Chronik: Schnee: Lage entspannt sich

24 Jan 2023

Chronik

Nach dem schweren Wintereinbruch in Kärnten entspannte sich die Lage am Dienstagnachmittag. Der Krisenstab im Bezirk Völkermarkt wurde aufgelöst. Einige Straßen sind weiterhin gesperrt, Dächer mussten wegen der großen Schneelast abgeschaufelt werden. Am Nachmittag waren noch 1.400 Haushalte kärntenweit ohne Strom.

Online seit heute, 6.43 Uhr (Update: 15.28 Uhr)

An die 2.100 Feuerwehrleute waren seit Montag wegen der starken Schneefälle in Kärnten im Einsatz. Insgesamt gab es, vor allem wegen umgestürzter Bäume und hängen gebliebener Autos und Lkws, mehr als 820 Einsätze. Am Mittwoch wird in den Schulen wieder unterrichtet. Der öffentliche Verkehr kam am Dienstagnachmittag zusehends wieder in Schwung. Auch der Schienenersatzverkehr zwischen Klagenfurt und Bleiburg war wieder im Einsatz.

Feuerwehreinsätze im Bezirk Völkermarkt

Quelle: Erich Varh

2.100 Feuerwehrleute im Einsatz

Alleine im Bezirk Völkermarkt gab es 160 Einsätze. „Hauptproblem ist der Schneebruch und die umgestürzten Bäume. Wir haben die Einsatzkräfte über Nacht zurückgezogen, um sie zu schützen. In den frühen Morgenstunden geht es weiter, um die Verkehrsflächen frei zu machen“, so der Völkermarkter Bezirksfeuerwehrkommandant Patrick Skubel noch am Dienstagvormittag.

In St. Kanzian am Klopeiner See stürzte am Dienstag ein Pavillon unter dem Gewicht des Schnees zusammen, als die Besitzerin gerade dabei war, den Pavillon von Schnee zu befreien. Die 41 Jahre alte Frau wurde unter den Trümmern eingeklemmt und von der Feuerwehr befreit. Die Verletzte wurde ins Klinikum Klagenfurt gebracht.

Haus evakuiert

In Obersammelsdorf in der Gemeinde St. Kanzian musste am Montagabend ein Haus wegen der Schneelast evakuiert werden. „Die Evakuierung ist Aufrecht. Die Feuerwehren haben das Dach mit der Drehleiter abgeschaufelt“, so Skubel. Derzeit wird von einem Statiker geprüft, ob die Familie wieder einziehen kann.

Evakuierung eines Hauses in Obersammelsdorf

Krisenstab in Völkermarkt aufgelöst

Am Dienstagvormittag tagte im Bezirk Völkermarkt wieder der Krisenstab, mit dem Ergebnis, dass dieser aufgelöst wurde. Es sei auch kein Bundesheereinsatz notwendig. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, den Krisenstab aufzulösen. Die Aufgaben werden an die einzelnen Einsatzorganisationen weitergegeben. Wir haben noch ein paar Hotspots, z.B. die alte Straße zur Lippitzbachbrücke. Wir haben uns auch entschieden, dass das Bundesheer nicht zum Einsatz kommen muss“, so Bezirkshauptmann Gert Klösch.

Gearbeitet wurde auch bei der Eishalle Völkermarkt. „Das wird derzeit überprüft, da ist eine gewisse Dachlast drauf. Das Gebäude ist nicht mehr das Jüngste, an und für sich sind die Dächer im Bezirk darauf ausgelegt, dass sie diese Dachlasten aushalten können“, so Klösch. Weitere Störstellen gebe es auch auf der Edlinger Straße (L124) und am Kömmel bei Bleiburg.

Sperre der Miegerer Landesstraße Miegerer Landesstraße vorübergehend gesperrt

Die Miegerer Landesstraße wurde am Montag von der Ortsausfahrt Gurnitz bis bis Hinterberg/Haber aufgrund der akuten Gefahr durch Schneebruch gesperrt. Gemeinsam mit den Freiwilligen Feuerwehren Grafenstein und Mieger, sowie der Straßenverwaltung wurde der Verkehrsweg, der eine wichtige Verbindung ins Rosental darstellt, von den restlichen umgestürzten Bäumen und Schnee befreit.

