„Mission erfüllt“: Israel griff Militärzentren im Iran an

5 Tage vor
Iran

„Mission erfüllt“

Israel hat seinen seit Wochen erwarteten Vergeltungsschlag auf den Iran durchgeführt. Das israelische Militär teilte in der Nacht auf Samstag mit, man führe „als Reaktion auf die seit Monaten andauernden Angriffe des iranischen Regimes“ auf Israel „derzeit präzise Angriffe auf militärische Ziele im Iran durch“. Iranische Medien berichteten von Explosionen im Westen der Hauptstadt Teheran.

Online seit heute, 8.33 Uhr (Update: 10.26 Uhr)

Wie das iranische Staatsfernsehen meldete, sei die Luftabwehr aktiviert worden. Das iranische Kommando für Luftverteidigung erklärte, die Angriffe hätten auf Militärstützpunkte in den Provinzen Teheran, Chusistan und Ilam abgezielt. Die Luftabwehr habe die Angriffe erfolgreich abgewehrt, die Schäden seien „begrenzt“. Zwei Soldaten seien „im Rahmen der Verteidigung“ gefallen. Weitere Details sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden.

Israel erklärte seine Angriffe später für beendet. Die Mission sei erfüllt, teilte das israelische Militär am frühen Samstagmorgen mit. „Unsere Flugzeuge sind sicher nach Hause zurückgekehrt.“ Der Vergeltungsschlag habe Produktionsstätten von Raketen und Raketenabschussanlagen im Iran gegolten. „Wir haben gezielte und präzise Angriffe auf militärische Ziele im Iran durchgeführt und damit unmittelbare Bedrohungen für den Staat Israel abgewehrt“, erklärte Militärsprecher Daniel Hagari in einem Video. „Sollte das iranische Regime den Fehler begehen, eine neue Runde der Eskalation einzuleiten, sind wir gezwungen zu reagieren“, fügte er hinzu.

Iran kündigte vorab Gegenschlag an

Der Gegenschlag folgte auf die jüngste iranische Raketenattacke. Am 1. Oktober hatten die Revolutionsgarden, die Elitestreitmacht des Iran, rund 200 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff erfolgte nach einer Reihe von gezielten Tötungen auf iranischem Territorium durch Israel, die sich gegen zentrale Akteure des iranischen Netzwerks nicht staatlicher Verbündeter richteten. Die Revolutionsgarden des Iran hatten in den vergangenen Tagen immer wieder betont, entschieden auf einen israelischen Angriff reagieren zu wollen.

Laut der Nachrichtenagentur Tasnim, dem Sprachrohr der Revolutionsgarden, behält sich der Iran nun vor, auf den Angriff Israels zu reagieren. Der Iran sei darauf vorbereitet, berichtete die Agentur unter Berufung auf Insider. „Es gibt keinen Zweifel, dass Israel mit einer angemessenen Reaktion auf seine Taten rechnen muss“, wurde ein Insider zitiert.

Kriegleder (ORF): „Iran hat derzeit kein Interesse zurückzuschlagen“

ORF-Korrespondent David Kriegleder berichtet live aus Tel Aviv. Er spricht darüber, wie der Iran auf den Vergeltungsanschlag Israels reagiert, und über die derzeitige Situation.

Laut der iranischen Luftfahrtbehörde kehren Fluggesellschaften bereits seit der Früh wieder in den Normalbetrieb zurück. Wegen der schon zuvor prekären Lage hatte etwa die Lufthansa Group mit der Österreich-Tochter AUA Flüge in die iranische Hauptstadt Teheran ohnedies bis 31. Oktober ausgesetzt. Andere Fluglinien, darunter Emirates, haben das auch getan.

Kabinett beschloss Angriff am Freitag

Das israelische Kabinett hatte Medienberichten zufolge den Vergeltungsschlag auf den Iran kurz vor dem Angriff autorisiert. Eine entsprechende Telefonkonferenz mit Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant habe am Freitagabend stattgefunden, berichtete die Zeitung „Haaretz“. Die Minister seien in den vergangenen Tagen über den Rahmen des offensichtlichen Angriffsplans informiert worden, hieß es. Generalstabschef Herzi Halevi leite den Angriff auf den Iran von der unterirdischen Kommandozentrale der israelischen Luftwaffe aus dem Militärhauptquartier in Tel Aviv zusammen mit dem Kommandanten der Luftwaffe, Tomer Bar, teilte die israelische Armee mit.

Der Angriff auf den Iran begann während des jüdischen Ruhetags Sabbat. Zuvor waren am Donnerstagabend hohe jüdische Feiertage zu Ende gegangen.

USA „informiert, aber nicht beteiligt“

Die USA waren nach Angaben eines Sprechers des Weißen Hauses über Israels Vorgehen informiert, aber nicht an der Operation beteiligt. Washington bezeichnete die Angriffe Israels auf Ziele im Iran als „Manöver zur Selbstverteidigung“. Die „gezielten Angriffe auf militärische Ziele“ seien überdies eine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff auf Israel am 1. Oktober, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Sean Savett, am Freitag (Ortszeit) in Washington. US-Außenminister Antony Blinken hatte am Mittwoch gewarnt, Israels Vergeltungsmaßnahmen dürften nicht zu einer weiteren Eskalation im Nahen Osten führen.

Die USA sicherten Israel weiterhin ihre Unterstützung zu. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Galant Israels Recht auf Selbstverteidigung und das „eiserne Bekenntnis“ der Vereinigten Staaten zu Israels Sicherheit bekräftigt, teilte das Pentagon mit. Die USA seien entschlossen, „jeden Akteur daran zu hindern, die Spannungen auszunutzen oder den Konflikt in der Region auszuweiten“.

Saudi-Arabien warnt vor „anhaltender Eskalation“

Saudi-Arabien verurteilte die israelischen Angriffe. Riad warnte vor einer „anhaltenden Eskalation“ und der Ausweitung des Konflikts, „der die Sicherheit und Stabilität von Ländern und Völkern“ in der Region bedrohe, erklärte das saudi-arabische Außenministerium am Samstag im Onlinedienst X.

Israelische Angriffe auch in Syrien

Israel hat nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA in der Nacht auf Samstag auch militärische Einrichtungen im Zentrum und im Süden Syriens unter Beschuss genommen. Die Raketen seien aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen und dem Libanon gekommen und hätten zum Teil abgefangen werden können, berichtete die Agentur. Zuvor hatte es laut SANA auch Explosionen in der Nähe der Hauptstadt Damaskus gegeben. Das syrische Regime ist mit Israels Erzfeind Iran verbündet.

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