Gericht entscheidet: Monster von Amstetten sitzt auf gepackten ...
Josef Fritzl bei der Gerichtsverhandlung im Jahr 2009.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Robert Jaeger
29. April 2024 um 15:04 Uhr
Kann sich das sogenannte „Monster von Amstetten“ bald wieder frei unter Menschen bewegen?
Davon scheint zumindest der mittlerweile 89-Jährige auszugehen. Für viele Menschen eine furchtbare Vorstellung. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass Fritzl wirklich wieder Freiheit genießen kann?
Der Fall Josef Fritzl sorgte 2008 weit über die Grenzen Österreichs hinaus für Entsetzen. Der damals 73-Jährige hatte seine Tochter seit 1984 in einer unterirdischen Kellerwohnung im österreichischen Amstetten gefangen gehalten, sie vergewaltigt und sieben Kinder mit ihr gezeugt. Erst als ihre älteste Tochter (19) so schwer erkrankte, dass Fritzl sie in ein Krankenhaus brachte, kam der Fall ans Tageslicht. In all seinen furchtbaren Facetten.
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Im März 2009 musste sich Fritzl wegen Mordes durch Unterlassung an einem seiner Kinder, Vergewaltigung, Freiheitsentziehung, schwerer Nötigung und Blutschande vor Gericht verantworten. Erstmals wurde in Österreich zudem über den Tatbestand der Sklaverei verhandelt. Schließlich bekam Fritzl am 19. März 2009 die Höchststrafe: Er wurde in allen Anklagepunkten einstimmig schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
Das Haus, in dem Josef Fritzl seine Tochter jahrzehntelang gefangen hielt.
dpa, A2800 epa Fotoflieger.at/Handout
Josef Fritzl in seinem ersten Prozess.
dpa, A2918 epa apa Fohringer
Wird es für ihn bald möglich sein, sich zumindest teilweise wieder frei unter Menschen bewegen zu können? Eine Vorentscheidung in dieser Frage steht bereits am morgigen Dienstag (29. April) an. Denn dann wird vor dem Landesgericht Krems entschieden, ob Fritzl in den Normalvollzug kommt – damit würde er Freigänge genießen können. Eine Entlassung aus dem Gefängnis steht nicht zur Debatte. Und auch die Verlegung in den Normalvollzug soll laut der österreichischen Zeitung Krone unwahrscheinlich sein.
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Denn trotz seiner fortgeschrittenen Demenzerkrankung sei Fritzl weiterhin gefährlich, besagt ein Gutachten. Mediziner Wolfgang Denk warnt: Fritzl sei trotz seines Gesundheitszustands „nicht harmlos“, sondern immer noch „ziemlich fit“. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass es auch künftig zu „Aggressionshandlungen“ kommen könnte. Fritzl hingegen soll nach Aussage seiner Wächter auf Freiheit hoffen: Er habe bereits zwei Sporttaschen mit all seinem Hab und Gut gepackt. Laut Krone ein paar Bücher, eine Schreibmaschine, Kulis und ein paar Kleidungsstücke.
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Fritzls Anwältin Astrid Wagner sagte bereits im Februar auf RTL-Anfrage, dass Fritzl „optimistisch“ in die Zukunft blicke und auf Freilassung hoffe. „Er will unbedingt in einem Haus leben, selbstständig mit Garten, wo er vielleicht was anbauen wird“, berichtete sie. Doch ob das realistisch ist? Da ist auch die Anwältin skeptisch.
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Aus Justizkreisen soll zu hören sein, dass Fritzls Traum wohl nie Realität wird. Seinen Lebensabend werde er höchstwahrscheinlich in der Haftanstalt Wilhelmshöhe in Tullnerbach verbringen, einige Kilometer von Wien entfernt. Das berichtet unter anderem die Zeitung Heute. In der ehemaligen Lungenheilstätte befindet sich seit 2014 eine Haftanstalt für kranke und altersschwache Häftlinge. Wann Fritzl in diese Anstalt verlegt werden könnte, steht allerdings bisher nicht fest.
In diesem Keller hielt Fritzl seine Tochter in Österreich fest.
imago images
Laut der österreichischen Heute soll Fritzl nicht mehr in allen Fragen zurechnungsfähig sein. Zu RTL sagte Fritzls Anwältin Astrid Wagner, dass Fritzl eine „Beziehung mit dem Fernseher“ eingegangen sei. „Es ist so, dass er sich immer begrüßt fühlt und auch verabschiedet und denkt, dass er Teil des Fernsehprogramms ist.“ Allerdings habe er, so seine Anwältin, auch klarere Momente. Dann mache er sich Sorgen um den Klimawandel und fürchte einen Atomkrieg in Europa, schreibt Heute.
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Diese Gedanken wird er sich wohl auch zukünftig im Gefängnis machen müssen. (eon)
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