Schnee-Einsatz FF Zell-Gurnitz

Schulen am Mittwoch wieder offen

In den Schulen soll es am Mittwoch wieder Unterricht geben, auch die Busse sollen spätestens Dienstagabend wieder im Regeldienst fahren, so Klösch. Am Dienstag blieben die Schulen im Bezirk Völkermarkt und in den Wolfsberger Gemeinden Preitenegg und Lavamünd ja geschlossen.

Das Wichtigste sei, dass die Schülerinnen und Schüler einen sicheren Schulweg haben, so Bildungsdirektorin Isabella Penz. „Alle Schülerinnen und Schüler sind am Dienstag gerechtfertigt verhindert, wenn es nicht möglich war, gut und sicher in die Schule zu kommen.“

Monteure im Dauereinsatz

Im Dauereinsatz waren auch die Monteure der Kärnten Netz. Zwischenzeitlich waren 5.000 Haushalte ohne Strom, aktuell wearen es noch 3.000, vor allem in den Bezirken Wolfsberg, Völkermarkt, Villach-Land und Feldkirchen. Seit den Morgenstunden waren wieder 140 Monteure im Einsatz, um die Stromversorgung wieder herzustellen. Vereinzelt wurde auch in der Nacht gearbeitet.

Fotostrecke mit 9 Bildern Hubschrauber bläst Schnee von Stromleitungen

„Wir mussten am Montagabend wegen der hohen Gefahrenlage unsere Arbeiten ja teilweise einstellen. Einige Monteure waren allerdings auch die ganze Nacht damit beschäftigt, Störstellen einzugrenzen. Auch am Dienstag werden wir wieder mit rund 140 Monteuren arbeiten und sie im betroffenen Gebiet zusammenziehen, um unsere Kunden rasch wieder zu versorgen“, so Robert Schmaranz von der Kärnten Netz.

Seit dem Vormittag setzt die KELAG auch einen privaten Hubschrauber im Görtschitztal ein, um mit Hilfe der Rotorblätter den schweren Schnee von Bäumen und Stromleitungen zu blasen, Downwashing heißt das im Fachjargon. „Das funktioniert mit Luft von oben, durch den starken Luftzug blasen wir den Schnee, wenn er nicht zu nass ist, da runter“, so Pilot Josef Hager. Sobald es die Sicht erlaubt, soll der Hubschrauber auch in Südkärnten zum Einsatz kommen.

Kärnten Netz Monteur Die Monteure sind im Dauereinsatz, um die Haushalte wieder mit Strom zu versorgen Schneefall lässt nach

Laut GeoSphere Austria bleibt der Himmel in Kärnten am Dienstag bedeckt, am Vormittag schneit es noch recht verbreitet, meist ist der Schneefall aber nur mehr leicht. Die Schneefallgrenze steigt allmählich gegen 800 Meter an. Ein paar Zentimeter können vor allem noch in den südlichen Landesteilen und im Bereich der Pack zusammenkommen. Am Nachmittag gibt es dann immer öfters Niederschlagspausen. Gegen Abend gibt es nur mehr im Bereich der Karawanken und in den östlichen Karnischen Alpen leichten Schneefall. Die Höchsttemperaturen erreichen Werte zwischen einem und drei Grad.

Große Lawinengefahr

Wegen des Neuschnees und des Windes ist auch die Gefahr von Lawinen nach wie vor groß. In den östlichen Gebirgsgruppen und den Karawanken, wo der meiste Neuschneezuwachs zu verzeichnen ist, beurteilt der Lawinenwarndienst die Lawinengefahr oberhalb der Waldgrenze mit "groß und darunter mit „erheblich“. Die großen Neuschneemengen haben das Neuschneeproblem vor das Triebschneeproblem geschoben, welches aber besonders im Westsektor nicht zu vernachlässigen ist. Hier hat der starke bis stürmische Nordost- bis Ostwind für umfangreiche und auch größere Triebschneeablagerungen gesorgt. Eine Lawinenauslösung ist sehr leicht durch einen einzelnen Tourengeher möglich. Auch mit spontanen größeren Lawinen ist zu rechnen, heißt es vom Lawinenwarndienst.

