Arian weiter vermisst: Polizei warnt eindringlich vor eigenmächtigen ...

15 Tage vor
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Stand: 02.05.2024, 19:16 Uhr

Von: Marvin Köhnken

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Die aktive Suche nach Arian in Bremervörde ist beendet. Die Polizei hofft nun auf konkrete Hinweise – und warnt eindringlich vor privaten Suchaktionen.

Vermisster Arian Bremervörde - Figure 1
Foto Merkur Online

Bremervörde – Mehr als eine Woche ist es her, dass der sechsjährige Arian zuletzt von seinen Eltern gesehen wurde. Am Montag, 22. April, hatte der autistische Junge das Haus seiner Familie in Bremervörde-Elm verlassen und bleibt seitdem verschwunden. Rund eine Woche haben Tausende Einsatzkräfte – in engem Austausch mit Arians Eltern – nach deren Kind gesucht. Die Verbundenheit mit Arian und die Hoffnung, dass er bald zurückkehrt, ist weiterhin sehr groß.

Nach dem Ende der aktiven Suche und dem Übergang in die sich in solchen Fällen anschließende Ermittlungsphase am Dienstag, 30. April, gehen die Beamten unter Leitung der Ermittlungsgruppe „Arian“ nur noch konkreten Hinweisen nach. Anlasslose und flächendeckende Suchaktionen gibt es laut aktueller Planung der Polizei Rotenburg derzeit nicht. Das hat auch viel Kritik hervorgerufen. Ein langjähriger Vermisstenexperte hat beispielsweise vom „Versagen“ der Einsatzkräfte gesprochen und dazu aufgerufen, speziell am Maifeiertag in den Wäldern rund um Bremervörde Spaziergänge zu machen. Bei der Polizei im Kreis Rotenburg stieß er dabei auf sehr wenig Gegenliebe.

Die Suche nach Arian rund um Bremervörde hat viele Menschen beschäftigt – von persönlichen Aktionen rät die Polizei aber ab. (Archiv) © Daniel Bockwoldt/dpa & Sina Schuldt/dpa (Montage)Polizei sieht private Suchaktionen nach Arian rund um Bremervörde kritisch

Bei der Polizei in Rotenburg stoßen derartige Aufrufe und Initiativen nicht zum ersten Mal auf deutliche Kritik. Bereits in der Frühphase der Suche hatte Polizeisprecher Heiner van der Werp gegenüber kreiszeitung.de betont, derartige private Initiativen seien nicht zielführend. Ein aktueller Vorschlag eines Künstlers, er könne mit seinem Klavier nach Bremervörde fahren und dort im Wald lautstark Klaviermusik spielen, erzeugt im Internet zwar vor allem Zustimmung. Mahnende Stimmen legen dem Künstler allerdings nahe, erst einmal die Zustimmung der Polizei einzuholen.

Vermisster Arian Bremervörde - Figure 2
Foto Merkur Online

Im Verlauf der einwöchigen flächendeckenden Suche hatten die Einsatzkräfte mehrfach ihre Strategie geändert. Unter anderem wurden Süßigkeiten und Luftballons rund um das Zuhause des jungen Arian verteilt und Lichtkegel an den Himmel geworfen, um ihn anzulocken. Zwischenzeitlich wechselte die Suche in eine „leise Strategie“, weil davon ausgegangen werden muss, dass sich Arian bei Lärm und Ansprachen eher zurückziehen würde, anstatt sich den Suchenden zu offenbaren.

Anwohner werden gebeten, eigene Grundstücke erneut nach Arian abzusuchen

Anwohner im Großraum Bremervörde wiederum werden aufgefordert, ihre eigenen Grundstücke immer wieder abzulaufen und beispielsweise auch in Garagen oder Schuppen nach dem vermissten Jungen Ausschau zu halten. Experten und Expertinnen beteiligen sich seit vielen Tagen in Form einer „Fachberatung Autismus“, um möglichst effektiv nach Arian zu suchen. „Leute, geht noch mal auf euer Grundstück, geht noch mal herum, guckt noch mal in euren Schuppen, guckt noch mal ins Carport“, hatte Polizeisprecher Heiner van der Werp unlängst den Menschen geraten.

Heiner van der Werp, Polizeisprecher der Polizei Rotenburg, hatte sich im Verlauf der Suche nach Arian mehrfach zur Hilfe durch die Bevölkerung bedankt. Private Aktionen sah er dabei aber kritisch. (Archiv) © Daniel Bockwoldt/dpa

Nach mehr 160 Stunden durchgehender Suche hatten die Einsatzkräfte mehrerer Organisationen und Verbände bis einschließlich Montag, 29. April, alle Auffälligkeiten im Gelände und unter der Erdoberfläche, auf dem Wasser sowie sämtliche Hinweise aus der Bevölkerung durch die eingesetzten Kräfte aufgenommen und abgearbeitet. Sehr zum Bedauern aller, so Heiner van der Werp, ohne Erfolg. Mehrere Tausend Menschen waren für Arian im Einsatz. Konkrete Hinweise nimmt die Ermittlungsgruppe unter Telefon 04761/7489-135 oder -144 entgegen.

Vermisster Arian Bremervörde - Figure 3
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Private Initiativen eine Gefahr für weitere Suchen der Polizei, für Helfer und für Arian selbst

Während dieser professionellen Suchaktionen hatten die Einsatzkräfte unter anderem die Gewässer rund um Bremervörde unter anderem mit Drohnen immer im Blick. Würde Arian sich durch private Suchen bedrängt fühlen und sich dabei in Gefahr bringen, stünden im Umkehrschluss zudem keine Ersthelfer bereit, die sofort helfend einschreiten könnten.

Wer Hinweise zum Verbleib von Arian aus Bremervörde hat, den bittet die Polizei, Hinweise direkt an die Ermittler zu leiten – und eben nicht selbst auf die Suche zu gehen. © Polizei

Auch für die Suchenden bestehe eine Gefahr, wenn sie sich auf eigene Faust beispielsweise an der Oste bewegen, erklärt eine Polizeibeamtin aus Bremervörde gegenüber kreiszeitung.de am Dienstag. Zu viele Spuren vor Ort könnten zudem eventuelle spätere Suchen mit Hunden erschweren oder es den Tieren unmöglich machen, die Fährte des vermissten Kindes aufzunehmen. Suchende könnten sich zudem selbst verletzen und dadurch in Gefahr geraten.

Eine Facebook-Nutzerin aus dem Umfeld der Familie teilt zudem weitere Punkte, weshalb private Suchen keine Hilfe sind. „Ganz konkret ist es bei Arians Verschwinden jedoch so, dass Suchen durch Privatpersonen in der Region gefährlich werden könnten und die konkreten Sorgen möchte ich mit euch teilen“, heißt es unter anderem in ihrem bis Mittwochmmorgen mehr als 600-mal geteilten Beitrag.

Nicht zuletzt ist die Region rund um Bremervörde Wolfsgebiet – und obwohl die Gefahr für Menschen, durch einen Wolf verletzt zu werden, sehr gering ist, könnten die Raubtiere versuchen, ihren Wurf vor unbewusst aufdringlichen Personen zu verteidigen. Das erklärte ein Wolfsberater in einer früheren Phase der Suche nach Arian.

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