Lawinen-Drama in Österreich: Schneebrett überrascht deutsche ...

16 Tage vor
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Stand: 10.04.2024, 14:57 Uhr

Von: Johannes Welte

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Eine Lawine hat eine Wandergruppe aus Bayern am Achensee in Tirol überrascht. Sie war eigentlich in schneefreiem Gelände unterwegs. Es gab einen Toten und einen Verletzten.

Bärenkopf - Figure 1
Foto Merkur Online

Update vom 10. April, 14.29 Uhr: Der Lawinenwarndienst Tirol hat eine Analyse des Unglücks veröffentlicht. „Bei der Lawine handelte es sich um eine Gleitschneelawine, die auf einem sehr steilen (mehr als 35 Grad) Grashang abglitt“, heißt es dort. Die Gruppe habe die Lawine also nicht selbst ausgelöst. „Aufgrund der außerordentlich warmen Witterung der vorangegangenen Tage waren allerdings die Voraussetzungen für Gleitschneelawinen zum Unfallzeitpunkt tendenziell erhöht“, heißt es weiter. Durch Schneeschmelze und Regen sei der Schnee ziemlich nass gewesen.

 Weiter: „Dies vermindert die Reibung und erhöht die Wahrscheinlichkeit von Gleitschneelawinen.“ Aktuell habe man es in der Höhe „mit einer immer noch überdurchschnittlich mächtigen Schneedecke“ zu tun. Gleichzeitig lieg in tiefen und mittleren Lagen kein bzw. kaum mehr Schnee. Die Route der Wandergruppe habe anfangs über einen nur teilweise schneebedeckten Wanderweg in winterliches Gelände geführt. Abschließend warnen die Experten: „Lawinen, die in der Höhe brechen, können – wie auch bei diesem Lawinenabgang – bis ins Grüne vorstoßen.“

Erstmeldung vom 10. April, 14.53 Uhr: Pertisau – Der 1991 Meter hohe Bärenkopf bei Pertisau am Achensee ist ein Aussichtsberg par excellence in den östlichsten Ausläufern des Karwendelgebirges. Von seinem Gipfel aus hat man den wohl besten Blick auf den Achensee in Tirol – für viele der schönste See Österreichs.

Lawine überrascht deutsche Österreich-Ausflügler in Tirol: Trotz Tauwetter lag viel Schnee

Eine Lawine rollte in den schneefreien Bereich unterhalb und tötete einen Bergwanderer aus Bayern. © Bergrettung Jenbach/Facebook

Dieses Gipfelpanorama wollte auch eine Wandergruppe aus dem oberbayerischen Landkreis Eichstätt am Dienstag (9. April) genießen. Die Gruppe war laut Landespolizei Tirol von Pertisau über das Weißenbachtal in Richtung Bärenkopf aufgestiegen. Den Abstieg plante die Gruppe über die nordwestlich vom Bärenkopf gelegene Bärenbadalm.

Bärenkopf - Figure 2
Foto Merkur Online

Allerdings fanden die Wanderer trotz des Tauwetters der vergangenen Tage mehr Schnee vor, als sie offenbar erwartet hatten. Die Gruppe beschloss darum auf etwa 1800 Höhenmetern, den Gipfelanstieg auszulassen und direkt mit dem Abstieg in Richtung Bärenbadalm über den Sommerweg zu beginnen.

Der Bärenkopf bietet ein einmaliges Panorama auf den Achensee. © imageBROKER/Mara Brandl via www.imago-images.deGipfelpanorma lockte deutsche Urlauber nach Österreich – doch es lag zu viel Schnee

„Als sie gegen 15 Uhr auf einer Höhe von 1850 m Steigspuren im Schnee, welche in etwa auf Höhe des dortigen Steiges Richtung Bärenbadalm verliefen, folgten, löste sich im Hang zirka 30 Meter über ihnen eine Gleitschneelawine“, so die Polizei weiter. Zwei 19-jährige Wanderer, die vorausgegangen waren, wurden von der Lawine mitgerissen.

„Die anderen Gruppenmitglieder konnten einige Meter zurücklaufen und wurden von der Lawine nicht erfasst.“ Die restlichen fünf setzten sofort einen Notruf ab und warteten am Steig auf Hilfe. Einer der beiden mitgerissenen jungen Männer Person wurde nach etwa 250 Höhenmetern von der Lawine freigegeben und blieb verletzt neben der Lawine liegen. Er wurde von einem Notarzthubschrauber per Tau geborgen und ins Krankenhaus Schwaz zur Behandlung geflogen.

Drama in TIrol: Wie aus dem Nichts werden sie im schneefreien Gelände von Lawine getroffen

Sein gleichaltriger Freund wurde 330 Höhenmeter mitgerissen und von der Lawine einen Meter tief komplett verschüttet. Die abgerückten Bergretter aus den anliegenden Gemeinden suchten mit Sondierstangen nach ihm und gruben den Verschütteten um 16.23 Uhr aus. Der junge Mann hatte tödliche Verletzungen erlitten.

Insgesamt waren drei Hubschrauber, die Bergrettungen Maurach, Achenkirch und Jenbach, zwei Bergrettungshunde und drei Alpinpolizisten sowie Feuerwehren und das Kriseninterventionsteam im Einsatz.

Der Schneefall in den Alpen hat in den vergangenen Wochen die Lawinensituation enorm verschärft. Im italienischen Aostatal liegen vier Meter Schnee auf den Gipfeln, auf der Zugspitze knapp drei Meter. Das Tauwetter hatte zwischenzeitlich die Schneeauflage vom Untergrund getrennt. Die Lawinenwarndienste rieten dazu, sich vor Gleitschneelawinen in Acht zu nehmen.

Zuletzt hatte es in der Schweiz eine Lawinenkatastrophe mit fünf Toten gegeben. In den italienischen Dolomiten wurde eine 14-Jährige von einem Schneebrett erfasst. Bei einer Drängelei am Gipfel des Zuckerhütl im Stubaital stürzten fünf Bergsteiger ab.

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