Germany's Next Topmodel: Marilyn lebt!

Germanys next topmodel

Die Woche startet mit einem der schönsten Sätze der Staffel. Nachdem letzten Donnerstag die wöchentlichen Entlassungspapiere an die unter russischen Lippen leidende Elsa ausgehändigt worden waren (die sich wohl seither irgendwo am Venice Beach sonnt), war die GNTM-Community unruhig.

Wer könnte Elsa als zuverlässige Bonmot-Lieferantin ersetzen? Doch dann: Aufatmen. Mit Cassy steht eine würdige Nachfolgerin bereits parat. Als Erste entdeckt sie die Challenge-Location, steht fasziniert vor dem „Yoga & Dance Studio“ und prognostiziert gedankenschnell: „Das bedeutet, wir müssen tanzen.“

„Marilyn Monroe ist eine lebende Legende“

Ganz genau. Wer kennt sie nicht, die berühmten Yoga-Tänze wie den „Herabschauenden Slowfox“, die „Shavasana Rumba“ oder den „Kobra Jive“? Cassy war übrigens im Prä-GNTM-Leben Tanzlehrerin und erhofft sich vermutlich einen Vorteil. Und tatsächlich wartet der Choreograph Micky Kurz (nicht nur vom Namen, sondern auch optisch eine Mischung aus Micky Beisenherz und Sebastian Kurz) auf die Topmodel-Tanzcrew.

Die Tanz-Koryphäe verrät sogleich das Thema der Challenge: Marilyn Monroe. Kandidatin Mirella ist schockbegeistert: „Marilyn Monroe ist eine lebende Legende.“ Ob sie Marilyn Monroe mit Marilyn Manson verwechselt oder die Lieblingssängerin von John F. Kennedy neulich irgendwo zufällig beim Shoppen mit Elvis getroffen hat, bleibt unklar.

Zunächst wird eine „Diamonds Are a Girl's Best Friend“-Choreo einstudiert. Kollapsgefahr bei vielen Kandidatinnen. Olivia zweifelt umgehend an ihren Multitaskingfähigkeiten: „Das sind viele Schritte und noch was mit den Händen, da kommt mein Gehirn nicht mit.“ Ein Satz, den man sonst nur von Til Schweiger hört, wenn er zwei Teller und eine Flasche Wein gleichzeitig zum Tisch tragen soll.

Als am nächsten Morgen der Showtag beginnt, steigt der Druck weiter. Der Volksmund behauptet zwar, es gäbe keinen Fahrstuhl zum Erfolg, aber in Zeiten von Tiktok gilt das als überholt. Folgerichtig wird das Klum-Ensemble auf seiner Tanzfreizeit unverhofft von den sogenannten Elevator Boys überrascht.

Für mich waren Elevator Boys bislang höfliche Typen in lustigen Uniformen, die in Aufzügen von Luxushotels herumstehen und Knöpfe drücken. Diese Elevator Boys machen das im Prinzip auch, nur tragen sie keine Uniformen, wuschelige Frisuren und filmen sich dabei, wie sie der Kamera zuzwinkern. An sich ein interessantes Konzept.

Auf der Bühne läuft es nach nur einem Abend Training für viele Monroe-Klone eher unterdurchschnittlich. Einige tanzen, wie Olaf Scholz regiert: Kaum merklich. Ich kann das aber verstehen. Da hat man einmal die Elevator Boys am Start – und dann muss man stundenlang immer wieder dieselbe Treppe herunterlaufen.

Die Österreicherin Lara wirkt mit ihrem Akzent, der nasalen Stimmlage, dem unterschwelligen Beschwerdemodus und der blonden Perücke so verzweifelt, dass man meinen könnte: Die pinken Kleider stehen Lisa Eckhart aber gut. Zum Glück muss sie wie alle nur einmal ran. So ist das Marilyn-Monroe-Fiasko zeitnah beendet.

Als weiterer Gastjuror und Final-Walk-Outfitpate punktet am nächsten Tag der Designer Christian Cowan. Um nicht versehentlich für den sechsten Elevator Boy gehalten zu werden, trägt Cowan den offiziellen Ruhrpott-Schrebergarten-Look für die Eröffnung der Grillsaison: Glitzernde Boxershorts und halb offenes Schlabberhemd. Niemand wäre überrascht, wenn plötzlich eine Mantaplatte gespielt werden würde.

Beim Entscheidungs-Walk müssen die cowardisierten Laufsteg-Azubis dann im Slalom über einen digitalen Setzkasten laufen. Wenn sich die Absurdität der Aufgaben auf diesem Niveau halten soll, muss es nächste Woche ein Shooting geben, bei dem die Kandidatinnen im Handstand auf einem riesigen rosa Plastik-Flamingo mit echten Alligatoren posieren und „Atemlos“ rückwärts singen. Was einem Model im echten Berufsleben halt so begegnet.

Bis dahin können die Cover-Aspirantinnen die Woche nutzen, um über den wertvollsten Ratschlag der Staffel zu sinnieren. Fahrstuhljunge Bene Schulz gibt Ida und Anya nämlich folgenden Insidertipp mit auf den Runway: „Es ist supergut, wenn man confident ist, aber es ist ein anderes Ding, wenn man dann nicht die Beste ist.“ Hä? Da knallen sogar bei ehemaligem Juror und Confidence-Papst Thomas Hayo zu Hause vorm Fernseher die ersten Synapsen durch.

An dieser Stelle verrate ich Ihnen: Es ist Blödsinn, dass man nur selbstbewusst sein dürfe, wenn man am Ende auch die Beste ist. Plus, dass Heidi Klum augenscheinlich nicht so gern an Lisa Eckhart erinnert wird und darum am Ende Lara aussortiert. Cancel Culture jetzt auch im Modelbusiness. Ein Skandal!

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