Fast keine Diven mehr im Kader: Die Formel für den Erfolg bei Paris ...

PSG gegen Barcelona

Noch nie schien Paris Saint-Germain vor einem Champions-League-K.o.-Spiel dermaßen entspannt wie in diesen Tagen. Dafür gibt es reichlich Gründe. Seit mehreren Monaten stimmt die sportliche Entwicklung. Seit dem 3. November (1:2 bei AC Mailand) sind die Hauptstädter wettbewerbsübergreifend ungeschlagen, seit genau 27 Spielen. PSG steht im Finale der Coupe de France (25. Mai gegen Olympique Lyonnais), führt die Ligue 1 mit zehn Punkten Vorsprung auf Stade Brest sechs Spieltage vor Saisonende an und nun geht es darum, sich auf die europäischen Abende zu fokussieren.

In den vergangenen Jahren waren zu diesem Zeitpunkt stets wichtige Spieler verletzt. Dieses Mal sind alle Stammkräfte an Bord, abgesehen von der Gelbsperre von Achraf Hakimi. Trainer Luis Enrique kann im Hinspiel gegen den FC Barcelona aus dem Vollen schöpfen.

Die Pariser Anhänger dürfen eine gut funktionierende Mannschaft auf dem Platz anfeuern, die immer öfter als Einheit auftritt. Im Dezember, kurz nach das bei Borussia Dortmund (1:1) in der Gruppenphase das Weiterkommen garantierte, scheint der ganze Klub wie befreit. Kurz vor Weihnachten meinte Luis Enrique: „Ich gebe zu, dass wir bisher keinen guten Fußball zeigen, aber ich verspreche, dass es spätestens im März soweit sein wird und unsere Fans mit unseren Leistungen zufrieden sein werden.“

Starspieler, die sich mit PSG nicht identifizierten

Er hat sein Versprechen gehalten. Nun trifft der Spanier auf den Klub, mit dem er 2015 die Königsklasse gewann – und PSG im März 2017 mit einem denkwürdigen 6:1-Heimsieg nach dem 0:4 im Hinspiel aus dem Wettbewerb warf. „Aus neutraler Sicht ist PSG und seinem Trainer wenig vorzuwerfen, zum ersten Mal seit längerer Zeit läuft es richtig rund“, sagt David Ginola, vor dreißig Jahren Star des Klubs.

„Der Anhang genießt diese neue Ausrichtung. Er hat Spaß, seiner Mannschaft zuzuschauen. Man hat das Gefühl, dass der Klub viele Lehren aus den letzten Jahren gezogen hat und auch gelernt hat, sich in der Öffentlichkeit nicht mehr lächerlich zu machen.“

Der 15-malige französische Nationalspieler spielt auf die ständige Unruhe an, als Lionel Messi und Neymar ihr Geld noch an der Seine verdienten, Starspieler, die sich aber mit dem Verein nie wirklich zu identifizieren schienen. Nun sind keine Diven mehr im Kader, abgesehen von Kylian Mbappé.

Der aber stellt sich grundsätzlich in den Dienst der Mannschaft, vor allem wenn die Herausforderungen auf der europäischen Bühne auf dem Spielplan angesetzt sind. Auch der französische Ausnahme-Stürmer ist ein Grund, warum es bei PSG gerade läuft. In wenigen Wochen wird er PSG nach sieben Jahren au revoir sagen. Vorher möchte er sich am liebsten mit dem Triple aus Meisterschaft, Pokal- und Champions-League-Sieg verabschieden.

„Die Verantwortlichen von PSG sprechen in der Öffentlichkeit nicht mehr so oft von der Champions League, damit der Druck weniger wird. Aber ich bin fest überzeugt, dass dieser Wettbewerb intern nach wie vor die höchste Priorität genießt“, sagt Johan Micoud, der vor 20 Jahren mit Werder Bremen Deutscher Meister und Pokalsieger wurde und heute bei „L’Équipe TV“ als Experte auftritt.

„Einige Zeichen für eine Erfolgsgeschichte“

Im Vergleich zu den letzten Jahren haben die Pariser auch mehr Losglück. Letzte Saison hieß der Gegner im Achtelfinale Bayern München (0:1, 0:2), vor zwei Jahren Real Madrid (1:0, 1:3) – in dieser Spielzeit Real Sociedad San Sebastian (2:0, 2:1), das als der leichteste Gegner galt.

Nun wollte man unbedingt Real Madrid und Manchester City aus dem Weg gehen. Jetzt würde man frühestens im Endspiel auf einen der beiden Favoriten treffen.

„Es gibt einige Zeichen, die für eine PSG-Erfolgsgeschichte in diesem Frühjahr sprechen“, ließ Jérôme Rothen wissen, ein weiterer früherer Publikumsliebling im Prinzenpark, der heute Moderator der täglichen Fußball-Show „Rothen s´enflamme“ beim Radio-Sender RMC Sport ist.

„Nach den Abgängen von Messi und Neymar haben die Wenigsten das runderneuerte PSG auf dem Zettel. Vielleicht ist das tatsächlich die große Chance, in dieser Saison für einen ganz großen Coup zu sorgen.“

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