Daniela Ryf pulverisiert Weltbestzeit

26 Jun 2023

Challenge Roth 2023

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Extrem schnelle Zeiten der Profis und emotionale Abschiede deutscher Triathlon-Helden prägten den Challenge Roth 2023.

Challenge Roth - Figure 1
Foto Runnersworld.de

Das Starterfeld des Challenge Roth 2023 versprach einiges. Am Ende eines langen Tages mit Schwimmen, Radfahren und Laufen durch das Frankenland hielt der Langdistanz-Triathlon, was er verspach – Rekordzeiten und große Emotionen hinter der Ziellinie. Der Däne Magnus Ditlev wiederholte seinen Vorjahressieg und pulverisierte die Streckenbestmarke von Jan Frodeno um rund elf Minuten auf 7:24:40 Stunden. Daniela Ryf nahm wenig später knapp zehn Minuten von der Uhr und unterbot die Weltbestzeit von Chrissie Wellington ebenso spektakulär. Die jeweils ersten Gratulanten im Ziel waren keine anderen als Frodeno und Wellington selbst. Mit Platz zwei für Patrick Lange sowie Platz zwei und drei für Anne Haug und Laura Philipp war der Challenge Roth auch aus deutscher Sicht ein erfolgreicher Tag.

Für runnersworld.de war der Fotograf Ingo Kutsche beim Challenge Roth 2023 vor Ort. Seine schönsten Bilder vom Triathlon finden Sie hier:

Um 6:30 Uhr fiel der Startschuss zum diesjährigen Challenge Roth für die schnellsten Profi-Männer. Drei Minuten später wurden die Frauen losgeschickt. Es sollte ein schnelles und vor allem für die Favoriten gutes Schwimmen werden. Der US-Amerikaner Ben Kanute stieg nach 3,8 Kilometern in 46:36 Minuten als Erster aus dem Wasser. Nach seinem Langdistanz-Debüt beim Ironman Arizona 2022 galt Kanute nicht als einer der Top-Favoriten, auch wenn er gleichzeitig als amtierender Vize-Weltmeister über die halbe Distanz ins Rennen ging. Mit dem Vize-Weltmeister von Hawaii, dem Franzosen Sam Laidlow, dem starken Dänen Daniel Baekkegard, Patrick Lange sowie Vorjahressieger Magnus Ditlev waren alle heißen Titel-Anwärter vorn dabei.

Magnus Ditlev und Sam Laidlow dominieren das Radfahren beim Challenge Roth 2023

Auf den 180 Kilometern Radfahren, die auf zwei Runden zu absolvieren waren, prägten Ditlev und Laidlow das Geschehen eindrucksvoll. Schon nach der Hälfte der Distanz hatten sie auf Lange und Kanute über sechs Minuten herausgefahren und sahen sich auf Kurs einer deutlichen Streckenbestmarke. Schon nach 3:57:45 Stunden stieg Ditlev vom Rad. Eine Sekunde dahinter folgte Laidlow, der nur wenige Sekunden länger im Sattel saß. Ein komfortables Polster von rund zwölf Minuten hatten beide auf Lange und ihre weiteren Verfolger herausgefahren. Auf den Plätzen fünf, zehn und 14 folgten mit Andreas Dreitz, Nils Frommhold und Sebastian Kienle drei weitere deutsche Roth-Sieger der letzten Jahre. Besonders für Frommhold und Kienle war der Challenge Roth 2023 ein emotionales Rennen. Beide beenden mit der laufenden Saison ihre Profi-Karriere und verbinden vieles mit dem Event im Frankenland. Frommhold hatte 2015 in Roth gewinnen können und stand bereits vier Mal auf dem Podium. Für Kienle begann 2010 in Roth sogar die Langdistanz-Karriere. Mit Platz zwei konnte er als erster Rookie auf Anhieb unter acht Stunden finishen. Ein weiterer zweiter Platz sowie ein Sieg in 2018 vervollständigen die Roth-Vita des Ironman-Hawaii-Siegers von 2014. Für beide sollte es der Abschied von der ganz großen deutschen Bühne werden.

Challenge Roth - Figure 2
Foto Runnersworld.de

Sechs Ironman-Hawaii-Titel auf einem Bild: Jan Frodeno und Patrick Lange feiern Sebastian Kienle bei seinem Abschied in Roth.

