Kickl bei FPÖ-Neujahrstreffen: „Das Schicksalsjahr hat begonnen“

13 Jan 2024

„Die Erlösung ist in Sicht“: Herbert Kickl beim FPÖ-Neujahrstreffen in Premstätten nahe Graz APA/Erwin Scheriau

Herbert Kickl - Figure 1
Foto DiePresse.com

Die FPÖ rief bei ihrem Jahresauftakt die blaue „Wende“ aus – just dort, wo sie den größten Skandal ihrer jüngeren Geschichte durchlebt. Wie Herbert Kickl zwischen teuren Schnitzelsemmeln und Volksmusik die FPÖ-Marschroute für 2024 vorgibt.

Kurz vor zehn Uhr Vormittag gibt es vor der Schwarzl-Halle im steirischen Premstätten bereits die ersten Enttäuschungen. Ein extra ganz früh aus dem nahgelegenen Graz mit seiner Frau angereister Pensionist sagt, dass er eigentlich am liebsten gleich wieder heimfahren würde, aber die Frau Gemahlin bestehe leider darauf, zu bleiben. Was war passiert? Stört den Mann die Politik der FPÖ, hat er plötzlich ein Problem mit dem radikalisierten Kickl-Kurs oder gar mit dem beispiellosen Finanzskandal der Blauen in der Steiermark, bei dem Steuergeld in Millionenhöhe veruntreut worden sein soll? Mitnichten. Die Politik von Kickl findet er „großartig“, sagt er, die Aussicht auf einen „Volkskanzler“ ebenfalls, und im Parlament gehöre ohnehin „aufgeräumt“. Das Problem des Mannes ist ein anderes: Er hat trotz der frühen Anreise keinen Sitzplatz gefunden. Die Halle ist nämlich schon mehr als zwei Stunden vor der ersten Rede voll, busweise sind die Freiheitlichen auch aus anderen Bundesländern angereist. Die wenigen Plätze, die noch frei gewesen seien, die hätten Parteifunktionäre reserviert, beklagt er.

„Bewegung Volkskanzler“

Gerade einmal vier Jahre nach dem großen Ibiza-Crash füllt die FPÖ längst wieder Hallen. Vor dem Eingang spielt unter einem Plakat mit der Aufschrift „Bewegung Volkskanzler“ die Bergkapelle Oberdorf Bärnbach auf, drinnen reiht die John Otti Band einen Skihütten-Kracher an den anderen, von „Wir sind eine große Familie“ bis hin zu „Bier um Bier bis hell is“. Apropos: Das Bier fließt, und trotz des stolzen Preises von 8,50 Euro das Stück finden die Schnitzelsemmeln zahlreiche Abnehmer. Viele Besucher sind in Tracht gekommen, nicht wenige tragen blaue Parteijacken und einige auch Motorradjacken, ein Mann hat sich einen Button „Opas gegen links“ angesteckt. Und so gut wie alle Anwesenden haben kleine Österreich-Fahnen in ihren Händen, schon beim Eingang bekommt man zudem Anstecker mit der Aufschrift „Volkskanzler Herbert Kickl“. Auf den Biertischen liegen Schilder mit den Slogans „Kickl, wer sonst“ und „Ich bin bereit“ auf. Immer wieder werden „Herbert, Herbert, Herbert“-Sprechchöre angestimmt, und in den nachfolgenden drei Stunden wird man hören, was man in den vergangenen Monaten so oft von der Kickl-FPÖ gehört hat: Da ist die Rede von einer Corona-Abrechnung, vom nicht näher definierten „System“, das man zu bekämpfen gedenke, es gibt wüste Beleidigungen gegen nahezu alle politischen Mitbewerber und Angriffe auf Medien.

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