Germany's Next Topmodel: Für Diversity-Hasser bleibt der ...

Germanys next topmodel

Bei Germany’s Next Topmodel wurden Anna-Maria, Ida, Selma, Coco, Vivien, Nicole, Olivia und Somajia diesmal auf Dragqueen getrimmt. Bild: ProSieben/Sven Doornkaat

Vier sensationell geschminkte und gestylte Männer singen in Frauenkleidern Songs von Beyoncé. Heidi Klum ist bis zum Anschlag durcheuphorisiert – aber sind es die Zuschauer am TV-Gerät auch?

Treue Fans der niveauresistenten Feminismus-Doku „Germany's Next Topmodel“ wissen oft mehr. Etwa, dass „Harper's Bazaar” kein Marktplatz ist, auf dem mit Kindern von Victoria und David Beckham gehandelt wird. Sondern ein amerikanisches Modemagazin, von dem seit einigen Jahren auch wieder eine deutsche Ausgabe erscheint. Frisch gekürte GNTM-Gewinnerinnen zieren hier exklusiv das Cover. Gleichzeitig hat Chefredakteurin Kerstin Schneider es geschafft, die Auflage von knapp 86.000 auf unter 60.000 Exemplare zu optimieren. Einen krasseren Wertverlust verzeichneten zuletzt eigentlich nur Tickets für Aftershow-Partys bei Rammstein.

Kein Wunder also, dass Kerstin Schneider in die Wüste geschickt wird. Haha, natürlich nur in die Wüste von Nevada. Dort findet traditionell das Cover-Shooting statt. Zum Glück haben die Set-Verantwortlichen von ProSieben eine steilere Lernkurve als RTL II beim Thema Michael Wendler und verzichten daher dieses Jahr beim „wichtigsten Shooting der Staffel“ (Selma) auf Roboter. Von Heidi Klums Moderationsparts abgesehen. Zu diesem Zeitpunkt sind noch acht Kandidatinnen dabei. Folglich werden acht Cover produziert. Rekord. Zeichnet sich da eine Tendenz ab? Dann gibt es das „Harper's Bazaar“-Shooting 2026 bereits in Folge eins – mit 30 Teilnehmerinnen. Ein sogenanntes Rudel-Covern.

Brutaler Diss an alle

Bis zum Anschlag durcheuphorisiert rutscht Heidi Klum bei der obligatorischen Lobpreisung für „Harper's Bazaar“ ein brutaler Diss aller bisherigen Kandidatinnen raus: „Nicht nur Stars zieren das Cover, sondern auch meine Gewinnerinnen.“ Sie verstehen? Das ist so, als würde ich sagen: Nicht nur hochintelligente Menschen lesen diese Kolumne, sondern auch Schalke-Fans. Allerdings: Heidi Klum darf sich das heute erlauben. Immerhin ist ihr 50. Geburtstag. Jetzt ist sie eine 50 Jahre alte Frau – oder wie Leonardo DiCaprio sagen würde: „Ist das überhaupt erlaubt?“ Im Prinzip sieht das auch Lothar Matthäus so, kann aber nicht so weit zählen.

Mit dem Halbes-Jahrhundert-Jubiläum ist Klum nicht allein. Dieser Tage wird auch der Discounter Lidl 50. Das passt, denn Klum und Lidl haben viel gemeinsam: Gigantische Umsätze, riesige Bekanntheit – und von beiden heißt es, sie wären nur erfolgreich, weil sie so billig sind.

Kandidatin Somajia ist noch nicht ganz 50 Jahre, redet dafür aber mit einer Geschwindigkeit von 50 Wörtern pro Sekunde. Hört man ihr länger als drei Sekunden zu, ploppt im Gehirn automatisch der Neon-Schriftzug „Keine Macht den Drogen!“ auf.

Als das große Cover-Shooting endlich beginnt, entwickelt sich ein spontaner Lookalike-Contest. Nicole sieht aus wie Lena Gercke in 20 Jahren. Kerstin Schneider dagegen wie Marijke Amado vor 20 Jahren. Den umsorgenden Charme einer „Mini Playback Show“ sucht man dennoch vergeblich. Schneider ist hier, um auszuteilen. Olivia beispielsweise wird instruiert: „Wir brauchen ein bisschen mehr Ausdruck im Gesicht – vielleicht mal Mund auf.“ Hoffentlich ist Schneider im Finale wieder dabei. Ich weiß nicht, wie ich drei Stunden Heidi Klum auf Helium ohne ein geschmeidiges „wir brauchen ein bisschen mehr Sexieness – vielleicht mal Hose auf“ sonst ertragen soll. Olivia ist trotzdem zufrieden: „Lieber mittelmäßig als Scheiße.“ Das gleiche Motto also, nach dem bei der FDP die Ministerposten besetzt werden.

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