Magnus Ditlev gewinnt Challenge Roth 2023, Patrick Lange kratzt an 2:30-Stunden-Marathon

Keine Zeit zum Grübeln hatte Magnus Ditlev, der sich schon nach wenigen Kilometern entscheidend von Sam Laidlow absetzen konnte und bis zum Schluss einen herausragenden Marathon lief. Mit einer Laufzeit von 2:37:09 Stunden zeigte der junge Däne auch beim Laufen keine Schwäche und sorgte mit 7:24:40 Stunden für einen Paukenschlag. Lediglich Kristian Blummenfelt war beim Ironman Cozumel schon einmal schneller, jedoch wird dort das Schwimmen von einer nennenswerten Rückenströmung geprägt. Somit dürfte Ditlevs Zeit Anerkennung als neue Weltbestzeit finden. Erster Gratulant war Jan Frodeno, der 2016 an gleicher Stelle in 7:35:39 Stunden zur damaligen Bestmarke stürmte. Dahinter lief Patrick Lange den schnellsten Marathon der gesamten Konkurrenz und kam in großen Schritten näher. Die Marschroute für den zweimaligen Hawaii-Sieger war klar – die 2:30-Stunden-Barriere sollte erstmals in der Langdistanz-Triathlon-Geschichte fallen. Dass dies möglich sei, zeigte er bereits 2022 beim Ironman Israel, als lediglich eine gute halbe Minute fehlte. Auch in Roth sollte es nicht ganz gelingen. Dennoch bewies er mit 2:30:27 Stunden seine herausragende Laufform und verbesserte seinen eigenen Laufrekord um wenige Sekunden. Am Ende stoppte die Uhr für ihn nach 7:30:04 Stunden als Zweiter. Einen ähnlich starken Marathon wie Ditlev lief auch Kanute, der nach 7:37:01 Stunden Dritter wurde. Andreas Dreitz schaffte es als Neunter in 7:50:30 Stunden noch unter die Top-10. Sebastian Kienle verabschiedete sich nach 8:03:49 Stunden als 14. vom Rother Publikum, Nils Frommhold nach 8:16:02 Stunden als 18.

Daniela Ryf bringt Zweifler schon früh zum Schweigen

Eine kleine Überraschung gab es auch beim Schwimmen der Frauen. Daniela Ryf stieg im Führungs-Duo mit Fenella Langridge aus dem Wasser und hatte bereits nach 50:15 Minuten wieder festen Boden unter ihren Füßen. Nicht so gut lief es für die beiden deutschen Hoffnungen Laura Philipp und Anne Haug, die rund vier Minuten später aus dem Main-Donau-Kanal stiegen. Die amtierende Hawaii-Siegerin Chelsea Sodaro lag mit ihrer Gruppe dazwischen und ging mit rund zwei Minuten Rückstand auf die Radstrecke.

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Spätestens in der zweiten Disziplin ließ die fünffache Hawaii-Siegerin aus der Schweiz ihre Kritiker schweigen. Kilometer um Kilometer legte sie Zeit zwischen sich und ihre Verfolgerinnen und zog einsam an der Spitze ihre Kreise. Mit einer herausragenden Einzelleistung von 4:22:56 Stunden pulverisierte Ryf den Rother Radrekord und ging mit satten 13 Minuten Vorsprung auf Lisa Nordén auf die Laufstrecke. Der Rückstand von Laura Phililipp und Anne Haug auf eine wie entfesselt fahrende Ryf wuchs auf über 18 bzw. 20 Minuten an. Auf den Plätzen vier und sechs starteten die beiden Deutschen den Marathon. Dazwischen lag mit Sodaro eine weitere starke Läuferin, die sich zwar bis auf Rang zwei nach vorn schieben konnte, jedoch gut zehn Kilometer vor dem Ziel aussteigen musste. Auch beim Marathon zeigte Ryf, die bereits zweimal in Roth siegen konnte, keine Schwäche und hielt ihre Verfolgerinnen bis ins Ziel auf Abstand. Mit der zweitschnellsten Laufzeit von 2:51:55 Stunden machte sie ihren Sieg perfekt und pulverisierte in sensationellen 8:08:21 Stunden die Weltbestzeit der Britin Chrissie Wellington (8:18:13 Stunden), die als erste Gratulantin im Ziel wartete. Wellington verbesserte diese Marke selbst dreimal infolge bei den Ausgaben 2009, 2010 und 2011. Zwölf Jahre später hat sie in Ryf eine würdige Nachfolgerin gefunden.

Anne Haug und Laura Philipp auf Platz zwei und drei beim Challenge Roth 2023

Anne Haug gelang auf der Laufstrecke einmal mehr eine herausragende Leistung. Doch 20 Minuten auf Ryf aufzuholen, war an diesem Tag unmöglich. Trotzdem lief sie in 2:44:45 Stunden den mit Abstand schnellsten Marathon und schob sich von Platz sechs auf zwei nach vorn. Nach 8:21:09 Stunden stoppte sie ihre Uhr. Ebenfalls in einer Liga mit Daniela Ryf lief Laura Philipp, die 2022 beim Ironman Hamburg Wellingtons Marke nur um wenige Sekunden verpasst hatte. Beim Challenge Roth 2023 war sie in 8:25:31 Stunden nicht ganz so schnell, zeigte aber dennoch eine Weltklasse-Leistung. Den Marathon absolvierte Philipp in 2:52:12 Stunden. Mit Henrike Grüber (8:51:31 Stunden), Johanna Ahrens (9:13:59 Stunden) und Maja Betz (9:15:33 Stunden) schafften es drei weitere Deutsche mit den Plätzen sechs, acht und neun unter die Top-10 an diesem denkwürdigen Tag.

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