René Benko verhandelte persönlich mit Banken und Investoren ...

17 Apr 2024
Rene Benko

Der Anwalt der Schellhammer Capital Bank und anderer Investoren sagt, dass der Signa-Gründer, René Benko, selbst die Gespräche mit Investoren und Bankvertretern geführt habe, obwohl er keine offizielle Rolle mehr im Unternehmen innegehabt habe.

Wien. Seit heute, Mittwoch, ist der Konkurs des einst epochalen Immobilienkonzerns Signa auch im Firmenbuch eingetragen. Die Gesellschaft ist „aufgelöst“, heißt es nun amtlich. Während René Benkos berufliches Lebenswerk zusammenstürzt, türmen sich hingegen Fragen zu der Rolle des Unternehmensgründers in der Causa auf. Denn offizielle Funktion hatte er keine, abseits jener des Investors über seine Familienstiftung.

Wer trägt die Schuld, und wer zog die Strippen? Die Antworten auf diese Fragen könnten juristisch weitreichende Konsequenzen haben. Am Dienstag wurde bekannt, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Benko nun auch persönlich sowie gegen eine weitere Person ermittelt. Schon seit Monaten schlägt eine wahre Flut an Anzeigen zu Signa und Benko bei der Staatsanwaltschaft auf, wie „Die Presse“ berichtet hat. „Diese werden auf das Vorliegen eines strafrechtlichen Anfangsverdachts geprüft und laufend bearbeitet“, heißt es in einer Aussendung der WKStA.

»Es gibt erst einmal klare Fälle, die belegen, dass Herr Benko selbst die Kreditverhandlungen geführt hat.«

Johannes Zink

Anwalt von Signa-Investoren

Für Aufsehen erregen nun neue Aussagen des Anwalts Johannes Zink. Er vertritt mehre Banken und Investoren, die dem Tiroler Geschäftsmann Geld geliehen haben. Laut dem ORF handelt es sich dabei unter anderem um die Schellhammer Capital Bank, die zur Grawe-Bankengruppe gehört und Signa einen Kredit von über 25 Millionen Euro gewährt habe. Das Geldinstitut hat die gesamte Kreditsumme bereits abgeschrieben. „Es gibt erst einmal klare Fälle, die belegen, dass Herr Benko selbst die Kreditverhandlungen geführt hat“, sagte Zink der deutschen „Bild“-Zeitung. „Dies ist besonders bemerkenswert, da er in den offiziellen Dokumenten, wie dem Firmenbuch, nicht als Geschäftsführer aufgeführt ist.“ Weiters verweist er darauf, dass Benko persönlich im Austausch mit Investoren gestanden haben soll.

Wer traf zentrale Entscheidungen?

Damit wird abermals die Frage nach dem faktischen Geschäftsführer aufgeworfen. Im Allgemeinen spricht man von einem faktischen Geschäftsführer, wenn die bestellten Geschäftsführer als Strohmänner ihrer Funktion nicht nachkommen. Entscheidend ist das für etwaige Haftungsfragen. Selbst wenn René Benko zentrale Entscheidungen getroffen hätte, bliebe wohl bei der enormen Konzerngröße von Signa genügend Arbeit für weitere Signa-Manager übrig.

»Die Vorwürfe in der diesbezüglichen Anzeige sind haltlos und entbehren jeder Grundlage.«

Norbert Wess

Anwalt von René Benko

Laut Zink sollen die Gespräche stattgefunden haben, „als bereits absehbar war, dass diese Kredite aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage der Firma nicht zurückgezahlt werden könnten“. Benkos Anwalt Norbert Wess wies die Anschuldigungen gegenüber der „Presse“ zurück. „Die Vorwürfe in der diesbezüglichen Anzeige sind haltlos und entbehren jeder Grundlage. Wir kooperieren vollumfänglich mit der WKStA und werden dieser auch bereits sehr zeitnahe unsere Sicht der Dinge zur Kenntnis bringen.“ Das Team der Staatsanwaltschaft besteht aus mehreren Oberstaatsanwältinnen und -anwälten sowie Wirtschaftsexpertinnen und -experten und ermittelt gemeinsam mit der Sonderkommission des Bundeskriminalamts.

Wurden Millionen verschoben?

Die Insolvenz ist die größte in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Doch nicht nur die einzelnen Insolvenzen der vielen Signa-Gesellschaften werden zur jahrelangen Mammutaufgabe für Anwälte, sondern inzwischen auch diverse Ermittlungen. So wurde im März bekannt, dass auch gegen einen Geschäftsführer einer Signa-Projektgesellschaft wegen schweren Betrugs rund um eine Kapitalbeschaffungsmaßnahme ermittelt wird. Der Verdacht lautet, dass Investments von Kapitalgebern nicht in die versprochenen Projekte investiert worden seien. Die Schadenshöhe ist derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen. Eine Darstellung von Investoren spricht in einem Fall von nicht weniger als 300 Millionen Euro.

Deutlich früher aktiv wurden die Gesetzeshüter in Deutschland. Dort geht die Staatsanwaltschaft München schon seit Monaten einem Geldwäscheverdacht bei Signa nach. Im Fokus der Ermittlungen stehen dabei der Kauf und die Sanierung des ehemaligen Hertie-Warenhauses nahe dem Münchner Hauptbahnhof. Für den Deal wurden in etwa eine Milliarde Euro geborgt. Die Landesbank Hessen Thüringen soll sich mit 450, die Raiffeisen Bank International (RBI) mit 120 und die Stadtsparkasse München mit 70 Millionen Euro beteiligt haben.

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