Rene Benko und Hugo-Boss-Chef planten offenbar "Fashion ...
Wenige Monate vor Signa-Pleite
Aktionärsschützer sehen offene Fragen APA/HANS KLAUS TECHT Rene Benko hat in New York zugeschlagen (Archivbild).Veröffentlicht: 29. November 2024 10:05 Uhr Aktualisiert: 29. November 2024 11:06 Uhr
Hugo-Boss-Chef Daniel Grieder und Rene Benko hatten 2023 offenbar Pläne für eine "Fashion Investment Group". Während eine Sprecherin von Hugo Boss die Ideen bestätigte, "geheime Pläne" aber dementierte, sehen Aktionärsschützer offene Fragen.
Hugo-Boss-Chef Daniel Grieder hat 2023 - wenige Monate vor dem Zusammenbrechen des Signa-Geflechts - mit Signa-Gründer Rene Benko an einer "Fashion Investment Group" gearbeitet. Eine Sprecherin von Hugo Boss bestätigte der APA "erste Ideen" in diese Richtung, es seien aber keine "'geheimen Pläne' seitens Herrn Grieder" gewesen. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sieht nach den Berichten von "Kronen Zeitung" und "News" hingegen den Aufsichtsrat gefordert.
Drei-Stufen-Plan für Übernahme der Hugo Boss AGBenko erhielt laut den Medienberichten am 26. März 2023 von Grieders privater E-Mail-Adresse eine Präsentation, die Grafiken zur Gesellschaftsstruktur der geplanten Fashion Investment Group sowie einen dreistufigen Plan zur Übernahme der Hugo Boss AG enthielt. Demnach sollte Grieder erst in Phase 3, nach seinem Abschied bei Hugo Boss, offiziell in Erscheinung treten.
"Wird Aktienkurs extrem hochtreiben"Laut "Krone" und "News" schrieb Grieder in der E-Mail mit dem Betreff "Projekt 'Tango'" an Benko: "Wie erwähnt müssen wir schnell umsetzen, da ich am 12. Juni, am Investor Day, die erweiterte Strategie verkünden werde. D. h. statt 4 Mrd. 5 Mrd. Umsatz sowie 12 % EBIT bis 2025. Dies wird den Aktienkurs extrem hochtreiben, denke ich. Passt dies? Lieber Gruss, Daniel".
Kurz vor der E-Mail, im Februar 2023, erwarb Grieders Ehefrau laut den Berichten Boss-Aktien. Diese hatten einen Wert von knapp 1,5 Mio. Euro.
Für die Aktionärsschützer der SdK werfen die Medienberichte "zahlreiche Fragen auf, da es den Eindruck erweckt, als würde der angestellte Vorstandsvorsitzende seinen Arbeitgeber durch die Hintertür heimlich übernehmen wollen." Generell spreche nichts gegen Aktienkäufe durch den CEO, sofern diese transparent gemacht werden. "Ob das hier hätte der Fall sein sollen, bleibt unklar", sieht der SdK den Aufsichtsrat gefordert, für Aufklärung zu sorgen, wie es in einem Statement auf APA-Anfrage hieß.
Hugo Boss AG: Interne Stellen waren stets informiertDie Hugo Boss AG hielt in einem Statement fest, dass "es weder 2023 noch zu einem anderen Zeitpunkt 'geheime Pläne' seitens Herrn Grieder" gab. "Selbstverständlich waren seinerzeit alle relevanten internen Stellen bei HUGO BOSS stets über die beschriebenen ersten Überlegungen bzw. Ideen informiert, die im Übrigen nie – weder wie beschrieben noch anders – weiterverfolgt oder auch nur ansatzweise umgesetzt wurden." Laut dem Unternehmen stand das Verhalten von Grieder im Einklang mit geltendem Recht. Die von Grieder und seiner Frau getätigten Aktienkäufe seien ordnungsgemäß veröffentlicht worden.
Die für Marktmanipulation und Insiderhandel zuständige deutsche Finanzaufsicht Bafin wollte sich auf APA-Anfrage "aufgrund der Verschwiegenheitspflicht nicht zu Einzelfällen äußern". Allgemein lasse sich sagen, dass die unbefugte Weitergabe von Insiderinformationen untersagt und strafrechtlich bewährt ist. Laut "Handelsblatt" (Freitagausgabe) leitete die Bafin eine Vorprüfung ein.
Grieders Vertrag läuft noch bis 2028Die Hugo Boss AG notiert an der Frankfurter Börse im Aktienindex MDAX. Größter Aktionär mit 15 Prozent ist die italienische Unternehmerfamilie Marzotto über die Zignago Holding und die Gesellschaft PFC. 83 Prozent der Aktien befinden sich in Streubesitz. Der 63-jährige Schweizer Manager Grieder ist seit 2021 CEO von Hugo Boss, sein Vertrag läuft noch bis 2028.
Die Hugo-Boss-Aktie geriet am Donnerstag aufgrund der Medienberichte stark unter Druck. Am Nachmittag büßte sie 8,48 Prozent auf gut 33 Euro ein. Am Freitag wurde sie zu Handelsbeginn zu lediglich 32,2 Euro gehandelt - das ist der niedrigste Stand seit März 2021. Seit Wochenbeginn verlor die Aktie über 17 Prozent. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) setzte Rating und Ziel für Hugo Boss vorübergehend aus.
(Quelle: APA)
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