Alle gegen alle: "McKarl" Nehammer bis "Angstbeißer" Herbert Kickl

15 Feb 2024
Herbert Kickl

Vor den Aschermittwochsreden von Nehammer, Kickl und Babler warnte Bundespräsident Van der Bellen die Redner noch "kurz innezuhalten" und zu überlegen, ob man die Personen, über die man spricht, verletze. Die mahnenden Worte schienen wenig Effekt gehabt zu haben: Es hieß "alle gegen alle".

FPÖ und SPÖ nutzten den Tag für traditionelle verbale Rundumschläge gegen die politische Konkurrenz, ÖVP-Kanzler Karl Nehammer gab sich betont staatstragend.

Kickl: "Corona-Karo" und "McKarl"

Vor allem FPÖ-Chef Herbert Kickl schien in Scherzlaune gewesen zu sein - mehrmals betonte er, dass am politischen Aschermittwoch nicht alles ernst zu nehmen sei. So mancher Scherz wäre ohne diesen Hinweis wohl noch schwerer zu ertragen gewesen. 

Ein paar Auszüge: Kickl zog über "Corona-Karo" und "die Lady Gaga der österreichischen Innenpolitik" her (gemeint war Karoline Edtstadler), Karl Nehammer wurde zu McKarl oder zum Ronald McDonald der Volkspartei, Werner Kogler würde laut FPÖ-Chef das ganze Jahr Katerstimmung verbreiten.

Alexander Schallenberg sei "der Herr Graf, bei dem die X- und Y-Chromosomen totalitär verrutscht" wären, Gerhard Karner eine "Blindschleiche", Andreas Babler sei "sozialistisches More-of-the-same" und für die Naturwissenschaft interessant, weil er schon verglühe, bevor er Feuer gefangen habe. Es gebe keine Garantie, dass man im Alter weiser werde, sonst hätte auch Johanna Mikl-Leitner profitiert. 

In alter FPÖ-Manier hatte Kickl auch Reime am Start: "Herr Nehammer hat ein Problem, Normales nennt er rechtsextrem, der Grund dafür ist klar: Alkohol und Psychopharmaka".

Babler ein "Streber", ÖVP "kopiert, kapiert aber nicht"

Die ÖVP würde von der FPÖ nur "kopieren und nichts kapieren" und Nehammer hätte wegen der FPÖ schon eine "Panikattacke". Selbst bei Nehammers "Österreichplan"-Rede in Wels hätte es geheißen: "Kickl here, Kickl there, Kickl everywhere". Dabei, so Kickl, stelle sich nicht die Frage, ob Nehammer oder Kickl, sondern die Frage, ob FPÖ oder "der Parteieinheitsbrei", dem "politischen Swingerclub" aus ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS. 

SPÖ-Chef Andreas Babler sei "kein Revoluzzer, sondern ein Streber", das "Bonzentum" habe "sozialistische Tradition" und "am Bauch unters Giebelkreuz rutschen hätte Rendi-Wagner noch eleganter gemacht" als Babler.

Babler: ÖVP ruft nur Sterben des Schnitzels aus

SPÖ-Chef Andreas Babler wiederum holte in seinem Redefeuerwerk gegen ÖVP und FPÖ aus: "Die ÖVP ist nicht die bürgerliche, sondern die burgerliche Partei. Sie sind nicht gesund, aber billig - die Hamburger." Die ÖVP sei "entfremdet von den Lebensrealitäten", so der SPÖ-Chef in der bis zum letzten Platz gefüllte Zechnerhalle in Kobenz.

Manager verdienen inzwischen das 80-fache ihrer Arbeiter. Diese könnten sich keine Eigentumswohnung mehr leisten, während die ÖPV das Gesundheitssystem "zusammengeschossen" habe. Der ÖVP hingegen beschäftige sich mit der Wut auf das Binnen-I und rufe immer wieder das Sterben des Schnitzels aus.

Kickl, der "Anstbeißer"

Der FPÖ warf er vor, Festungen zu plakatieren, aber "Kerker produzieren" und eine "Orbanisierung" durchsetzen zu wollen. FPÖ-Chef Kickl bezeichnete er als "Angstbeißer".

Dieser nehme alles als persönliche Bedrohung und "wenn er Angst hat, schnappt er zu". Er belle aber nicht nur Einbrecher an, sondern beiße auch Nachbarin und Postler. Herbert Kickl möge keine kritischen Fragen, keine kritischen Medien, er möge weder seine Freunde noch sich selbst, urteilte Babler und schloss: "Ein drittes Mal Blau-Schwarz können wir uns nicht leisten". 

Nehammer: "Keine Extremen für vernünftige Politik"

Weniger angriffig zeigte sich Bundeskanzler Karl Nehammer, der seine ÖVP in Klagenfurt als Partei der Mitte zu präsentieren versuchte. 

Der ÖVP-Chef sprach lediglich davon, dass das Thema von Österreichs Neutralität im innenpolitischen Diskurs ausgenutzt werde, um den Menschen Angst zu machen. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs, als er sich für die Unterstützung der Ukraine aussprach, hätten Rechte die Situation ausgenutzt, um zu hetzen. Menschen gegeneinander zu hetzen habe in der Geschichte jedoch nie etwas gebracht, so Nehammer.

Die Volkspartei hingegen wolle den Menschen "ihre Ängste nehmen". Die ÖVP brauche "keine Extremen für vernünftige Politik". Man wolle das Land "gestalten" und nicht spalten.

In der Frage der Migration betonte der ÖVP-Chef seine Abgrenzung von "denen, die an den radikalen Rändern stehen". Diese würden mit falschen Versprechungen arbeiten, "die gut klingen, aber nie funktionieren werden". Man dürfe ihnen gegenüber aber nicht mit erhobenem Zeigefinger dastehen, sondern "sagen, was ist".

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