Oppositionskandidat holt Wahlsieg in Senegal

25 Mär 2024
Senegal

Online seit heute, 16.23 Uhr

In Senegal ist der Oppositionskandidat Bassirou Diomaye Faye mit einer überraschend klaren Mehrheit zum Präsidenten gewählt worden. Regierungskandidat und Ex-Premierminister Amadou Ba hatte Faye heute zum Sieg gratuliert, noch bevor die offiziellen vorläufigen Ergebnisse der gestrigen Wahl veröffentlicht wurden.

Erstmals in der Geschichte des westafrikanischen Landes ist damit ein neuer Präsident bereits im ersten Wahlgang gewählt worden. Die Auszählungen hatten schon wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale gestern Abend auf einen klaren Vorsprung für den 44-jährigen Faye schließen lassen.

Richtungsweisende Wahl

Die Wahl um die Nachfolge des seit 2012 regierenden Macky Sall galt als richtungsweisend für das Land mit seinen rund 18 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen. Senegal ist eine der stabilsten Demokratien Afrikas und hat seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich 1960 anders als andere Staaten der Region keinen Umsturz oder Militärputsch erlebt.

Sall wird für Erfolge in der wirtschaftlichen Entwicklung in dem Land gelobt, in dem in diesem Jahr die Förderung von Öl und Gas beginnen soll. Menschenrechtler kritisieren dagegen die Einschränkung politischer Freiheiten während seiner Amtszeit.

Faye trat für das Lager des Oppositionsführers Ousmane Sonko und dessen aufgelöste Partei Afrikanische Patrioten Senegals für Arbeit, Ethik und Brüderlichkeit (PASTEF) an. Der vor allem bei jungen Senegalesen als Elitenkritiker und Korruptionsbekämpfer verehrte Sonko durfte wegen einer Verurteilung in einem Verleumdungsprozess nicht selbst antreten.

Faye kurz vor Wahl aus Gefängnis entlassen

Der bis vor einigen Monaten gänzlich unbekannte Faye, Sonkos enger Vertrauter und Ex-Generalsekretär der Partei, wurde als Plan B nominiert. Der Steuerbeamte wurde erst zehn Tage vor der Wahl gemeinsam mit Sonko unter einem Amnestiegesetz aus dem Gefängnis entlassen, wo er seit vergangenem April wegen des Vorwurfs der Verleumdung und Richterbeleidigung saß, weil er in einem Facebook-Post die Justiz in Sonkos Prozess kritisiert hatte.

Vor der Wahl hatte es eine wochenlange politische Krise gegeben. Sall hatte zwar nach politischem Druck auf eine Kandidatur für eine umstrittene dritte Amtszeit verzichtet, aber dann die für den 25. Februar angesetzte Präsidentenwahl am 3. Februar überraschend abgesagt.

Nach Protesten mit vier Toten und wochenlangem Tauziehen zwischen den Institutionen fand die Wahl schließlich mit rund einem Monat Verspätung statt. Das offizielle Ergebnis wird im Laufe dieser Woche erwartet.

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