Dieser eine Song: Bushido – Sonnenbank Flavour
Als Musiker und insbesondere als Rapper in Würde zu altern ist eine anspruchsvolle Aufgabe – und eine, mit der Bushido relativ offensichtlich hadert. Denn all das Gehabe vom „Staatsfeind Nummer 1“, der Berlins Straßen unsicher macht, hat sich spätestens seit dem großen Krach mit Arafat Abou-Chaker in heiße Luft aufgelöst. Was bleibt, ist eine Diskographie voller Hits, die zwar aus heutiger Sicht ihre Glaubwürdigkeit verloren haben, aber dennoch ganze Generationen geprägt haben. Im Detail wollen wir heute den Song „Sonnenbank Flavour“ beleuchten – und was der Deutschrap-Klassiker mit Soundcloud-Techno und Pashanim zu tu hat.
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„Sonnenbank Flavour“ erschien 2006 auf dem Album „Von der Skyline zum Bordstein zurück“, mit dem Bushido sein eigenes Debütalbum „Vom Bordstein zur Skyline“ referenzierte. Wegen einem Streit um das Urheberrecht, sind Song und Album aber erst seit 2021 auf den Streamingdiensten zu finden. Produziert wurde das Album übrigens, wie ein Großteil in seiner Diskografie, von Bushido selbst. „Sonnenbank Flavour“ galt schon damals als eines der Highlights des Albums und wird als zeitgemäßes Studio-Musikvideo veröffentlicht.
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Guter Junge und kleiner PrinzAber auch in Zeiten, in denen Bushidos Image längst ziemlich zerkratzt ist, bleibt der Songs als legendäres Deutschrap-Vermächtnis bestehen. Da fängt schon bei dem verträumten, orientalischen Sample an, das den Song startet und geht bei Bushidos Parts weiter, die fast ausschließlich aus Substantiven bestehen: „Carlo Cokxxx Nutten yeah, Kreuzberg Studio / Universal, GuterJunge, du bist ein Hurensohn / Hugo Boss, Bangbus, Extrem notgeil / Armband, Breitling, Backstage, Showtime“. Im Rückblick sind diese Zeilen so unfassbar sinnbefreit, dass man es fast schon wieder feiern muss. Vor allem wenn man bedenkt, dass Bushido diesen Flow für fast 4 Minuten durchzieht. Und dabei blieb es nicht: Nicht nur hat der Ersguterjunge-Chef diese Buzzword-Texte selbst immer wieder gerne aufgegriffen, auch die übrige Deutschrap-Szene hangelte sich in dieser Zeit von Stichwort zu Stichwort.
Auch heute wird „Sonnenbank Flavour“ immer wieder referenziert. So dürften alle Bushido-Fans bei folgenden Zeilen in Pashanims Song „Kleiner Prinz“ aufgehorcht haben: „Haarwachs, Hautcreme, Nikotin, Alkohol, alle Kids, überall, gehen raus, Album holen“. Nicht nur eine Hommage, sondern sogar ein 1-zu-1-Zitat – nur eben ein paar Generationen Berliner Straßenrap später.
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Wir sind alle RaverAuch in der Techno-Szene hat der Song inzwischen ein Revival gefeiert, und das obwohl Bushido über selbige in der Hook genüßlich herzieht: „Jungs, gebt euch keine Mühe, für mich seid ihr alle Raver / Das ist der Sonnenbank Flavour!“. Ganze 17 (!) Jahre später baut der zugezogene Berliner Party-Rapper Whitey en Vogue um dieses Zitat auf einem Trance-Beat bei stabilen 146 Beats per Minute seinen eigenen Song: „Teste meine Mische, bin zufrieden mit dem Flavour / Bushido hatte recht, er sagte, wir sind alle Raver“.
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Bushido auf dem DancefloorEgal ob man den neudeutschen Techno-Rap liebt oder hasst, Bushido hasst ihn auf jeden Fall mehr und schüttelt sicher irgendwo im Wahlexil Dubai die Faust über solche Referenzierungen seines Werks. Und auch wenn man sich noch weiter Richtung Dancefloor vortastet, trifft man erneut auf den „Sonnenbank Flavour“. So haben die DJs DCHM und Malugi vor drei Jahren aus Bushidos Deutschrap-Hit eine Art Breakbeat-Acid-Remake gezaubert und Mister Sonny Black dabei kurzerhand die Worte im Mund herumgedreht: „Das ist der Sonnenbank Raver!“.
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Eine Deutschrap-IkoneOb nun in seinem Sinn oder ganz in dessen Gegenteil: beinahe zwei Jahrzehnte nach dem ursprünglichen Releases ist Bushidos „Sonnenbank Flavour“ mehr denn je eine Deutschrap-Ikone. 2006 war der Song, das zugehörige Album und der Künstler überhaupt ein Inbegriff von provokanter Berliner Coolness, ein anstößiger Schulhof-Schreck, mit dem unzählige spätere Deutschrap-Fans sozialisiert wurden. Heute ist „Sonnenbank Flavour“ vor allem ein nostalgisches Abbild dieser Zeit und immer wieder ein Anknüpfungspunkt für das Schaffen heutiger Generationen.
Titelstory: Nina Chuba – Auf Touren.
Außerdem im Heft: Interviews mit Blumengarten, Apsilon, Symba, Levin Liam, Olivia Dean, Zartmann und Ennio. Die Geschichte der „She-Punks“, Animes und J-Pop, der erste DIFFI-Comic uvm.