Steckengebliebene Lkw auf der Autobahn Wegen winterlicher Verhältnisse auf den Straßen blieben immer wieder Fahrzeuge hängen Verzögerungen wegen des Schnees

Die große Schneemenge sorgte auch immer wieder für Problemen auf den Straßen wegen Unfällen oder hängen gebliebener Fahrzeuge. Mittlerweile habe sich die Situation aber großteils entspannt, so Gerald Steiner von der ASFINAG. „Wir starten ohne Behinderungen in den Frühverkehr. Auch auf der Karawankenautobahn (A11), wo es am Montag einen Hotspot gegeben hat, gibt es keine Behinderungen mehr. Wir waren die ganze Nacht mit 120 Mitarbeitern und 42 Fahrzeugen im Einsatz.“ Derzeit gebe es noch leichten Schneefall, der zu winterlichen Verhältnissen auf den Straßen führt, deshalb solle man die Geschwindigkeit anpassen, so Steiner.

Wegen der winterlichen Verhältnisse kam es seit Montag immer wieder zu Verkehrsunfällen. Auf der Großglocknerstraße bei Heiligenblut ereignete sich ein Frontalzusammenstoß zwischen zwei Fahrzeugen, beide Lenker wurden verletzt. Auf der Fahrt von Dolina nach Grafenstein verlor ein 55-jähriger Pkw-Lenker die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte mit dem Auto eines 48-Jährigen zusammen. Beide erlitten leichte Verletzungen. Leicht verletzt wurde auch ein kroatischer Lenker eines Lkw, der Montagabend auf der Tauernautobahn (A10) mit seinem Fahrzeug ins Rutschen geriet und gegen die Mittelleitschiene prallte. Der Lkw wurde schwer beschädigt und musste von der Feuerwehr geborgen werden.

Aktuelle Behinderungen auf den Straßen

Wegen umgestürzter Bäume bzw. aus Sicherheitsgründen gesperrt sind:

die Timenitzer Straße (L86b) im Timenitzer Grabenin Globasnitz die Gemeindestraßen Hemmaberg, Jaunstein und Slovenjachdie alte Lippitzbachstraße zwischen Ruden und der Brücke Sperre Soboth Die Straße über die Soboth ist aktuell gesperrt Schneekettenpflichten

Alle Fahrzeuge brauchen Schneeketten:

für den Seebergsattel (B82). Für Lkws gilt ein Fahrverbotfür die Klippitztörlstraße zwischen Lölling und dem Klippitztörl (L91)für die L108, die Schaidsattel Straßefür die L132 über den Paulitschsattelfür die Weinebene-Straße (L148)

Lkws ab 7,5 Tonnen brauchen Schneeketten:

für die L175, die Landesstraße zwischen Trattenbach und der Landesgrenzefür die Teichalm aus Richtung Breitenau (L320)S4 außer Betrieb

Die Schnellbahnlinie S4 zwischen Villach und Arnoldstein ist außer Betrieb, es fahren ersatzweise Busse. Grund sind Arbeiten nach dem Güterzugsunfall im Bereich Fürnitz. Der Fernverkehr wird umgeleitet, es kommt aber dadurch zu keinen Verspätungen

Die Zugsverbindung zwischen Klagenfurt Hauptbahnhof und Bleiburg ist nach den starken Schneefällen am Dienstag noch bis 18.00 Uhr unterbrochen. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet

Auch Steiermark versinkt im Schnee

Der Schneefall hat auch die südliche und westliche Steiermark weiter fest im Griff. Seit Montag schneit es in höheren Lagen etwa im Packabschnitt und im Bezirk Deutschlandsberg ununterbrochen. Tausende Haushalte sind derzeit ohne Strom – mehr dazu in Schnee: 4.000 Haushalte ohne Strom.

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