Myanmar: Aung San Suu Kyis Haftstrafe wird reduziert

Myanmar

Nach dem Putsch vom 1. Februar 2021 hatte das Militär die demokratisch gewählte Politikerin entmachtet und festgenommen. Später verurteilte ein von der Junta kontrolliertes Gericht sie wegen zahlreicher angeblicher Verbrechen zu insgesamt 33 Jahren Haft. Win Myint war zu einer zwölfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Die Strafe der Friedensnobelpreisträgerin sei um sechs Jahre verringert worden, Win Myints Strafe um vier Jahre, sagte eine Suu Kyi nahestehende Quelle, die anonym bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur. Speziell wurden bei der Politikerin die Haftstrafen für die Verurteilungen wegen angeblicher Verstöße gegen die Import- und Exportgesetze des Landes sowie gegen die Regeln während der Corona-Pandemie reduziert. Die schwersten Vorwürfe, etwa wegen Korruption, bleiben den Angaben zufolge weiter bestehen.

Die Junta wolle damit von der aktuellen schweren Krise in Myanmar ablenken, erklärte ein Experte eines politischen Forschungsinstituts in dem Krisenland, der ebenfalls um Anonymität bat. „Das Militär versucht damit, den internationalen Druck und die Wut der Zivilbevölkerung vor Ort zu dämpfen. Es wird interessant sein, wie die Junta mit Aung San Suu Kyi in dieser Krise weiter umgehen wird.“

Schon seit vergangener Woche gab es Bewegung in dem Fall: Die 78-Jährige war überraschend von der Einzelhaft im Gefängnis in ein Regierungsgebäude verlegt worden. Zuvor hatte es mehr als zwei Jahre lang so gut wie keine Informationen über ihre genauen Haftbedingungen und ihren Zustand gegeben. Ihre Anwälte waren mit einem öffentlichen Redeverbot belegt worden.

Thailands Außenminister Don Pramudwinai hatte vor wenigen Wochen mitgeteilt, er habe Suu Kyi im Gefängnis treffen können. Er war der erste ausländische Vertreter, dem es gestattet wurde, die Politikerin zu besuchen. Details über das Gespräch wurden nicht bekannt.

Am Montag hatte die Junta den Ausnahmezustand für weitere sechs Monate verlängert und damit die für August 2023 versprochenen Wahlen verschoben. Dies sei aufgrund der instabilen Lage in dem südostasiatischen Land notwendig, hatten die Generäle betont. Der Ausnahmezustand wurde erstmals nach dem Umsturz verhängt und seither immer wieder verlängert. Die Junta unterdrückt Widerstand mit brutaler Gewalt. International ist Myanmar fast völlig isoliert. Junta-Mitglieder sind etwa zu Treffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN nicht zugelassen.

Bei der Massenamnestie anlässlich eines hohen buddhistischen Feiertages sollten am Dienstag laut Junta mehr als 7.700 Häftlinge begnadigt werden. Gegen Mittag (Ortszeit) hätten erste Busse das für seine Foltermethoden bekannte Insein-Gefängnis in der größten Stadt Yangon (Rangun) verlassen, sagten Augenzeugen. Tausende Menschen warteten vor den Haftanstalten auf Angehörige. Die Armee hatte seit ihrem Coup immer wieder Gefangene an wichtigen Feiertagen freigelassen.

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