Eurovision Song Contest: Über 10.000 Demonstranten fordern in ...

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Vor Beginn des zweiten Halbfinales des Eurovision Song Contests haben Tausende Menschen gegen Israels Teilnahme protestiert. Unter ihnen war auch Greta Thunberg.

Malmö - Figure 1
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Aktualisiert am 9. Mai 2024, 21:49 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AP, AFP, maw

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Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg nimmt an einer Kundgebung im schwedischen Malmö teil, um gegen die Teilnahme Israels an der 68. Ausgabe des Eurovision Song Contest (ESC) am 9. Mai 2024 zu protestieren. © Johan Nilsson/​TT News/​AFP/​Getty Images

Mehrere Tausend Demonstranten haben im südschwedischen Malmö den Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest (ESC) gefordert. Polizeiangaben zufolge versammelten sich 10.000 bis 12.000 Menschen unter dem Motto Schließt Israel von der Eurovision aus zu einem Marsch durch die Stadt. Unter ihnen war auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Zuvor hatte die Polizei 5.000 Teilnehmer gemeldet. Ursprünglich waren etwa 30.000 Demonstranten erwartet worden.

"Ich bin ein Fan des Eurovision Song Contest und es bricht mir das Herz, aber ich boykottiere", sagte eine Teilnehmerin des Protests der Nachrichtenagentur AFP. Sie habe keinen Spaß an dem Wettbewerb, wenn gleichzeitig im Gazastreifen Kinder sterben. Die Demonstrantinnen und Demonstranten riefen teils antisemitische Parolen und skandierten "Israel ist ein Terrorstaat". Sie forderten unter anderem eine Waffenruhe im Gazastreifen. Die Polizei war mit einem Hubschrauber und Beamten auf Dächern im Einsatz. Die Protestaktion verlief ihren Angaben nach aber ruhig.

Israels Eden Golan qualifiziert sich

Am Donnerstagabend hat es Israel ungeachtet der Boykottforderungen in Malmö ins Finale des Eurovision Song Contest (ESC) geschafft. Die 20-jährige Sängerin Eden Golan gehörte zu den im zweiten ESC-Halbfinale erfolgreichen Vertretern von zehn Ländern. 

"Es ist toll zu sehen, dass es hier so viele Menschen gibt, die sich für Palästina einsetzen, auch wenn es unter schrecklichen Umständen geschieht", sagte Golan der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Sie teile nicht die Ansicht, dass die Eurovision frei von politischen Positionen sei. Der Ausschluss Russlands nach dem Einmarsch in die Ukraine sowie das Verbot palästinensischer Flaggen sei Politik.

In der Halle wurde Eden Golan für ihren Auftritt mit dem Lied Hurricane laut gefeiert. Die Boykottforderungen verfingen offensichtlich auch nicht bei den Fernsehzuschauern: Während im ESC-Finale eine Jury und das Publikum über die Platzierungen entscheiden, entscheidet in den Halbfinals ausschließlich das Publikum über den Einzug ins Finale.

Nach Einschätzung der Wettbüros kann Eden Golan auf eine Top-Ten-Platzierung hoffen. In den Wettbüros steht der kroatische Sänger Baby Lasagna als Favorit mittlerweile aber deutlich vorne, er hatte sich bereits im ersten Halbfinale qualifiziert. 

Für den Abend war eine Demonstration mit Musik zur Unterstützung Israels geplant. Außerdem sollte es eine weitere Demonstration gegen Israels Teilnahme an der Malmö Arena geben. Die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei wurden deutlich verstärkt, unter anderem mit Unterstützung aus Dänemark und Norwegen. Propalästinensische Gruppen kündigten für das Finale des ESC an, erneut demonstrieren zu wollen.

Der ESC ist der weltweit am meisten beachtete Musikwettbewerb. Die Show soll nach den Regeln der europäischen Rundfunkunion EBU unpolitisch sein. Deshalb achten die Organisatoren in diesem Jahr besonders darauf, ob die Proteste gegen Israel auch die Show erreichen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warf den Demonstranten eine "schreckliche Welle des Antisemitismus" vor.

Songtitel mit Bezug zum 7. Oktober

Bereits zuvor hatte Israels Teilnahme am ESC monatelang für viel Kritik gesorgt. Während einer Probe für das Halbfinale am Mittwoch war Golan von einigen Zuschauern ausgebuht worden.

Zahlreiche Künstler forderten direkt zu Beginn den Ausschluss Israels. Die ESC-Veranstalter wiesen derartige Forderungen zurück. Sie forderten Israel jedoch auf, den Text seines Beitrags zu ändern. Dieser trug ursprünglich den Titel October Rain, ein weiterer Vorschlag war Dance Forever – beide Titel wurden als Anspielung auf den 7. Oktober sowie das Nova-Musikfestival verstanden. Die European Broadcasting Union (EBU) lehnte die Vorschläge mit der Begründung ab, sie seien zu politisch. Nach einer Umbenennung in Hurricane und der Änderung einzelner Textpassagen durfte es weiter im Wettbewerb bleiben.   

Am 7. Oktober 2023 hatte die terroristische Palästinenserorganisation Hamas bei einem groß angelegten Angriff etwa 1.200 Menschen im Süden Israels getötet und mehr als 200 Personen als Geiseln verschleppt. Viele Tote gab es auch auf dem Nova-Festival. Israel rief daraufhin den Kriegszustand aus und reagierte mit Bombardierungen des von der Hamas beherrschten Gazastreifens und der Entsendung von Bodentruppen in die Region.

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