Wo bleibt nur der glorreiche Siebte? – Zack Snyders Weltraumsaga ...

13 Tage vor

Showdown auf dem Bauernmond

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Rebel Moon - Figure 1
Foto RND

Noble bringt die Welt zugrunde: Der gemeingefährliche Admiral Atticus Noble (Ed Skrein) will auf dem Mond Veldt nicht nur die komplette Getreideernte abzweigen. Szene aus dem Film „Rebel Moon Teil 2 – Die Narbenmacherin“.

Quelle: Courtesy of Netflix

„Ein Haufen abgefuckter Bauern“ bekommt von einer illustren Kämpfertruppe Beistand gegen ein faschistoides Imperium. „Die glorreichen Sieben“ treffen in „Rebel Moon Teil 2 – Die Narbenmacherin“ auf „Star Wars“. Ergebnis: Im Weltraum nichts Neues (und nichts Gutes – es sei denn man nimmt das Ganze als Trash).

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Hätte ja prima gepasst. Wäre der Widerstandskämpfer Darrian Bloodaxe nicht schon im ersten Teil von „Rebel Moon“ gefallen, so wären die auf aller Herren Planeten eingesammelten Kämpfer fürs Gute zu siebt in das Bauerndorf auf dem Planeten Veldt (= Feld) eingeritten, wie einst die coolen und hilfreichen Pistoleros der „glorreichen Sieben“ (1960) in John Sturges‘ Western, der wiederum auf Akira Kurosawas „sieben Samurai“ (1954) basiert.

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Bejubelt werden die Helden von einem Dorfvolk, das aussieht, als habe es Bücher über das Landleben im England der vorletzten Jahrhundertwende studiert. Jetzt wird alles gut werden. Was sollen die Bösewichte aus der Faschoecke der Galaxis angesichts dieser Recken und Reckinnen schon noch groß ausrichten? Und weil die mythische Sieben sich nicht einfach durch eine gewöhnliche Sechs ersetzen lässt, lugt auch alle fünf Minuten ein Roboter mit schamanischem Geweihkopfdekor aus der Ferne auf die neue Situation.

Rebel Moon - Figure 2
Foto RND
Hirschroboter Jimmy wartet auf seinen großen Auftritt

Jimmy, James nennt ihn die titelgebende „Narbenmacherin“ Kora (Sofia Boutella), hat eine Rechnung mit dem „Mutterwelt“ genannten Imperium und dessen schurkischem Regenten Balisarius (Fra Fee) offen. Er wurde im ersten „Rebel Moon“-Film von brutalen Soldaten übel diskriminiert und traktiert. Könnte gut sein, dass er der Inklusionsbot im Team Held wird. Nummer sieben kämpft.

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Mit Roger Cormans „Sador – Herrscher im Weltraum“ (1980) gab es schon einmal eine Sci-Fi-Variante der „Sieben“-Geschichte. Die beiden „Rebel Moon“-Filme von Zack Snyder (der erste kam kurz vor Jahresende bei Netflix heraus) sind also nicht superoriginell und – ähnlich wie in Cormans wilder Kasperei – wird die tragische Tiefe von Samuraidrama oder Wildwestklassiker vermisst.

Schon nach einer Stunde fliegen die Showdownfetzen

Worum es in „Rebel Moon, Teil 2 – Die Narbenmacherin“ geht? Die „Mutterwelt“ will die Ernte der Bauern von Veldt einkassieren (was für ein Aufwand für ein Lagerhaus voller Getreidesäcke!) und will auch die irgendwie hochbedeutsame Kora, die gleich zwei Geheimnisse hat, samt ihrer widerständischen Freunde ausschalten. Der Space-Fascho-Admiral Noble („GoT“-Star Ed Skrein) – hier kommt eine Spoilerwarnung für die, die Teil 1 noch nicht kennen – ist gar nicht tot, hat aus dem ersten Kampf gegen Kora vom tiefen Sturz nur eine Narbe an der Brust zurückbehalten.

Noble will Rache, Ruhm, Aufstieg. Der Ehrgeizling drängt auf den Showdown, und nach nur einer von zwei Stunden hören die Fetzen nicht mehr auf zu fliegen. Das wird dann schon mal in Zeitlupe zelebriert, auch wird der Schlachtenlärm stumm gestellt, auf dass irisch anmutende Musik den Bildern vom Sterben einen Trauerflor verpasse. Das wirkt in besseren Filmen, deren Charaktere einen jucken, stärker.

Rebel Moon - Figure 3
Foto RND

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So voller Blödsinn und Blabla, pathetisch durchschwafelt und dabei Satz um Satz sinnarm wie „Rebel Moon 2″ war selten ein Sci-fi-Stück. Schon die Vorrede klingt, als hätte man einer KI eingeflüstert: „Mach‘s so wie bei ‚Star Wars‘ und packe dann noch ein bisschen Elbenkönigin-Galadriel-Raunen und Riefenstahlschen Scholle-Schwulst drauf.“ Logik gehörte in der Folge nicht zu den Stärken der drei Drehbuchschreiber, darunter Snyder selbst: Zwar muss auf Veldt vor dem Eintreffen von Nobles Schiff Tag und Nacht gearbeitet werden, um das ganze Getreide binnen drei Tagen einbringen zu können, das fordert der nervtötend geschwätzige General Titus (Djimon Hounsou) – Ernte gut, alles gut.

Am Ende seiner Ansprache schickt Titus dann aber alle erst einmal zur geruhsamen Nachtruhe ins Bett, als sei Zeit doch kein Problem. Die reicht dann sogar noch für eine anständige Ausbildung an den Waffen, bevor Noble landet.

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Apropos Waffen: Das rotglühende Feuerschwert der Martial-Arts-Meisterin Nemesis (Bae Doona) erinnert an die Klingen von Sith und Jedi der „Star Wars“-Filme und damit auch daran, dass aus dem Doppelschmonz ursprünglich mal ein Film aus der Luke-Skywalker-Welt hätte werden sollen. Damit wäre der Ruf von George Lucas‘ respektive Disneys Franchise wohl vollends ruiniert gewesen. Glück im Unglück.

Tipp: Nicht ernst nehmen - oder auf Insekten umswitchen

Im Weltraum nichts Neues. Man kann sich die zwei Stunden vielleicht damit vertreiben, darauf zu wetten, wer den Shoot-out nicht überlebt. Auch in den Reihen der Samurai und Revolvermänner gab es ja bekanntermaßen Todesfälle. Oder man nimmt die Sache als Trash – wie einst Ed Woods „Plan 9 from outer Space“ (1959). Stussgenuss versus Überdruss – was Snyder ernst meint, muss man ja noch lange nicht ernst nehmen (Es gibt übrigens einen Cliffhanger – „Rebel Moon 3″ droht).

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Oder man versucht es stattdessen mit Pixars Animationsfilm „Das große Krabbeln“ (1998) – der Geschichte einer tollpatschigen Ameise, die eine harmlose Insektenzirkustruppe zu Gegnern gieriger Desperado-Heuschrecken hochjazzt – so leicht, witzig und originell wurde die uralte Kombattantensaga nie transformiert.

„Rebel Moon 2 – Die Narbenmacherin“, 123 Minuten, Regie: Zack Snyder, mit Sofia Boutella, Michiel Huisman, Ed Skrein, Djimon Hounsou, Bae Doona, Jena Malone, Charlotte Maggi, Alfonso Herrera und Anthony Hopkins als (im englischen Original) Stimme des Roboters Jimmy (ab 19. April bei Netflix)

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