Liam Neeson: "Ich erzähle meiner toten Frau von unseren Söhnen"

2 Okt 2023
Liam Neeson

Vor über 14 Jahren wurde Liam Neeson (71)  von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. Seine Ehefrau Natasha Richardson (†45) hatte im März 2009 einen Skiunfall – und verstarb nur zwei Tage später an einem unentdeckten Blutgerinnsel im Gehirn. Neeson blieb für die beiden Söhne Micheál (28) und Daniel (27) stark. Musste stark bleiben. Er zog die beiden hingebungsvoll auf und schaffte es trotzdem, weiterhin vor der Kamera zu stehen. Im Exklusivinterview spricht er nun offen über die schwierige Zeit als alleinerziehender Vater und gewährt Einblicke in seine harte Jugendzeit als Mobbingopfer.

Sie vermissen Ihre Frau sicherlich immer noch. Sprechen Sie noch mit ihr?

Tasha liegt auf einem alten Friedhof in der Nähe unseres Hauses begraben. Dort besuche ich sie und spreche mit ihr. Ich erzähle ihr, was unsere Söhne machen, und habe sie auch schon oft um Rat gefragt, wenn ich diesen brauchte, als unsere Kinder noch Teenager waren.

Nach dem tragischen Unfall Ihrer Frau waren Sie alleinerziehender Vater ihrer zwei Söhne. Sind Sie streng?

Das müssen Sie meine Söhne fragen. Ich glaube schon, dass ich sehr diszipliniert bin, aber ich versuche, nicht zu streng zu sein. Das Gute ist, dass wir viel miteinander sprechen. Wir vertrauen einander, was total wichtig ist.

Würden sie härter durchgreifen, wenn sie Mädchen hätten?

Ich glaube schon. Meine Frau und ich waren uns einig: Wenn unsere Kinder 18 Jahre alt sind, werden wir ihnen die Tür zeigen, und sie darauf hinweisen, dass da draußen eine große Welt ist, die erkundet werden sollte.

Was haben Sie Ihren Söhnen auf deren Lebensweg mitgegeben?

Ich glaube, sie wissen, dass ich – egal was passiert – immer für sie da sein werde. Was meine Frau Tasha und ich immer erreichen wollten, ist, dass wir ihnen Anstand beibringen, damit sie wissen, wie sie sich zu benehmen haben. Das hört sich zwar jetzt ganz normal an, doch ich habe schon von vielen gehört: Wie schön, ihre Söhne schauen einem direkt in die Augen, wenn man mit ihnen spricht. Sie sind so höflich und haben Manieren. So etwas zu hören, macht mich stolz. Seine Mitmenschen respektieren, das ist es, was ich immer mache. Und ich möchte auch, dass das meine Söhne tun.

Liam Neeson: "Ich wurde gemobbt. Und zwar so schlimm, dass ich in Panik lebte"

Sie setzen sich für Jugendliche in schwierigen Situationen ein. Wie zum Beispiel, für den 13-jährigen Liam OBrien, der gemobbt wurde. Kennen Sie das Gefühl?

Ja, ich wurde gemobbt! Und zwar so schlimm, dass ich in Panik lebte. Deshalb weiß ich genau, wovon ich spreche. Das war eine sehr schlimme Zeit in meinem Leben. Meine Welt brach damals für mich zusammen.

Haben Sie Ihrem Mobbern von damals vergeben können?

Ja, das habe ich. Ich habe ihn wieder getroffen, als er 16 Jahre alt war. Damals habe ich herausgefunden, in welchen Verhältnissen er lebte. Es war der reinste Horror. Er selbst wurde misshandelt und missbraucht, und zwar von seiner Mutter und seinem Vater. Er hat mir so leidgetan, dass ich ihm damals verzieh. Ich habe realisiert, dass er seine Wut und seine Verzweiflung an jemand anderem auslassen musste. Wir wurden Freunde – trotz allem. Natürlich ist jede Geschichte anders. Doch eines bleibt immer gleich: Man muss sich wehren. Egal, wie alt man ist. Egal, ob Mann oder Frau.

Setzen Sie sich aus diesen persönlichen Erfahrungen heraus so sehr für gemobbte Kinder ein?

Ja! Ich habe Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene gesehen, die komplett daran zerbrochen sind, die keinen Ausweg mehr wussten und vollkommen verzweifelt waren. Liam, der Teenager, den Sie erwähnten, er leidet sehr, nicht nur seelisch, sondern auch körperlich, doch er wird es schaffen. Er hat tolle Eltern, ich habe mich lange mit ihnen unterhalten. Es wird lange dauern, aber er wird es schaffen.

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