Achtelfinal-Teilnahmen brachte. In Australien trifft Zverev jetzt auf den Briten Cameron Norrie (an Position 19 gesetzt), der den Sandplatzspezialisten Casper Ruud (11) in vier Sätzen bezwang. „Er hat ein tolles Match gespielt“, lobte Zverev seinen Gegner.

Genügend Zeit hatte der Deutsche noch, um sich viel vom Duell zwischen Norrie und Ruud anzuschauen. Das Frauenmatch, das vor seiner Partie in der Rod Laver Arena gespielt wurde, dauerte 2:20 Stunden – und endete mit einer Überraschung: Die Tschechin Linda Noskova warf die Weltranglistenerste Iga Swiatek in drei Sätzen aus dem Turnier.

Mit Norrie kommt auf Zverev am Montag eine deutlich schwerere Aufgabe zu. Im Interview auf dem Platz bekam er aber gleich mal eine Statistik mitgeteilt, die Mut machen kann: Bei Norrie handelt es sich um einen Linkshänder. Und gegen die hat Zverev seine vergangenen 13 Spiele alle gewonnen. „Das bringt Unglück, wenn man das so sagt. Vor allem, wenn es 13 sind“, sagte Zverev, sichtlich gut gelaunt, ehe er wieder ernst wurde: „Ich werde alles dafür tun, dass es 14 werden.“

Dann würde das Duell mit Alcaraz anstehen, der es am Samstag auch mit einem jungen Talent zu tun hatte. Einige Stunden vor Zverev traf er auf den 18 Jahre alten Chinesen Juncheng Shang, der im dritten Satz verletzt aufgab. Zuvor hatte Alcaraz die beiden ersten Durchgänge 6:1 gewonnen. Der Spanier trifft nun auf den Kroaten Miomir Kecmanovic und hätte bei einem möglichen Viertelfinalduell gegen Zverev wohl einen Vorteil: Bisher stand er knapp drei Stunden weniger auf dem Platz als der Deutsche.

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