Fisker: E-Autobauer warnt vor Unternehmens-Aus

1 Mär 2024
Fisker
Elektromobilität E-Autobauer Fisker warnt vor Unternehmens-Aus

Das E-Auto-Start-up Fisker braucht dringend frisches Geld – sonst könnte der Betrieb eingestellt werden. Der Aktienkurs ist eingebrochen, ein Wettbewerber soll nun einsteigen. Über die schwierige Gemengelage.

Der US-Elektroautobauer Fisker hat eigenen Angaben zufolge „erhebliche Zweifel“, den Betrieb fortzusetzen, wenn er sich keine neue Finanzierung sichern kann. Das teilte das Unternehmen mit Sitz in Los Angeles am Donnerstagabend mit. Zudem wolle Fisker 15 Prozent der Belegschaft entlassen – vor allem Verkaufspersonal.

Im vierten Quartal verzeichnete das Unternehmen einen Nettoverlust von 463 Millionen US-Dollar bei einem Umsatz von 200 Millionen US-Dollar. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Henrik Fisker, sagte am Donnerstag, dass er in Gesprächen mit einem anderen Automobilhersteller sei, um eine Partnerschaft zu vereinbaren. Dabei gehe es um eine mögliche Investition und die gemeinsame Entwicklung von Fahrzeugen. Bis dahin lägen Investitionen für künftige Projekte auf Eis. „Wir haben sechs Monate Zeit, um das zu korrigieren“, sagte Gründer Henrik Fisker am Donnerstagabend dem „Handelsblatt“.

An der Börse kam die Mitteilung nicht gut an: Die Papiere brachen am Freitag im vorbörslichen Handel um fast 40 Prozent ein.

Das Unternehmen selbst rechnet damit, im laufenden Jahr zwischen 20.000 und 22.000 Fahrzeuge des Flaggschiff-Modells Ocean zu produzieren – deutlich weniger, als Analysten bislang vorhergesagt hatten. Fisker lässt seine Autos derzeit beim Auftragsfertiger Magna in Österreich herstellen – ein Unterschied zu den meisten jungen E-Autobauern.

Probleme von Fisker und anderen E-Auto-Start-ups

Die Offenlegung ist der jüngste Rückschlag für ein Unternehmen, das zuletzt schon häufiger mit Problemen bei Technik und Produktion zu kämpfen hatte. Nicht nur für Fisker wird die Luft dünner. Für viele junge E-Auto-Unternehmen geht es ums Überleben: Hersteller von Elektroautos aller Größenordnungen haben mit einer branchenweiten Verlangsamung des Umsatzwachstums zu kämpfen, da die Verbrauchernachfrage nachlässt.

Einen ersten Vorgeschmack dafür lieferte zuletzt der defizitäre schwedische Anbieter Polestar, dem der Miteigentümer Volvo Cars den Geldhahn zudrehte und der jetzt auf frische Mittel des chinesischen Mehrheitsaktionärs Geely setzen muss. Start-ups wie Rivian, Fisker, Arrival, Xpeng oder Lucid kämpfen ebenfalls mit den Kosten für einen Hochlauf der Produktion. Andere – etwa Sono Motors aus München mit seiner Vision eines Solar-Elektroautos – sind bereits ganz vom Markt verschwunden.

Autoexperte Stefan Bratzel, der das Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach leitet, prognostiziert: „Wir werden eine Konsolidierung der E-Mobilitäts-Unternehmen sehen.“ Der Markthochlauf gehe langsamer vonstatten, als die vielen neu in den Markt drängenden E-Auto-Start-ups dachten. „Da werden nicht alle überleben können. Wenn man so will, ist das ein natürlicher wirtschaftlicher Ausleseprozess, der stattfindet.“

Mehrere Faktoren führten zu einer schwierigen Gemengelage in der Branche: Die Zinsen steigen und für die investitionshungrigen Autofirmen wird das Geld teurer – was dazu führen kann, dass sie Kredite nicht mehr bedienen können. Investoren sind zugleich wählerischer und wollen sehen, dass die Auto-Start-ups Geld verdienen. Es wird also schwieriger, genügend Geld für die kostspielige Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge einzusammeln. „Wer es nicht schafft, zu niedrigeren Kosten im Vergleich zu den Wettbewerbern Fahrzeuge zu produzieren, hat das Nachsehen“, kommentiert Bratzel.

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Mit Material von Reuters

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