Dodo: US-Team will ausgestorbenes Tier zum Leben erwecken

2 Feb 2023

US-Firma will Dodo zurückholen

Die lebensechte Rekonstruktion eines Dodo wird in der Werkstatt des Senckenberg-Museums gezeigt.

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Die lebensechte Rekonstruktion eines Dodo wird in der Werkstatt des Senckenberg-Museums gezeigt.

© Quelle: Boris Roessler/dpa

Die Dodos lebten seinerzeit ausschließlich auf Mauritius im Indischen Ozean. 1681 starb der letzte seiner Art auf jener Insel. Nun will ein US-Biotech-Unternehmen das Tier zurückholen. Wissenschaftler betrachten solche Projekte jedoch als skeptisch.

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Der Dodo wird in absehbarer Zeit nicht wiederkommen. Und auch das Wollhaarmammut nicht. Doch das US-Unternehmen Colossal Biosciences arbeitet daran, solche ausgestorbenen Arten wieder zum Leben zu erwecken. Investoren dafür findet die Firma genug.

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Vor zwei Jahren verkündete Colossal Biosciences aus Dallas im US-Staat Texas erstmals den ehrgeizigen Plan, das Wollmammut zurückzubringen - nun erklärte es seine Absicht, auch den Dodo wiederbeleben zu wollen. Der letzte Dodo, ein flugunfähiger Vogel von der Größe eines Truthahns, wurde 1681 auf Mauritius im Indischen Ozean getötet.

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Dodo-Projekt mit Nebeneffekt

„Der Dodo ist ein Symbol für das vom Menschen verursachte Aussterben“, sagt Ben Lamm, Serienunternehmer, Mitgründer und Geschäftsführer von Colossal Biosciences. Das Unternehmen richtete dafür eine auf die Gentechnologie von Vögeln spezialisierte Abteilung ein. Das Unternehmen, das 2021 gegründet wurde, gab außerdem bekannt, dass es weitere 150 Millionen Dollar (138 Millionen Euro) erhalten habe. Bis heute sammelte es 225 Millionen Dollar von zahlreichen Investoren ein, darunter der United States Innovative Technology Fund, die Investment-Firma Breyer Capital und In-Q-Tel, die Risikokapitalfirma des US-Auslandsgeheimdienstes CIA.

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Das Dodo-Projekt solle nicht direkt Geld einbringen, betont Lamm. Doch die genetischen Werkzeuge und Geräte, die das Unternehmen zu diesem Zweck entwickelt, könnten auch in anderen Bereichen eingesetzt werden, unter anderem in der menschlichen Gesundheitsfürsorge. Zum Beispiel testet das Unternehmen jetzt Werkzeuge, mit denen mehrere Teile des Genoms gleichzeitig verändert werden können. Colossal arbeitet auch an Technologien für eine „künstliche Gebärmutter“, wie er sagt.

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© Quelle: Reuters

Forscher: Identische Kopie unmöglich

Der engste lebende Verwandte des Dodo ist nach Angaben von Beth Shapiro die Kragentaube. Die Molekularbiologin erforscht den Dodo seit zwei Jahrzehnten und sitzt im wissenschaftlichen Beirat von Colossal. Shapiro wird vom Howard Hughes Medical Institute bezahlt, das auch die Gesundheits- und Wissenschaftsredaktion der Nachrichtenagentur AP unterstützt.

Ihr Team plane, DNA-Unterschiede zwischen der Kragentaube und dem Dodo zu untersuchen, um zu verstehen, „welche Gene einen Dodo wirklich zum Dodo machen“, sagt sie. Das Team könne dann versuchen, Zellen der Kragentaube so zu verändern, dass sie Dodo-Zellen ähneln. Möglicherweise könnten die veränderten Zellen in sich entwickelnde Eier anderer Vögel wie Tauben oder Hühner eingesetzt werden, um Nachkommen zu erzeugen, die wiederum auf natürliche Weise Dodo-Eier hervorbringen könnten, sagt Shapiro.

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Das Konzept befinde sich noch in einem frühen theoretischen Stadium. Da Tiere sowohl ein Produkt ihrer Genetik als auch ihrer Umwelt sind – die sich seit 1600 dramatisch verändert hat – ist es laut Shapiro „nicht möglich, eine 100-prozentige identische Kopie von etwas zu erschaffen, das es nicht mehr gibt“.

„Wir können die Natur nicht wieder zusammensetzen“

Andere Wissenschaftler bezweifeln den Sinn des Projektes und stellen die Frage, ob das Wiederbeleben von ausgestorbenen Arten nicht Aufmerksamkeit und Finanzmittel von Bemühungen ablenkt, die noch lebenden Arten zu retten. „Die Annahme, dass wir die Natur einfach wieder zusammensetzen können, nachdem wir sie zerstört haben, birgt eine große Gefahr – denn das können wir nicht“, sagt der Ökologe Stuart Pimm von der Duke University im US-Staat North Carolina. „Und wo um alles in der Welt würde man ein Wollhaarmammut unterbringen, wenn nicht in einem Käfig?“, fragt Pimm – schließlich seien die Ökosysteme für Mammuts schon vor langer Zeit verschwunden.

Mit Zuchtprogrammen für Tiere in Gefangenschaft vertraute Biologen betonen, dass es für solche Tiere schwierig sein kann, sich jemals an die Wildnis anzupassen. Hilfreich wäre für sie, von anderen Wildtieren ihrer Art lernen zu können – ein Vorteil, den potenzielle Dodos und Wollhaarmammuts nicht hätten, betont Boris Worm, Biologe an der Universität von Dalhousie in Halifax: „Unsere Priorität sollte sein, das Aussterben von Arten von vornherein zu verhindern, und in den meisten Fällen ist das auch viel billiger.“

RND/AP

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