Israelische Kampfflugzeuge haben Vergeltungsangriffe auf Ziele im Iran geflogen und laut Ministerpräsident Netanjahu „alle Ziele getroffen“. Irans religiöser Führer Khamenei mahnte zu besonnenem Handeln.
Der Angriff auf den Iran in der Nacht auf Samstag ist nach den Worten des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu „präzise und mächtig“ gewesen. Er habe „alle seine Ziele erreicht“, sagte der Regierungschef am Sonntag bei einer Gedenkveranstaltung in Jerusalem für die Opfer des Hamas-Massakers am 7. Oktober des Vorjahres. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, mahnte nach dem israelischen Angriff zu einem überlegten Vorgehen.
Israel befinde sich in einem existenziellen Kampf gegen die „Achse des Bösen“ unter Führung des Iran, sagte Netanjahu. Israels Feinde müssten dabei einen „sehr hohen Preis“ zahlen. Der Iran habe Israel zu Monatsbeginn mit Hunderten von ballistischen Raketen angegriffen. „Dieser Angriff ist gescheitert.“
„Enge Abstimmungen mit den USAIn der Nacht auf Samstag habe Israel dann wie angekündigt reagiert, sagte Netanjahu. Die Luftwaffe habe zahlreiche Ziele im Iran angegriffen. „Wir haben die Verteidigungsfähigkeit des Iran schwer beschädigt, ebenso wie ihre Fähigkeit, Raketen herzustellen, die gegen uns gerichtet sind.“ Er dankte den USA für „die enge Abstimmung und Unterstützung“.
Netanjahu wandte sich direkt an das iranische Volk: „Unser Kampf ist nicht gegen euch, sondern gegen das tyrannische Regime, das euch unterdrückt und die ganze Region bedroht.“
Moderate Worte von KhameneiKhamenei mahnte zu überlegtem Handeln. „Wie die Kraft und der Wille des iranischen Volkes dem zionistischen Regime (Israel) verdeutlicht werden sollen, müssen die Verantwortlichen entscheiden“, sagte er laut der Staatsagentur IRNA am Sonntag bei einer Veranstaltung in Teheran. „Es soll das getan werden, was dem Wohl dieses Volkes und Landes entspricht.“
Im Onlinedienst X bezeichnete Khamenei den israelischen Angriff auf den Iran als „Fehlkalkulation“: „Das vom zionistischen Regime (...) begangene Böse darf weder überbewertet noch verharmlost werden“, erklärte er am Sonntag.
Khameneis Worte nach dem israelischen Luftangriff vom Samstag fielen vergleichsweise moderat aus. Im Kontext des Nahost-Konflikts und nach der Tötung iranischer Generäle oder führender Verbündeter hatte das geistliche Oberhaupt in den vergangenen Monaten auch Rache geschworen. Seine Äußerungen gelten als letztes Wort, an dem sich sowohl Regierung als auch Militär orientieren.
Aufrufe zur DeeskalationDie israelische Armee hatte nach eigenen Angaben in der Nacht auf Samstag mehrere militärische Ziele im Iran angegriffen. Der Iran meldete anschließend den Tod von vier Soldaten. Mehrere Radarsysteme hätten „begrenzten Schaden“ erlitten. Israel erklärte seinen Angriff zur Antwort auf den iranischen Raketenbeschuss Israels vor knapp vier Wochen. Das israelische Militär warnte Teheran vor einer erneuten Reaktion. International folgten auf den israelischen Schlag zahlreiche Aufrufe zur Deeskalation.
Iranische Regierungsvertreter und Medien spielten den israelischen Angriff herunter und betonten die Verteidigungsfähigkeiten des Landes. Eine direkte Reaktion wurde nicht angekündigt. Der iranische Präsident Masoud Pezeshkian würdigte die getöteten Soldaten und lobte ihre Bemühungen, „ihr Land ohne Angst zu verteidigen“.
Der Iran hatte am 1. Oktober etwa 200 Raketen auf Israel abgefeuert, von denen die meisten abgefangen wurden. Es war der zweite direkte iranische Raketenangriff auf Israel innerhalb von sechs Monaten gewesen. (APA/Reuters/AFP/dpa)