Neues Denkmal in der Partnachklamm – Rätsel um Schätze aus der ...

24 Okt 2024
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Stand: 24.10.2024, 09:30 Uhr

Von: Tobias Schwaninger

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Madonna kehrt in die Partnachklamm zurück.

Spektakuläre Rückkehr: Ende April nahm die Heiligenfigur wieder ihren angestammten Platz in der Partnachklamm ein. Mittlerweile steht sie dort als Denkmal. © HORNSTEINER

Die Madonna, die im April spektakulär in die Partnachklamm zurückkehrte, ist jetzt ein Denkmal. Doch das ist nicht der Grund, wieso sie immer noch viele Fachleute beschäftigt.

Eigentlich wollte Rudi Achtner nur, dass jemand 14 Blatt Papier für ihn untersucht. Allerdings handelt es sich dabei um 14 Blätter von großem historischem Wert. Zusammen mit einem Satz Münzen aus der deutschen Kaiserzeit waren sie in der Madonna versteckt, die seit über 100 Jahren in der Partnachklamm steht. In einer geheimnisvollen Zeitkapsel. Als Josef Gillmeyer die Statue auf Vordermann brachte, entdeckte er sie in ihrem Hohlraum.

Als ein Restaurator die Madonna in seinen Händen hält, traut er seinen Augen kaum

Das Schriftstück warf Fragen auf. Lediglich einzelne Wörter waren mit bloßem Auge noch zu erkennen. Zu sehr hat das Papier jahrzehntelang unter Wasser, Feuchtigkeit und Kalkablagerungen in der Klamm gelitten. Wer es schafft, den Inhalt zu entziffern, könnte Spannendes über die Madonna berichten. So die Hoffnung. Doch Achtner fand einfach niemanden – bis jetzt.

Die Bayerische Staatsbibliothek beheimatet neben Millionen von Büchern, über 50 000 Zeitschriften und etwa 147 000 handgeschriebenen Dokumenten auch mehrere Institute. Unter anderem das für Bestandserhaltung und Restaurierung. Die Mitarbeiter gelten als Experten für historische Schriftstücke, haben unzählige untersucht. Und zuletzt den einen oder anderen Anruf aus dem Landkreis erhalten. Achtners hartnäckige Suche zahlte sich doch noch aus. „Ich bin sehr froh, dass wir endlich jemanden gefunden haben.“

Besonders das alte Schriftstück wirft Fragen auf – Spezialbehandlung in München

Regelmäßig tauscht er sich mit den Verantwortlichen aus, erkundigt sich nach Neuigkeiten. Wie erwartet, gestaltet sich die Spurensuche kompliziert. Das mehr als 100 Jahre alte Pergament aus der Madonna möchte niemand berühren. Auf keinen Fall soll es beschädigt werden. Die Wissenschaftler behandeln es wie ein rohes Ei. Es sei sogar schon geröntgt worden, verrät Achtner. Ob die Experten es geschafft haben, weitere Zeilen zu entziffern, ist noch unbekannt. Die Restauratorin, die es gerade intensiv untersucht, hält sich bedeckt. Erst nach Abschluss der Arbeiten möchte sie sich äußern. Achtner hofft heuer noch auf Vollzug. Bei den Münzen und dem Schriftstück, von denen jeweils Kopien angefertigt werden.

Sonderlich viel weiß man über die Geschichte der Madonna nicht. Achtner glaubt, dass die Bronzefigur schon vor der Klammerschließung zwischen 1910 und 1912 existierte. Vermutlich wachte sie früher über die Trifter, die Holz durch die reißende Partnach lenkten. Seit wann genau sie in dem Felsvorsprung steht, ist unklar.

Madonna ist jetzt offiziell ein Denkmal

Fix ist nun, dass sie es fortan als Denkmal tut. In den vergangenen Monaten flatterte ein Schreiben des Landesamts für Denkmalpflege in das Garmisch-Partenkirchner Rathaus. Die Gottesmutter soll in die Denkmalliste aufgenommen werden. Die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses gaben einstimmig ihren Segen. Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) schwärmte in der Sitzung von dem Moment, als die Figur Ende April in neuem Glanz zurückkehrte: „Sehr emotional, da denke ich heut´ noch dran.“ Am Umgang mit der Bronzefigur ändert sich nichts, sie bleibt am angestammten Platz. Als Denkmal im Denkmal sozusagen. Denn die Klamm zählt schon seit 1912 als solches.

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Während sich mit den Dokumenten das Institut in München befasst, liegen die Münzen aus der Zeitkapsel schon seit Monaten in Regensburg. Auch dabei hofft Achtner bis Dezember auf Ergebnisse. Die Repliken könnten im Frühjahr ins Innere der Madonna zurückfinden. Was mit den „echten Gegenständen“ passiert, ist noch nicht geklärt. Nachdem sie so lange versteckt waren, möchte sie Achtner der Öffentlichkeit nicht weiter vorenthalten. Gerne würde er sie in einem würdigen Rahmen ausstellen. Zum Beispiel im Museum Werdenfels. „In einer schönen Vitrine, das wäre doch was.“ Eine für die Münzen, eine für das Pergament. Und wenn alles glattläuft, weiß man bis dahin auch, was der unbekannte Verfasser einst über die Madonna zu berichten hatte. (tsch)

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