FUSSBALL-EM: Aufruf zu Zurückhaltung vor Türkei-Spiel

6 Jul 2024
Türkei Niederlande Fußball

FUSSBALL-EM

Heute Abend trifft die Türkei im Viertelfinale der Fußball-EM auf die Niederlande. Das Spiel ist politisch aufgeladen, auch der türkische Präsident kommt ins Stadion. Die Türkische Kulturgemeinde ruft die Fans in Wien zu Zurückhaltung auf. Die Polizei ist verstärkt im Einsatz, die Fanzone am Hauptbahnhof zu.

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„Wir appellieren insbesondere an die österreichisch-türkischen Fans beim Public Viewing in Wien, sich zurückzuhalten“, schreibt die in Wien ansässige Türkische Kulturgemeinde in Österreich in einer Aussendung. „Sie sollten das zuletzt stark politisierte Spiel Niederlande – Türkei mit besonderer Vorsicht, Ruhe und Gelassenheit verfolgen und sich zurückhalten.“ Man befürchtet rund um das Spiel „bezahlte und unbezahlte Provokateure“.

Tumulte beim Hauptbahnhof nach Achtelfinale

Nach dem Achtelfinale der Türkei gegen Österreich war es am Dienstag vor dem Wiener Hauptbahnhof zu Tumulten gekommen. Der Platz war überfüllt, Flaschen und Dosen flogen durch die Luft. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen türkischen Fans und kurdischen und syrischen Gruppierungen.

„Das waren Gruppen, die auf jeden Fall keine Fußballfans waren, das haben wir gemerkt. Also, die Fußballfans waren friedlich, wollten sich das Spiel Österreich – Türkei anschauen, und dann gab’s einfach einzelne Provokationen“, schilderte ÖBB-Sprecherin Julia Krutzler gegenüber „Wien heute“. Die ÖBB entschieden, die Fanzone beim Hauptbahnhof am Samstag geschlossen zu halten. Die Sicherheitsbehörden hatten laut ÖBB vor besonders großem Andrang gewarnt und die Schließung empfohlen. Man folge dieser Empfehlung, hieß es.

„Umfassendes polizeiliches Sicherheitskonzept“

Die Wiener Polizei nannte auf ORF-Anfrage keine Details zu den Einsätzen in den Fanzonen. Allgemein wurde erklärt: „Die Wiener Polizei hat mit allen Veranstaltern der großen Public-Viewing-Plätze in Wien ein umfassendes polizeiliches Sicherheitskonzept ausgearbeitet und steht mit diesen im Austausch.“

Die Absage der Public-Viewing-Veranstaltung vor dem Wiener Hauptbahnhof wurde durch den Veranstalter entschieden, wurde zudem betont. Und: Trotz der Absage stehe die Polizei „im verstärkten Einsatz um für die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen“. Bisher seien die Maßnahmen erfolgreich gewesen, so die Polizei. Es habe bis auf wenige Ausnahmen keine strafrechtlich relevanten Vorfälle gegeben.

Drei Festnahmen, 18 Strafanzeigen, 18 Verletzte

Am Tag des Achtelfinales Österreich – Türkei gab es in Wien in allem Fanzonen insgesamt drei Festnahmen wegen des Verdachts auf Widerstand gegen die Staatsgewalt. 18 Strafanzeigen und 27 verwaltungsrechtliche Anzeigen wurden erstattet. 18 Personen wurden in den Fanzonen verletzt, dabei sind jedoch auch notfallmedizinische Vorfälle mitgezählt.

Kontroverse um Wolfsgruß

Politisch aufgeladen ist das Viertelfinale Niederlande – Türkei vor allem wegen der Kontroverse rund um den türkischen Spieler Merih Demiral. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan soll laut Medienberichten erst aufgrund dessen entschieden haben, zum Spiel nach Berlin zu kommen. Demiral hatte im Achtelfinale gegen Österreich den Gruß der rechtsextremen türkischen Bewegung „Graue Wölfe“ gezeigt. Er wurde daraufhin von der UEFA für zwei Spiele gesperrt – mehr dazu in sport.ORF.at. Davor bestellten die Türkei und Deutschland unter anderem gegenseitig ihre Botschafter ein.

Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich appellierte an Erdogan, das Spiel in der Türkei statt im Stadion in Berlin anzuschauen. Der Verein befürchtet ein Sicherheitsproblem in Berlin, das Wellen bis nach Wien schlagen könnte. Es sei mit zahlreichen Protesten zu rechnen, und insbesondere die in Berlin lebenden Menschen türkischer Herkunft könnten davon negativ betroffen sein.

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