Brückeneinsturz in US-Stadt Baltimore nach Schiffskollision

Baltimore

news/APA/Dienstag, 26.03.24, 12:32:08

In der Stadt Baltimore im US-Bundesstaat Maryland ist am Dienstag eine über 2,5 Kilometer lange Autobahnbrücke eingestürzt, nachdem sie von einem Schiff gerammt worden war. Erste Notrufe erreichten die Polizei nach eigenen Angaben in der Nacht um 1.35 Uhr (Ortszeit, 6.35 Uhr MEZ). Laut Polizei und Feuerwehr stürzte die Brücke zu großen Teilen ein. Mehrere Fahrzeuge und bis zu 20 Menschen seien in die Tiefe gestürzt.

APA/APA/AFP/ROBERTO SCHMIDT

Zwei Menschen konnten laut Feuerwehr in der Zwischenzeit aus dem eiskalten Wasser gerettet werden. Eine Person sei in ernstem Zustand in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Feuerwehrchef von Baltimore, James Wallace, auf einer Pressekonferenz.

Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore, rief am Dienstag den Notstand aus. Den Behörden zufolge gibt es absolut keine Hinweis auf Terrorismus. Im Onlinedienst X bestätigte die Verkehrsbehörde von Maryland den Einsturz der Francis-Scott-Key-Brücke in Baltimore, die im Südosten der Stadt den Patapsco-Fluss überquerte. Der Verkehr werde umgeleitet. Auf der Website Marine Traffic war zu sehen, dass unter der Brücke das unter der Flagge Singapurs fahrende Containerschiff „Dali“ zum Halten gekommen ist. Laut aktuellen Informationen gehen die Verantwortlichen davon aus, dass mindestens sieben Fahrzeuge abgestürzt sind.

Videoaufnahmen in Onlinediensten zeigten den spektakulären Einsturz der beleuchteten Brücke in den Patapsco-Fluss. Erst stürzt der gerammte Brückenpfeiler ein, dann verzieht sich in einer Wellenbewegung die gesamte Stahlkonstruktion und stürzt abschnittsweise in den Fluss.

„Wir gehen davon aus, dass sich möglicherweise bis zu 20 Menschen sowie mehrere Fahrzeuge im Patapsco-Fluss befinden“ sagte der Feuerwehrmann Kevin Cartwright im Fernsehsender CNN. Unter den verunglückten Fahrzeugen war seinen Angaben zufolge auch ein Sattelschlepper. Die Rettungsarbeiten seien im Gange. Neben der Feuerwehr seien Rettungskräfte der US-Küstenwache und ein Taucherteam im Einsatz, um möglichst Überlebende aus dem Fluss zu bergen.

Die Temperaturen böten aber Grund zu großer Sorge, nicht nur in Bezug auf die Verunglückten, sagte Cartwright, dem Sender CNN. Die Außentemperatur fühle sich wie minus ein Grad Celsius oder weniger an, das Wasser sei sicher noch kälter, erklärte Cartwright. „Das kann eine Sorge und ein Risiko für unsere Taucher darstellen.“

Die Besatzung des Schiffs, das einen der Stützpfeiler gerammt hatte, war nach Angaben der Eigentümer wohlauf. Es gebe keine Verletzten auf dem Schiff, hieß es Dienstagfrüh (Ortszeit) in einer Mitteilung, die der „New York Times“ vorlag. Die Eigentümer bestätigten demnach den Vorfall. Die Ursache der Kollision müsse noch ermittelt werden.

Bei dem Containerschiff handelt es sich Daten des Anbieters LSEG zufolge um die unter der Flagge von Singapur fahrende „Dali“. Sie war von der Reederei Maersk gechartert worden und sollte am frühen Dienstagmorgen aus dem Hafen von Baltimore nach Colombo auslaufen. Dort sollte sie am 22. April ankommen. „Wir sind entsetzt über das, was in Baltimore passiert ist“, teilte Maersk mit. „Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen.“ Das Schiff soll knapp 290 Meter lang sein.

Die 2,6 Kilometer lange, vierspurige Francis-Scott-Key-Brücke führte als Teil der Autobahn Interstate 695 südwestlich des Stadtzentrums von Baltimore über den Patapsco-Fluss. Sie wurde 1977 in der Industrie- und Hafenstadt an der US-Ostküste eröffnet und wird jedes Jahr von mehr als elf Millionen Fahrzeugen genutzt.

Der Bürgermeister von Baltimore, Brandon Scoot, und der oberste Verwaltungsbeamte des Landkreises Baltimore, Johnny Olszewski Jr., wurden über das Unglück informiert und gaben den Beginn von Rettungsmaßnahmen bekannt. „Bitte beten Sie für die Betroffenen“, schrieb Olszewski auf X. Scott kündigte einen Besuch am Unglücksort an.

Baltimore ist der verkehrsreichste US-Hafen für Autotransporte. 2023 wurden dort nach Angaben der Regierung von Maryland knapp 850.000 Autos und leichte Lkw umgeschlagen. Zu den Autobauern, die über Baltimore In- und Exporte regeln, gehören Toyota, General Motors und Volkswagen. Mehr als 40 Schiffe mussten nach dem Einsturz im Hafen bleiben. Mindestens 30 Schiffe waren noch auf dem Weg nach Baltimore.

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