1938–2024: Richard Serra ist tot

27 Mär 2024

1938–2024

Der US-amerikanische Bildhauer Richard Serra ist tot. Er verstarb am Dienstag (Ortszeit) im Alter von 85 Jahren in seinem Haus in New York an einer Lungenentzündung, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf den Anwalt des Künstlers. Serra galt als einer der wichtigsten Bildhauer der Gegenwart – für mehr als hundert öffentliche Orte schuf er Skulpturen.

Richard Serra - Figure 1
Foto ORF

Online seit heute, 5.38 Uhr (Update: 10.46 Uhr)

Bekanntheit erlangte Serra mit seinen monumentalen Werken aus Stahlplatten. Die teils riesigen Skulpturen wurden von großen Museen in den USA bis hin zur Wüste von Katar ausgestellt. Doch auch städtebaulich setzte er Akzente – vielfach in Deutschland: Dort schuf er unter anderem den „Terminal“ in Bochum und „Torque“ in Saarbrücken. In New York schuf er den „Titled Arc“.

Serra, am 2. November 1938 in San Francisco als Sohn eines spanischen Vaters und einer russischen Mutter geboren, arbeitete in seiner Jugend in Stahlwerken, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Nach einem Studium zog er 1966 nach New York. Dort traf er auf andere Künstler wie Donald Judd, Dan Flavin und Jasper Johns und begann bald mit Blei und Stahl zu experimentieren.

Serras Skulptur „The Matter of Time“ im Guggenheim-Museum Bilbao

Serras Skulpturen wurden immer größer und schwerer, schließlich bekam der Stahl Kurven. Mit großer Wirkung, wie Serra später erzählte: „Die Menschen haben auf die Kurven reagiert, wie sie nie zuvor auf Ecken und gerade Linien reagiert hatten. Das hatten sie noch nie gesehen. Die Menschen waren bereit für die Kurven.“ Mehr und mehr Galerien und renommierte Museen räumten für Serra daraufhin riesige Räume frei.

Richard Serra - Figure 2
Foto ORF
„Ich glaube nicht, dass Kunst die Aufgabe hat zu gefallen“

Nachdem er in den frühen 1980er Jahren nach Spanien gereist war, erlangte sein Werk in Europa und mit Einzelausstellungen in großen Museen in Deutschland und Frankreich Bekanntheit – auch wenn sie nicht jeden Geschmack traf. „Ich glaube nicht, dass Kunst die Aufgabe hat zu gefallen“, sagte Serra dazu. Ähnlich legte er auch sein Werk an: groß, hart, kompromisslos.

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Eines seiner Werke aus dem Jahr 1981 etwa fand so wenig Anklang, dass es in Lower Manhattan in New York aus dem öffentlichen Raum entfernt wurde. „Tilted Arc“, eine 36 Meter lange Stahlstange, gilt heute als eines der meistgeschmähten öffentlichen Kunstwerke in der Geschichte der Stadt. Es wurde schließlich entfernt, weil die Menschen es so sehr hassten, schrieb die Fachzeitschrift „ARTnews“.

Idee für Holocaust-Mahnmal in Berlin

Querelen gab es auch über ein heute sehr bekanntes Projekt in Berlin: Seinen Entwurf für das dortige Holocaust-Mahnmal zog er im Streit zurück. Die Grundidee mit einem Meer aus Stelen stammt von ihm. Als sein Entwurf aber verändert wurde, zog Serra „aus privaten und künstlerischen Gründen“ die Konsequenzen. Insbesondere zu Deutschland hatte er eine Beziehung. Die meisten seiner Kunstwerke wurden dort gefertigt.

Das Modell des Vorschlags für die Berliner Holocaust-Gedenkstätte von Serra und Peter Eisenman

Sehr geschätzt wurde Serras Arbeit im Heimatland seines Vaters, wo das Reina-Sofia-Museum 1992 eine Retrospektive seines Werkes zeigte und das Guggenheim-Museum in Bilbao ihm eine eigene Ausstellung widmete. Auch das Guggenheim-Museum in New York würdigte Serras Werk und erklärte am Dienstag, seine „monumentalen Arbeiten haben unsere Wahrnehmung von Raum und Form verändert“.

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